Kapitel 1

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Elena streckte sich. Das Bett des Kinderheims knarrte leise. Sie schaute sich um. Neben ihrem Bett das Fenster. Die blauen Vorhänge waren wie jeden Morgen zugezogen. Die drei weiteren Betten im Raum waren wie immer besetzt. Die drei Mädchen darauf schliefen noch.
Elena ließ sich in Ihr Kissen zurückfallen und schob ihr Lieblingskuscheltier, einen Hasen von sich. Schon sechs Jahre waren vergangen, seitdem sie hier abgeliefert worden war. Sie wusste nicht, wer ihre Eltern und Verwandten waren.
Sie wusste nur, dass die Erzieherinnen nicht gern mit ihr darüber sprachen. Sie seufzte.
Der Gong zum Essen ertönte. Elena ließ sich aus dem Bett gleiten uns zog sich an.
Sie war immer die erste, die zum Essen herunter kam.
Schnell schnappte sie sich ein Teller und setzte sich an den langen Tisch. Nach und nach trudelten die anderen ein.
"Bevor wir mit dem Essen anfangen habe ich noch etwas zu verkünden: heute kommt ein junges Paar. Es möchte sich ein Mädchen von euch aussuchen. Seid also nett zu unserem Besuch, damit eine von euch ein besseres Leben bei ihnen anfangen kann", meinte die Leiterin des Kinderheims.
Elena wurde sofort angespannt. Sie wollte hier raus. Alles war langweilig und öde. Würde sie heute die sein, die das Paar mitnehmen würde? Sie hoffte es.
Nach dem Frühstück mussten die Kinder aber immer erst in die Schule.
Die Schule empfand Elena als einzige Abwechslung in ihrem Leben. Sie strengte sich deshalb auch sehr an.

Der Nachmittag kam und als die Klingel ertönte sprangen alle herbei. Sie stellten sich in einer Reihe auf, so war das immer, wenn jemand kam.
Das Paar kam endlich und war erst etwas überrascht, wie die Mädchen sich so diszipliniert verhielten. Dann ließen sie sich die Kinder vorstellen.
Als Elena an der Reihe war war sie noch aufgeregter als sonst, wenn Leute kam. Das Pärchen sah nett aus. Freundlich sah ihr die Frau in die Augen. Elena senkte den Blick.
Die Frau lächelte noch freundlicher und Elena ließ sich anstecken. Dann kam das nächste Mädchen dran.
Als sie sich alle angeschaut hatten verschwanden die beiden mit der Heimsleiterin in deren Büro. Die Mädchen sollten wieder zurück auf ihr Zimmer. Morgen würde das Pärchen wieder kommen und das Mädchen mitnehmen, das sie sich ausgesucht hatten.
Elena konnte über Nacht vor Aufregung schlecht schlafen. So aufgeregt war sie.
Am nächsten Tag konnte die Schule für sie nicht schnell genug herumgehen.
Mittags war sie richtig schrecklich aufgeregt und als es an der Tür klingelte konnte sie vor Aufregung kaum stillhalten.
Die Kinder hatten sich wieder in einer Reihe aufgestellt. Elena zappelte herum, obwohl sie ihrem Körper befahl still zu halten.
Der Mann lächelte in die Runde.
"Wir suchen uns heute jemanden von euch aus. Wir hoffen, dass es euch bei uns gefallen wird,"fing die Frau an.
"Wir haben uns jemanden überlegt, ein sehr nettes Mädchen, von Anfang an sympathisch," fügte der Mann hinzu.
Elenas Herz klopfte wie wild. Würde sie es sein, oder würde es ein anderes Mädchen sein?
"Es ist...", fing der Mann an.
Elenas Herz sprang Trampolin in ihrer Brust.
"...Maria",endete der Mann seinen Satz.
Elena hätte sich am liebsten in ihr Bett verkrochen und geweint. Nicht nur deshalb, dass sie nicht die war, die mitdurfte. Maria war auch eine ihrer Freundinnen gewesen.
Maria trat vor. Sie strahlte. Erst wurde sie von der Frau und dann von dem Mann umarmt.

"Damit sie aber nicht so allein ist, haben wir uns überlegt noch einer von euch ein neues Zuhause zu schenken", meinte der Mann plötzlich. Elena horchte Augenblicklich auf und sie atmete schnell. Entweder würde sie das sein oder eine der anderen Mädchen. Ihre Chancen standen eins zu dreizehn.
"Elena, du bist so ein nettes Mädchen, du sollst auch mitkommen",sagte die Frau. Die Anspannung platzte in Elena wie ein Luftballon.
Sie rannte zu ihren neuen Eltern hin und umarmte sie glücklich.

Eine halbe Stunde später halfen ihr ihre neuen Eltern ihre Kleidungsstücke, ihren Kuscheltierhasen, die Schulsachen und die ganzen anderen Sachen in einen Koffer zu packen und mit Marias Koffer in den kleinen Wagen zu laden.
Darauf folgte eine Verabschiedungsszene, bei der viel gelacht und auch geweint wurde und als Elena in ihrem Kindersitz im Auto ihrer neuen Eltern neben Maria vom Kinderheim wegfuhr war es für sie, als würde bald ein neues Leben anfangen. Sie hatte endlich Eltern.

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