O N E - Der Tag davor

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Es klingelte. So schnell ich konnte packte ich meine Sachen zusammen. Den vollen Rucksack umhängend rannte ich aus dem Klassenraum raus in die Freiheit. Hinter mir konnte ich schon die schweren Schritte hören. Ich wusste was jetzt kommen wird. Schnell drückte ich mich an allen anderen vorbei und raus aus der Schule. Doch keine zehn Sekunden später wurde ich auch schon zur Seite gezogen und gegen eine kalte Wand gedrückt. Mittlerweile war es eigentlich schon mein Alltag. Morgens im Bus, verprügelt. Mittags in der Pause, beleidigt und geschlagen. Nach der Schule, gedemütigt und zusammengeschlagen. So ging es schon seit beinahe drei Jahren, doch jedes Mal werden die Sprüche verletzender und die Schläge härter. Und ich? Ich ging unter all den Hass langsam zu Grunde. Und ich hatte niemanden, der mir hilft.

Kaum erblickte ich das Gesicht der Person vor mir, spürte ich auch schon eine Faust in meinem Magen. Auf dem Gesicht meines Gegenübers bildete sich ein fieses Grinsen, welches mit jedem Schlag breiter wurden. Mit jedem Schlag schwand meine Hoffnung auf Hilfe. Ächzend schlang ich mir schützend meine Arme um meinen Bauch, auf welchem nun bestimmt einige blaue bis lila Flecken zu sehen waren. Und wieder nichts neues. Denn mein Bauch, sowie meine restlichen Körperteile waren übersäht mit Narben und Blutergüssen. Und nein, nicht von mir. Ich verletzte mich nicht selbst. Noch nicht. Denn jeden Tag wurde die Gier danach immer größer und meine Selbstbeherrschung immer kleiner.

Durch einen harten Schlag ins Gesicht wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Sebastian, der fett grinsend vor mir stand, warf mir noch einen beleidigenden Kommentar an den Kopf, ehe er sich umdrehte und zu seinen Freunden ging, die sich bereits hinter uns versammelt hatten und lachten. Sie lachten mich aus.

Mit gesenktem Kopf trottete ich nach Hause. Meine gesamte untere Hälfte schmerzte, sowie mein Gesicht. Wieso immer ich? Reichte es nicht damals aus? Wurde ich nicht schon genug verletzt? Immerhin verlor ich aufgrund meines Vaters nicht nur meine Mutter sondern auch meine Stimme. Aber darüber wollte ich gerade nicht nachdenken. Gerne würde ich an etwas schönes denken, um mich etwas abzulenken, doch das konnte ich nicht. Denn etwas schönes ist mir lange nicht mehr passiert. Mein Leben bestand nur mehr aus Selbstmitleid und Hass. Beinahe jeden Tag nach der Schule lag ich in meinem Bett und weinte. So auch heute. Doch was ich nicht wusste war, dass sich das bald ändern würde.

Sou dat war der erste Teil von Stay. Keine Sorge nur der Part hier ist so kurz. Ich wollte hier nur mal eben reinbringen, wie Manus Leben so ist. Näheres zu seiner Family und so wird in den nächsten paar Parts erklärt. Ansonsten noch nen schönen Abend und gudde Nacht.

Stay [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt