16. Kapitel

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Ich habe ihn nicht gefragt, wieso wir früher mal quitt waren - habe ich ihn beim ersten Anschlag nicht auch gerettet?
Stattdessen sitzen wir noch da, reden über alles mögliche, und es fühlt sich immer noch so an wie früher, wie ich erleichtert feststelle.
„Wenn wir uns an den Plan halten wollen, müssen wir jetzt rennen", grinst Avi, als wir einige Minuten später aufstehen.
Der Schmerz in meiner Hüfte ist wieder abgeklungen, weswegen ich seufzend zustimme.
Avi meinte es ernst, als er sagte, dass wir rennen müssen, und so folge ich ihm, etwas aus der Kondition, wobei er um potentielle Stolperfallen immer wieder einen riesigen Bogen macht.
So laufen wir schweigend etwa drei Minuten, bis der Sänger stehen bleibt.
„Ich muss dich jetzt wieder erblinden lassen", gluckst er und hält das Tuch hoch.
Seufzend drehe ich mich um, immer noch außer Atem.
Anders als Phips vorhin schafft Avi es tatsächlich, mir kein Haar zu krümmen, wofür ich mich grinsend bedanke.
Eine Antwort bekomme ich darauf nicht mehr, und als nur wenige Sekunden später jemand seinen Arm um meine Schultern legt, verstehe ich, dass sie schon wieder heimlich meinen Begleiter ausgetauscht haben.
Ich lasse mich also führen, ohne Protest einzulegen, denn mir ist bewusst, dass ich die Person neben mir sowieso nicht zum Sprechen bringen kann.
Irgendwann wird mir das Tuch wieder abgenommen, und ich stelle verblüfft fest, dass Esther und Kevin vor mir stehen.
„Überraschung", grinst Esther.
Gemütlich spazieren wir weiter, während wir über Pentatonix reden.
„Sucht ihr schon nach einem neuen Bass?", frage ich irgendwann, als ich den nötigen Mut aufgebaut habe.
„Seit Avi es mir gesagt hat. Wir haben sogar schon eine nähere Auswahl", antwortet Esther.
„Ich hätte ehrlich gesagt nie gedacht, dass es so schwer sein kann, jemanden zu finden, der zu uns passt. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass wir es jemals tun müssen", seufzt Kevin.
„Avi ist am engagiertesten bei der Suche. Er will auf gar keinen Fall, dass Pentatonix wegen seinem Austritt leidet", meint Avis Schwester mit einem leichten Lächeln.
Esther sieht traurig aus, und ich kann sie verstehen.
Die Aufgabe, dem Fandom einen neuen Bass anzudrehen, welcher auch noch gut in die Gruppe passt, die sich schon in- und auswendig kennt, kann unmöglich eine leichte Aufgabe sein.
„Ich hoffe, du kommst wieder mit nach Amerika? Avi war im letzten halben Jahr überhaupt nicht mehr er selbst, er hat die ganze Zeit nach dir gefragt. Mitch hat ja mit Lucia geschrieben."
„Eigentlich wollte ich Lucia hier nicht schon wieder alleine lassen, aber ich hab immer noch ein paar Dinge zu klären, glaube ich", meine ich mit einem schiefen Grinsen.
Wahrscheinlich würde meine beste Freundin es auch nicht zulassen, dass ich bei ihr bleibe, weil sie weiß, wie sehr ich die Zeit mit Pentatonix genossen habe.
„Sie hat uns schon gesagt, dass wir dich zur Not entführen sollen", gluckst Kevin.
„Ich denke, das wird nicht nötig sein. Auch, wenn ich sie höchstwahrscheinlich wenig später ebenfalls entführen würde, Ausbildung hin oder her", lache ich.
„Mitch und Scott haben schon angeboten, dich aufzunehmen, aber ich weiß nicht, ob du das willst", informiert mich Esther schmunzelnd.
„Kirstie und ich sind noch nicht wirklich mit Umziehen fertig, um ehrlich zu sein. Alle Räume stehen noch voller Kartons. Sonst würden wir dir auch anbieten, dass du zu uns kommst", meint Kevin.
„Avi bleibt ja noch eine Weile, zu ihm kannst du bestimmt auch. Er würde sich wahrscheinlich freuen, jemanden bei sich zu haben. Er beschwert sich immer, weil es so einsam ist", verrät Esther.
„Was ist mit Phips?", weiche ich aus.
Ich weiß nicht, weshalb ich auf einmal Angst davor habe, so viel Zeit in der Nähe des Basssängers zu verbringen.
Vielleicht, weil ich mich nicht schon wieder daran gewöhnen will, nur um wenig später in einem Krankenhaus in Deutschland aufzuwachen, tausende Kilometer entfernt von ihm.
„Die kommt erst in einem Jahr zurück. Wir tippen ja darauf, dass sie jemanden kennengelernt hat", schmunzelt Esther.
„Ich verspreche dir, Avi beißt nicht", meldet sich auf einmal Mitch von der Seite.
Ich nicke nur und beobachte Scott, der aus einem Busch kriecht, während Esther und Kevin verschwinden.
„Wir müssen ein ernstes Wörtchen mit dir sprechen, Amari", meint der Blonde, nachdem er jeden Ast aus seinen Haaren gezupft hat.


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Und hiermit lasse ich euch jetzt bis zum 09.01.18 alleine, weil ich nächste Woche unterwegs bin (was mir ehrlich gesagt gelegen kommt, weil ich wegen diversen Ereignissen etwas überfordert mit Weiterschreiben bin. Ich will ja keine Namen nennen, aber Trisha nimmt mich mit -.-).
Ich wünsche euch allen einen guten Rutsch! :)

Portrait (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt