➥ 29

12.3K 1K 432
                                    

An diesem Tag schneite es ausnahmsweise mal nicht, doch das Wetter war düster und trüb als alle Trauernden aus der Kirche gingen und dem Pfarrer still hinterher schritten.
Auch ich war natürlich unter dieser Menge und neben meinen Eltern, die jeden Moment nur darauf warteten, dass ich zusammenbrach.

Ich schaffte es dennoch bis zu dem Grab und mit schlotternden Knie hörte ich nur so halbwegs zu, was der Pfarrer sprach.

Drei Tage nach Taehyungs Tod war die Beerdigung, weshalb viele Menschen kamen, die ich zuvor noch nie sah. Unter anderem auch war sein Vater hier direkt neben mir, sowohl ebenfalls meine Freunde.

Ich hoffte in diesen drei Tagen, dass ich wieder aufwachen und zum zweiten Mal merken würde, dass alles nur ein Traum war, doch das war es nicht.

Taehyung, mein fester Freund, strab an den Folgen eines Schusses, der eigentlich an mich gerichtet war.

Ich hasste mich deswegen, spielte mit dem Gedanken mich umzubringen, doch irgendetwas in mir, wehrte sich enorm dagegen.
Es schien fast so, als würde eine unsichtbare Magie meinen eigenen Tod verhindern wollen....

Doch ich war froh, dass ich es nicht getan habe. Chiron war Schuld an dieser ganzen Situation und ich schwöre zu Gott, ich hätte ihn mit meinen eigenen Händen umgebracht, wenn er nicht schon längst hinter Gittern wäre...

Taehyung und ich waren ein Paar, das zusammenhielt, egal was auch passieren würde... das haben wir und geschworen.
Auch wenn unsere Beziehunh nicht lange war, war die dafür so tiefgründig, wie ich es noch nie erfahren habe dürfen.
Er hat mich beschützt und deshalb mit seinem Leben bezahlt, was ich mir trotzdem niemals bis an mein Lebensende verzeihen werde.
Aber mein Leben damit selbst zu beenden, wäre ein großer Fehler.

Taehyung wäre sicher ebenfalls enttäuscht von mir und vorallem, durfte ich nicht nur an mich denken, sondern auch an meine Freunde.

Nur durch Tae's Liebe bekam ich diese.
Nur durch seine Liebe, wurde mir die Welt geschenkt.

Wenn ich daran dachte, wie ich gemobbt wurde, täglich zusammengeschlagen wurde, dann wäre es so dumm und selbstsüchtig von mir, mir mein eigenes Leben deshalb zu nehmen.

Ich sollte dankbar sein. Taehyung hat mir so viel geholfen und das nicht nur in Mathe.

Er hat mich wieder aufgebaut, von meiner Seele jeden einzelnen Splitter gesucht und alles wieder zusammen gebastelt.
Er hat mir jeden Tag ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, was er heute auch noch tat.

Auch wenn er nicht mehr körperlich präsent war, war dennoch sein Gemüt stets bei mir.
Ich spürte irgendetwas, dass mir ständig ein Kribbeln durch den Magen schickte...

Irgendetwas Unsichtbares war seit diesen drei Tagen immer in meiner Nähe.

All das überzeugte mich, mein Leben zu schätzen.
Ich war nicht mehr alleine, so wie vor ein paar Monaten.

Ich hatte Jin, Namjoon, Yoongi, Jimin, Hoseok, meine Eltern und Taehyungs Vater zählte schon lange zu meiner Familie dazu.
Niemals würde ich es mir erlauben, all diese Menschen zurück zulassen.

Dafür liebe ich sie alle viel zu viel, auch wenn die Liebe zu Taehyung immer noch die Größte war.

Aber er war bei mir, das fühlte ich, und er passte auf mich auf.... wie ein Schutzengel.

Taehyung war mein eigener Schutzengel.

Ich zuckte auf als der Pfarrer seine Rede zu Ende hatte und die wunderschön verzierte Urne mit Taehyung's Asche in die Erde versenkt wurde.

Still rollten tausend Tränen über meine Wangen, die vermutlich auch noch das Wetter schlechter werden ließen.
Ein starker Wind zog auf und die Bäume des Friedhofes schwangen gefährlich umher, weshalb es auch dementsprechend kalt wurde.

"Komm Jungkook... gehen wir", hörte ich meine Mutter, nachdem dieses ganze Ereignis offiziell beendet war und alle Leute auch schon durch das Tor der Gräber huschten, um zu einem warmen Plätzchen zu kommen.

Ich jedoch schüttelte den Kopf und blieb wie verankert im Boden stehen.

"Geht bitte schon vor. Ich möchte ihm noch etwas sagen... vielleicht ist er hier", murmelte ich mit gebrochener Stimme.

Meine Eltern zögerten kurz, doch ließ mich schließlich tatsächlich ohne ein weiteres Wort alleine, woraufhin ich anfing zu reden.....

Bunny 2  ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt