N I N E

1.9K 133 56
                                    

Dieser schöne Moment wurde von dem Arzt, der nicht gerade leise die Tür aufschlug, unterbrochen. Mit neutraler Miene kam er auf uns zu gestapft, während wir in unserer Position verharrten. Keiner von uns beiden wollte sich von dem jeweils anderen lösen, denn eine wohlige Wärme umschlang unsere beiden Körper. So versank mein Kopf, der zwar zum Arzt gerichtet war, immer tiefer in den gemütlichen Stoff von Patricks Pullover.

,,Guten Tag", murmelte der ältere Mann im weißen Kittel und beäugte uns missbillig. Sowohl Patrick als auch ich, was eigentlich klar war da ich nicht sprechen konnte, begrüßten ihn nicht, sondern warfen ihm finstere Blicke zu. Na toll, ein anscheinend homophober Arzt. Wie unreif.

,,Also Herr...", er warf einen schnellen Blick auf sein Klemmbrett, ,,Büttinger. Zu den äußerlichen Verletzungen." Eine kurze Pause, in der nur das ruhige Atmen von uns dreien zu hören war. ,,Es scheinen alle soweit recht gut verheilt zu sein. Kommen wir zu dem etwas größeren Problem. Wie sie vielleicht beide mitbekommen haben, wurden Sie vor einigen Stunden operiert." Patrick warf mir einen beruhigenden Blick zu und zog mich enger zu sich, was mir beinahe unmöglich schien. Der Arzt rückte seine Brille zurecht und hob seinen Blick, schaute mir starr in die Augen ,,Es handelte sich dabei um einen Tumor, den wir schnellstmöglich operieren mussten, da er einige Organe beschädigte, was ihren Herzstillstand erklärt. Er befand sich noch in seinem späten Anfangsstadium, sodass es uns möglich war, ihn zu entfernen. Sobald sie irgendwelche Beschwerden oder Schmerzen haben, kommen sie bitte sofort zu uns. Ansonsten können sie heute schon das Krankenhaus verlassen. Schönen Tag noch!"

Warte was? Tumor? Herzstillstand?

Verwirrt und ängstlich schaute ich auf zu Patrick, dessen Blick nachdenklich an die Wand gerichtet war. Gebannt starrte ich ihn an, hoffte darauf, dass er mir beruhigend zusprach. Doch nichts dergleichen geschah. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich hatte einen Tumor.

Da ich, sowie Patrick, zu sehr in Gedanken vertieft war, bemerkte ich nicht, wie der Arzt das Zimmer verließ. Was mir eigentlich herzlichst egal war. Zu sehr plagten mich seine Worte. Immer und immer wieder hallte das eine Wort in meinem Kopf. Tumor.

Aber der Arzt sagte doch, dass sie ihn entfernen konnten, oder? Verzweifelt raufte ich mir die Haare und entfernte mich von Patrick, der sich noch immer nicht geregt hatte. In Momenten wie diesen sehnte ich mich nach einer stützenden Schulter, an der ich mich ausheulen konnte. Ich dachte, Palle wäre dies ab jetzt für mich, doch gerade war ich mir nicht mehr so sicher. Aber wieso machte ich mir eigentlich solche Sorgen um diesen verdammten Tumor? Die Ärzte konnten ihn entfernen, also war ich geheilt.

,,Manu?", kam leise von der Person neben mir und sofort wurde ich aufmerksam. Gespannt und ihn darauf auffordernd weiterzusprechen, lehnte ich mich an ich und sah ihm tief in die Augen. ,,Wo wohnst du jetzt?", stellte der Junge mit den rehbraunen Augen wenig später die Frage, die mich seitdem ich hier im Krankenhaus war, beschäftigte. Gerade noch hatte ich komplett andere Sorgen, doch ich riss mich zusammen und griff nach meinem Handy. Schnell tippte ich eine Nachricht ein und zeigte diese Patrick. Keine Ahnung. Ich hab kein Zuhause mehr, stand drauf. Als die braunen Augen über die Schrift flogen, weiteten sich diese und er schaute mich bestürzt an.

,,Deine Mutter?" Geschickt tippte ich etwas neues ein. Tot.

,,Verwandte?" Traurig seufzend flogen meine Finger beinahe über die Tastatur. Kenn ich nicht.

Palles Blick wurde mit der Zeit immer besorgter und trauriger. Er sollte nicht wegen mir traurig sein. Schnell nahm ich sein Kinn und hob es so an, dass mich die braunen Augen ansahen. Aufmunternd lächelte ich und drückte den Größeren fest an mich. Kleine Blitze durchzogen meinen Körper, meine Haut kribbelte. Mein Gedanke, ich liebe ihn.

,,Dann kommst du zu mir!", murmelte Patrick plötzlich leise, wahrscheinlich war das nicht für mich bestimmt, doch ich hatte es gehört und ich war froh darüber. Meine Arme drückten den Braunhaarigen noch fester an mich, leicht nickte ich, gerade so, dass Patrick es sehen konnte. Dieser zog zuerst überrascht die Augenbrauen nach oben, doch sobald er verstand, erdrückte er mich beinahe und legte seine Lippen sanft auf meinen Haaransatz. ,,Du kommst zu mir!", schrie er dieses mal um einiges lauter und glücklicher. Stumm fing ich an zu lachen, dieser Anblick, dieses Funkeln in seinen Augen. Er war einfach Zucker.

Hibbelig hüpfte Palle auf und fing an, alles was mir gehörte, was nicht sonderlich viel war, in seinen Rucksack zu stecken, den er erstaunlicher Weise dabei hatte. Quiekend hüpfte er durch das ganze Zimmer und sammelte alles auf, warf ab und zu einen verliebten Blick zu mir. Warte, was? Verliebt? Niemals! Da musste ich mich eindeutig verschaut haben.

,,Ich hab alles, bist du fertig?", fragte mich ein lächelnder Patrick, dessen Augen freudig glänzten. Nickend schritt ich zu ihm und hackte mich bei ihm ein, so wie er es von mir verlangte. Wie zwei Junkies auf Drogen schlenderten wir grinsend durch die Gänge des Krankenhauses und schließlich zu Patricks Wohnung. Zwar bekamen wir ziemlich oft komische Blicke zugeworfen, doch uns war es völlig egal. Wir waren glücklich. Der Tumor und mein Vater waren vergessen.

Hi Leute, na? Wie hat euch das Kapitel gefallen. Ja ich weiß, alles irgendwie durcheinander gewürfelt aber was solls. Schreib das gerade nachts, bin eben draufgekommen, dass ich ja noch ein Kapitel für morgen (heute) brauch. Also ja.

Beschwerden in die Kommentare, versuche alles beim nächsten Kapitel zu klären.

Natürlich Feedback wie immer in die Kommentare.

Stay [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt