Ewige Vergänglichkeit

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Heute mal nur wenige Worte, dafür wieder ein bisschen traurige. Ich hatte eigentlich nicht vor so viel trauriges zu schreiben und dann wird es doch immer irgendwo traurig bei mir.

Das Gedicht ist von Marie Luise Kaschnitz (Am Strande) und ich lese es immer wieder gerne. Es gehört zu der langen Liste meiner Lieblingsgedichte und das obwohl es im Gegensatz zu den anderen auf dieser Liste doch echt simpel erscheint. Man muss nur kurz genauer hinsehen und man erkennt wie schön und komplex es doch wirklich ist. Da es ein ganz besonderes Gedicht für mich ist habe ich es für dieses Kapitel ausgewählt.

Also dann zündet die 2. Kerze nochmal an, wenn sie noch nicht brennt und habt einen schönen Tag! ;)

Ewige Vergänglichkeit

Hermione stützte sich stark auf den Gehstock in ihrer rechten Hand als sie den schmalen Steg entlang humpelte. Als ihre nackten Füße auf den Sand trafen fühlte sie sich sofort zurück versetzt, in ihre Vergangenheit, in die Zeit mit ihrem Mann. Damals hatten sie gedachten sie hätten noch ewig eine gemeinsame Zukunft und dann war der Tod plötzlicher gekommen als erwartet.

Jeden Tag vermisste sie ihn schrecklich und es war noch schlimmer seit Harry sie hier an den Strand quatiert hatte. Hier erinnerte sie alles an Severus, denn sie waren oft am Meer gewesen.

Er hatte diese Ruhe geliebt und sie seine Nähe und das Klima. Es hatte ihren vom Krieg geschundenen Körpern gut getan und als sie zueinander fanden waren beide nun nicht mehr die Jüngsten.

Dennoch hatte keiner gedacht, dass Severus so schnell gehen würde. Gerade einmal sieben Jahre hatte das Leben ihnen gegönnt und dann war er einfach fort gerissen worden. Jetzt hatte sie niemanden mehr. Nur Harry sah ab und an bei ihr vorbei, aber er selbst trauerte um seine geliebte Ehefrau. Ginny war ein halbes Jahr nach Severus gestorben und Hermione hatte erneut eine Welt zusammen brechen sehen.

Wenn sie heute an beide dachte dann zeichnete sich der Schmerz in ihren Augen, aber auch die Liebe.

Schmerzlaute entkamen ihr als sie sich in den Sand setzte.

Hermione starrte vor sich hin und dachte nach, dachte an alte Zeiten, an Ginny und an Severus.

Heute sah ich wieder dich am Strand

Schaum der Wellen dir zu Füßen trieb

Mit dem Finger grubst du in den Sand

Zeichen ein, von denen keines blieb.

Ganz versunken warst du in dein Spiel

Mit der ewigen Vergänglichkeit

Welle kam und Stern und Kreis zerfiel

Welle ging und du warst neu bereit.

Lachend hast du dich zu mir gewandt

Ahntest nicht den Schmerz, den ich erfuhr:

Denn die schönste Welle zog zum Strand

Und sie löschte deiner Füße Spur.

Ihre Finger fuhren durch den Sand, zeichneten Kreise für die Ewigkeit und der Schmerz in ihrem Blick verriet ihre Gedanken.

Wäre Severus noch hier... Er hätte sicher für sie gesorgt und alles daran gesetzt, dass sie nicht mehr unter diesen grausamen Fluchschäden zu leiden hatte. Wer hätte gedacht dass einmal solche Spätfolgen auftreten würden?

Hätte er sie auch gehabt? Hermione war froh dass er ohne Schmerzen gestorben war.

Sein Tod war ein für ihn sehr angenehmer gewesen. Er hatte in ihren Armen gelegen, am Meer, seinem Lieblingsort. Was hätte es schöneres für Severus Snape geben können, als in den Armen einer Frau zu streben, die er liebte und die ihn liebte, ungestört und in völligem Frieden. Er hatte es sicher als einen schönen Tod gesehen, als die schönste Welle zum Strand gezogen war und seine Spuren löschte.


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