T H I R T E E N

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Irgendwann wurde ich wieder wach, diesmal ganz von selbst. Obwohl ich immer noch extrem müde war, konnte ich nicht mehr einschlafen. Verschlafen rieb ich mir über die Augen und warf einen kurzen Blick neben mich, wo ich eigentlich Palle vermutete. Doch die Seite war leer. Da fiel es mir wieder ein, ich lag doch auf ihm. Oh Gott ich musste ihn ja zerdrückt haben.

Panisch drehte ich mich um und starrte auf das Kissen. Naja, vielleicht war ich ihm zu schwer und er ist einfach gegangen. Kann ja sein.

Gähnend stieg ich aus dem nun leeren Bett und schlurfte ins Bad. Vor dem Spiegel blieb ich stehen und betrachtete mich. Meine viel zu langen Haare hingen glanzlos von meinem Kopf und umrandeten mein hässliches Gesicht. Ich blickte geradewegs in zwei fahle grüne Augen. Meine Lippen waren spröde und dünn, meine Nase zu groß und schief.

Seufzend glitt mein Blick auf meinen Körper. Ich strich zitternd über meinen Bauch, versuchte, ihn einzuziehen. Doch selbst dann sah ich einfach viel zu fett aus. Biste ja auch, ne fette hässliche Schwuchtel.

Wie richtig diese Stimme doch lag. Schon lange bevor ich Patrick kennengelernt habe, war diese Stimme immer bei mir. Sie gab mir hilfreiche Tipps. So auch heute.

Friss nichts mehr, vielleicht kann dich dann wer leiden. Außerdem bist du eh schon viel zu fett.

Grinsend nahm ich den Vorschlag an und stieg erstmal in die Dusche. Ich ließ das heiße Wasser über meinen hässlichen Körper prasseln und dachte nach. Vielleicht mag mich Palle ja dann noch mehr, wenn ich ein bisschen abnehme. Bisschen. Bist du dumm? Ziemlich viel.

Naja, aber hatte er vorhin nicht noch gesagt, dass er mich liebt? Das hast du dir bestimmt nur eingebildet. Niemand könnte dich lieben.

Genau, das hatte ich mir eingebildet. Er könnte mich nicht lieben, ich war viel zu fett. Und hässlich.

Nachdem ich mich noch eingeseift und dies auch abgewaschen hatte, stieg ich wieder aus der warmen Dusche und mir wurde augenblicklich eiskalt.

Zitternd griff ich nach einem Handtuch und wickelte mich damit ein.

Trocken und mit neuen Klamotten stand ich nun vor der Tür. Doch irgendetwas in mir sagte mir, ich müsste noch etwas erledigen. Aber was?

Diese Stimme in mir murmelte leise etwas, ich konnte es gerade noch so verstehen.

Da die Stimme immer richtig lag, machte ich auch dieses mal das, was sie mir sagte.

Also schlich ich zu einem Regal und durchsuchte es nach etwas sehr wichtigem.

Etwas eiskaltes berührte meine Fingerspitzen und ließ mich zusammenzucken. Sollte ich wirklich?

Wie in Trance umfasste ich dieses Etwas und zog meine Hand langsam zurück.

Ich fühlte mich komisch, als wäre ich nicht in der Lage meinen Körper zu kontrollieren. Verwirrt wollte ich dieses kalte Metall in meiner Hand wieder zurücklegen. Doch.. ich konnte es nicht.

Mein Köper bewegte sich und ich konnte nichts dagegen machen. Ich war nicht mehr Herr meines eigenen Körpers.

Jetzt bin ich dran!, schrie die Stimme und drückte meine Hand stärker zusammen, sodass sich die Klinge in dieser in meine Haut bohrte. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper. Ich wollte schreien, dass es aufhören soll, doch ich konnte nicht. Verdammte Scheiße!

Ein verrücktes Grinsen schlich sich auf meine Lippen und die Hand, in der die Klinge lag, wanderte zu meiner anderen. Mein Ärmel wurde hochgekrempelt und die Klinge an meine Haut gesetzt. Hör auf!, dachte ich und Tränen liefen über meine Wangen. Ich will das nicht.

,,Kleiner, bin wieder daaa!", trällerte ein fröhlicher Patrick durch das Haus und ließ mich erstarren. Anscheinend brachte das auch die Stimme aus der Fassung, sodass ich wieder die Kontrolle übernehmen konnte und die Klinge panisch wegschmiss. Ich raffte mich auf und schlich mit wackeligen Knien zurück ins Schlafzimmer. Was war das für ne kranke Scheiße?

Es ist noch nicht vorbei, ich werde mein Werk vollenden!

Die Stimme schrie auf und ich hielt mir reflexartig die Ohren zu, doch das brachte nichts. Was für eine Überraschung. Nach einiger Zeit verstummte der Schrei und ich atmete erleichtert auf.

Bis ich realisierte, was die Stimme gesagt hatte. Sie wird es noch einmal machen. Sie wird es noch einmal schaffen. Doch das nächste Mal wird kein Palle da sein, der mich rettet.

Oder doch?

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