P.O.V Stegi
3 Jahre schon. 3 Jahre lang stand ich jeden Tag dort. Bei ihm. 3 Jahre lang, jeden Tag. Bei Regen, Wind, Hagel, Schnee oder brennende Hitze.
Genau heute waren es 3 Jahre. 3 Mal war die Erde schon um die Sonne gekreist. 1095 mal um sich selbst. Und ich hatte die Zeit hier verbracht.
Den Weg von meiner kleinen Dachwohnung bis hier her konnte ich schon blind. Ich lief ihn im Traum. Kannte gefühlt jeden Stein und jedes Blatt.
Und irgendwann, irgendwann wird es auch mein zu Hause sein. Der Ort wo ich schon jetzt die meiste Zeit verbrachte, würde ich irgendwann ebenfalls nie wieder verlassen.
So wie er. Tim.Mit verschwommener Sicht strich ich über die eingravierten Buchstaben. Wie oft hatte ich das schon getan? Wie oft hatte ich den kalten Stein schon unter meinen Fingern gespürt?
Zu oft? Gab es überhaupt ein zu oft?
War ich schon zu oft hier um meinen Ex zu besuchen?
Auch wenn Ex nicht unbedingt die richtige Bezeichnung war. Den Ring trug ich immer noch an meinem Finger. Seit damals. Seit er ihn mir breit grinsend an den Finger gesteckt hatte.Ich erinnerte mich noch genau an den Moment.
Wie eine Katze vor dem Fischglas sass er damals vor dem Laptop. Ich wusste genau worauf er wartete.
Auf die Ergebnisse. Auf die Abstimmung der gleichgeschlechtlichen Ehe.
Aufgeregt hockte er vor dem Bildschirm und liess die Seite im Sekundentakt neu laden bis er irgendwann juchzend aufsprang.
„Ja! Ja!", jubelnd fiel er mir in die Arme, „Ja."
Schnell drückte er mir einen Kuss auf, eh er auch schon langsam auf die Knie rutschte.
Seine Hand verschwand kurz in seiner Hosentasche und zog eine kleine schwarze Schachtel heraus.
Freudentränen stiegen mir ins Gesicht und energisch nickte ich.
„Willst du, Stegi, jetzt wo's erlaubt ist und wir nichtmal mehr in ein anderes Land dafür müssen", er machte eine Kunstpause und grinste breit vor sich hin, „Stegi, willst du mich heiraten."
Ein viel zu hohes „ja" und energisches Kopfnicken waren meine Antwort und breit grinsend nahm er meine Hand in seine. Sanft streifte er den wunderschön glänzenden Ring über meinen Finger und verharrte kurz in seiner Bewegung. Als würde er den Moment speichern wollen.
Er sah mich an, ich ihn.
Und dann küsste er mich. Er küsste mich, wie er mich noch nie geküsst hatte. Wie mich noch nie jemand geküsst hatte.
Es war pure Liebe. Pure Energie. Als würde er all seine Lebenskraft in diesen Kuss hineinversetzen. Als würde er wissen, dass er nur wenige Wochen später hier liegen würde. Als wüsste er, was passieren würde.Ich würde so einen Kuss nie mehr bekommen. Aber wollte ich das? Wollte ich jemals wieder so geküsst werden wie damals? Nein. Nein, wollte ich nicht.
Ich wollte generell niemanden mehr küssen. Nur eine einzige Person. Und diese Person lag genau unter mir. Etwa 5 Meter unter der Erde.
Gekleidet in dem Wunderschönen Anzug, den er sich für unsere Hochzeit gekauft hatte. Augen geschlossen, als wäre er wiedermal auf der Couch eingeschlafen.
Und ich hier. Über ihm auf der kalten Erde sitzend. Die Blumen mit meinen Tränen tränkend.
Selbst nach den 3 Jahren vermisste ich ihn noch so wie am Anfang.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken. Schaute in die dichten Wolken.
Tränen liefen mir ununterbrochen die Wangen herab. Tropften auf meine Hosen.
„E-er fehlt mir so... kannst.. du ihn mir b-bitte zurück geben?"
Ich sackte zusammen.
„Bitte...?"
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YouTuber - OneShots.
FanfictionEine kleine OneShot-Sammlung. Ich schreibe hier irgendwelche OneShots, die mir gerade so im Kopf rum schwirren. Ich schreibe unglaublich gerne und gebe auch mein bestes, aber bitte erwartet hier keine Autor-gleichen Geschichten. Es ist lediglich...