Kapitel 13

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Merlania verteilte die Nachricht im ganzen Gefängnis.
Man konnte fast die Anspannung und Vorfreude, aber auch ein wenig Angst von jedem Gesicht ablesen.

Sobald die Wächter das Abendessen verteilt hatten und alle aufgegessen hatten nickten sich Kel und Merlania zu. Beide ließen zur selben Zeit eine Flamme aus ihrer Hand erscheinen. Sie richteten ihre Hände aufeinander und wie auf einem unsichtbaren Faden krochen die Flammen aufeinander zu. Als sie sich berührten begannen beide in alle Richtungen zu sprühen und überall wo sie auftrafen brannten sie Gitterstäbe und Mauern weg, denn das Feuer, das bei einem Imperium entstand konnte auch Stein, Eisen und sonstige Sachen verbrennen.

Merlania und Kel waren als erstes befreit. Sie hielten weiterhin die Verbindung in Stand und nach und nach waren alle Gitterstäbe abgebrannt.
Ein großes Loch öffnete sich in der Wand und alle Erfnurbs rannten hinaus in die Nacht.
Kel und Merlania gingen als letztes und lösten die Verbindung auf.
Kaum waren sie draußen hörten sie auch schon die Panzertüre krachen und die Urven rufen.

So schnell es ging rannten sie von ihrem Gefängnis weg. Es war der Keller eines hohen Gebäudes, mitten in der Stadt. Die Flammen machten sich schon am nächsten Stockwerk zu schaffen.

Sie duckten sich in Seitenstraßen, wenn Polizei-und Feuerwehrautos vorbeifuhren, erreichten endlich den Stadtrand.

Sie kamen auf einen Hügel hinauf und sahen die riesige Rauchsäule inmitten der Stadt aufsteigen. Die beiden sahen sich an und um beide Mundwinkel spielte ein lächeln. Sie hatten es wirklich geschafft.


Elena war herumgeirrt, den ganzen Tag über gelaufen. Nun war es Abend geworden. Sie hatte einen Wald erreicht und kletterte dort auf einen Baum, um die Nacht zu verbringen. Dort oben fühlte sich sich einfach sicherer.
Bald darauf war sie eingeschlafen.


Kel und Merlania waren auf dem Weg zum Zentrum der Erfnurbs. Es war eine riesige, unterirdische Stadt, die durch einen Bunkereingang zu erreichen war, aber strengstens bewacht wurde.
Sie liefen durch die Nacht hindurch. Nachts waren keine Urven unterwegs, da dies die "dunkle" Zeit war. Erfnurbs kamen auch tagsüber vor die Tür. Erfnurbs waren eben anders.

Bei Morgengrauen erreichten sie einen Wald.


Elena wachte mit dem ersten Vogelgezwitscher auf. Sie wollte gerade von dem Baum steigen, als sie Stimmen hörte.


Es waren zwei Leute. Ein Teenager und eine Frau. Sie waren in schwarz gekleidet, welches bei dem Jungen aber eher Fetzen waren. "Ich habe schon dem Präsidenten Bescheid gesagt, dass wir ins Zentrum kommen", sagte die Frau.
Elena hatte ein kleines Puzzle vervollständigt. Diese Menschen mussten ebenfalls Erfnurbs sein.

Sofort kletterte Elena den Stamm hinunter. Als die beiden sie sahen zückten sie ihre Schwerter, als sie aber bemerkten, dass Elena ebenfalls schwarze Kleidung anhatte steckten sie diese wieder weg.

"Ihr seid also auf dem Weg ins Zentrum? Kann ich mich da anschließen? ", fragte Elena vorsichtig. Sie musterte die beiden eingehender.
Als sich ihre Blicke mit denen des Jungen trafen hatte sie plötzlich ein seltsames Gefühl im Magen. Schmetterlinge.
Wirklich Schmetterlinge. Mit zehn Jahren verliebte sie sich in einen Jungen, der mindestens drei Jahre älter war.
Da bemerkte sie, dass der Junge sie auch etwas verträumt ansah.
Dann wurde sein Blick plötzlich verwirrt.
"Wartet mal, Merlania und du, ihr seht euch irgendwie ähnlich", meinte er.
Die Frau, die anscheinend Merlania hieß hatte plötzlich ebenfalls einen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht.
Sie schien kompliziert nachzudenken. Elena bemerkte auch, dass sie das Gesicht der Frau schon von sich her kannte.
Aber wie konnte das sein? War es nur Zufall?

"Lasst uns weitergehen", sagte Merlania plötzlich,"vielleicht fällt uns auf dem Weg mehr dazu ein".

Als sie schon eine ganze Weile gelaufen waren wurde es allmählich Abend. Sie einigten sich darauf zu schlafen. Als erstes sollte Kel Nachtwache halten, dann Merlania, zum Schluss Elena und dann wieder von vorne. Es liefen zwar keine Urven herum, die sie entdecken könnten, aber sicherer war es auf jeden Fall.

Elena war schnell eingeschlafen. Sie war noch müde von dem laufen und wachte erst auf, als Merlania sie weckte.
"Was ist los?", fragte Elena, als sie bemerkte, dass es noch Nacht war.
"Du hast jetzt Wachdienst", antwortete Merlania.
Elena rieb sich die Augen. Dann setzte sie sich hin.
"Ich kann dir bei deiner Wache helfen", meinte Merlania.
"Das wäre nett", entgegnete Elena.
Merlania setzte sich neben sie.

Nach einer Weile fing sie an zu reden:" Ich möchte dir eine Geschichte erzählen". Sie sah zu Elena hin. Diese sah sie erwartungsvoll an. Merlania holte tief Luft und fing an. "Vor einigen Jahren wurde ich Anführerin der Erfnurbs. Das ging einige Jahre gut und so, bis die Nachricht kam, das Cermanus, der Anführer der Urven gegen uns kämpfen wollte. Das Erfnurbs und Urven kämpfen ist ja nichts neues, aber...", sie stockte.

"Du musst mir versprechen von dem, was jetzt kommt niemandem etwas zu erzählen", forderte sie Elena auf. "Ich werde es niemandem erzählen, versprochen", entgegnete sie. Sie war schrecklich gespannt auf diese Geschichte, die Merlania ihr erzählen würde.

Merlania nickte und fing erneut an. "Also, die Sache hatte damals einen Haken: Ich war schwanger. Und noch dümmer war, dass der Vater ausgerechnet Cermanus war. Ich habe ihn geliebt", fügte sie hinzu und blickte dann traurig in die Nacht hinaus.

Elena wartete geduldig, bis Merlania weitermachte. "Der Kampf kam und wir hatten fast gewonnen. Doch dann wurde ich von einigen Urven überwältigt und gefangen genommen. Durch meine Verhaftung konnte Cermanus die Erfnurbs dazu zwingen wenigstens kurz aufzuhören zu kämpfen. Als sie mich wegbrachten habe ich ihnen zugerufen sie sollen weiterkämpfen. Der Kampf ging am Schluss schlecht aus. Für beide Seiten.

Ich auf jeden Fall war in dem Gefängnis. Ich bekam mein Kind und Cermanus wollte es auf der hellen Seite behalten. Ich sträubte mich jedoch dagegen und forderte, es in ein Kinderheim zu bringen, damit es unparteiisch aufwächst. Du errinnerst mich so stark an meine Tochter", schloss sie. Elena stockte der Atem. Ein Kinderheim?! Dann hätte sie das Mädchen vielleicht getroffen. Oder war sie es? Sie erinnerte sich daran, was die Erzieherinnen immer darüber gesagt hatten, wer sie hergebracht hatte.

"Ich bin auch in einem Kinderheim aufgewachsen. Die Erzieherinnen sagten immer ich sei von Leuten in weißen Anzügen hergebracht worden", sagte sie zu Merlania. "Und du siehst mir ziemlich ähnlich. Mir und Cermanus", fügte Merlania hinzu. "Das kann doch kein Zufall mehr sein", meinte Elena. "stimmt", entgegnete Merlania.

Eine Zeitlang sahen sie sich einfach nur an. Dann fielen sie sich um den Hals. Weinten, lachten, drückten sich und Elena sog den Geruch Merlanias ein. Vielleicht täuschte sie sich. Aber er kam ihr vertraut vor.

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