Solange Max noch bei mir war, ging es mir eigentlich recht gut. Doch als er mich zum See fuhr, damit ich mein Auto holen konnte, ging meine Laune wieder nach unten. Kaum saß ich dann alleine im Auto, gewannen meine schlechten Gedanken die Oberhand.
Ich fragte mich die ganze Zeit, wo Ana jetzt war. Zuhause konnte sie wohl nicht bleiben, wenn sie nicht von der Polizei gefunden werden wollte. Und so wie ich Ana kennen gelernt hatte, wusste sie das um jeden Preis zu vermeiden. Das bedeutet allerdings, dass sie anderswo unterkommen musste. Was würde passieren, wenn sie an die falschen Leute geriet? Oder was würde sie machen, wenn sie keinen Platz zum Schlafen fand? Würde sie sich freiwillig stellen?
Als ich auf die Hofeinfahrt fuhr, dauerte es keine zwei Minuten, bis meine Mom an der Haustür auftauchte und mich besorgt ansah.
"Leon, was ist passiert?", fragte sie sofort und nahm mich in ihre Arme. Wir gingen ins Haus und setzten uns bei meinen Eltern an den Küchentisch. Mein Dad war nicht da, vermutlich war er auf der Arbeit.
"Hast du wirklich was mit diesen schrecklichen Drogen zu tun?" Ich sah meiner Mutter an, dass sie sich Sorgen machte und dadurch mit mir litt.
"Nein, Mom, ich schwöre dir hoch und heilig, dass ich nichts mit Drogen am Hut habe! Das habe ich nie und das werde ich nie, das verspreche ich dir!" Ich nahm ihre Hand über den Tisch hinweg und erwiderte das Lächeln, das sie mir schenkte.
"Wieso warst du dann bei der Polizei, Leon? Warst du bis jetzt dort?"
"Nein, ich war bei Max. Ich weiß nicht, ob du es überhaupt wissen solltest..."
"Leon, ich mache mir schrecklich viele Gedanken darüber!"
"Na schön... Ich war mit einem Mädchen unterwegs. Wir sind zu einer Scheune gekommen und sind reingegangen. Wir wussten nicht, dass dort jemand wohnt. Aber der Besitzer hat uns bemerkt und die Polizei gerufen. Deswegen war ich dort. Er hat die Anzeige zurückgenommen, es ist wieder alles gut." Es kostete mich einige Überwindung, meiner Mom nur die halbe Wahrheit aufzutischen. Aber alles Weitere wäre zu viel gewesen. Es war besser für sie, wenn sie glaubte, dass alles wieder okay war.
"Ihr seid eingebrochen?" Mom schaute mich entsetzt an.
"Naja, das Fenster war offen. Und abgesehen davon war das Ding so alt und verlassen, dass man wirklich denken musste, dass dort niemand mehr wohnt. Wir wollten ja auch nichts mitnehmen oder sonst was", rechtfertigte ich mich sofort.
"Warum warst du dann überhaupt da?"
"Das willst du nicht wissen, Mom. Das musst du auch wirklich nicht wissen!" Ich verzog etwas das Gesicht, musste aber auch ein wenig lachen.
"Leon!" Sie sah mich strafend an, bis sie lachend den Kopf schüttelte.
"Ich bin erwachsen, Mom!" Ich stand auf und machte mir einen Kaffee in der Hoffnung, dass sie das Thema fallen lassen würde.
"Ich war auch mal jung. Ich weiß, dass man dumme Sachen macht, wenn man verliebt ist."
"Okay, halt stopp! Hör auf damit, sonst gehe ich gleich rüber!", warnte ich sie lachend. Meine Mutter lachte ebenfalls, erzählte mir dann aber, dass sie bei meinen Großeltern war und regte sich dabei mal wieder über meine Oma auf.Einerseits tat es mir gut, ihr dabei zuzuhören, wie sie sich beschwerte. Es brachte mich ein bisschen auf andere Gedanken. Andererseits gelangten meine Gedanken immer wieder zurück zu Ana. Deshalb verabschiedete ich mich schließlich von meiner Mutter und ging in meine eigene Wohnung im ersten Stock.
Dort kam ich mal wieder zu nichts, sondern dachte die ganze Zeit nach. Schließlich ging ich viel zu früh schlafen. Morgen war wieder Training.
Gegen halb neun fuhr ich am nächsten Morgen los und erreichte den Trainingsplatz zusammen mit Ralle. Er begrüßte mich völlig normal, aber dennoch bemerkte ich seinen skeptischen Blick auf mir, während wir zur Kabine gingen.
"Die Zeitung erzählt totalen Mist, okay?", seufzte ich, kurz bevor wir dort ankamen.
"Ich glaube auch nicht, was da steht. Ich frage mich nur, warum du bei der Polizei warst", meinte er ruhig und zog mich ein Stück zur Seite, als drei unserer Kollegen den Gang entlang kamen.
"Ich hab Scheiße gebaut, ja. Aber das ist was, was nur mich persönlich betrifft."
"Wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann sag Bescheid, ja?"
"Mach ich."
"Wenn du willst, sage ich den anderen, dass nichts Schlimmes passiert ist."
"Das wäre super nett, danke!"
"Wir sind eine Familie, hier wird jeder unterstützt", lächelte er.
"Bene wäre stolz auf dich", schmunzelte ich mit einem Lächeln.
"Den Spruch hab ich mir von ihm abgeschaut", lachte Ralle und hielt mir dann die Tür zur Kabine auf. Ich huschte hinein, begrüßte kurz alle und zog mich dann schweigend um.Draußen auf dem Platz lief es alles andere als perfekt. Ich war immer wieder nicht bei der Sache, musste ständig an Ana denken. Erst als Max mir bewusst machte, dass darunter meine Spieleinsatzzeiten leiden würden, schob ich das alles, so gut es ging, in den Hintergrund. Trotzdem war ich froh, als das Training endlich zu Ende war.
"Leon, kommst du mal kurz zu mir?", bat Domenico mich nach dem Training. Sofort wurde ich nervös und betete, dass er mich jetzt nicht verurteilen würde. Aber ich kannte ihn als sehr ruhigen Menschen, der keiner Fliege etwas zu Leide tat und ging deshalb direkt zu ihm.
"Was ist los mit dir, Leon? So unkonzentriert bist du doch nie."
"Ich habe im Moment privat etwas zu kauen", seufzte ich. Wenigstens ihm gegenüber wollte ich ehrlich sein.
"Was ist dran an den Vorwürfen?" Wieso wusste denn absolut jeder von den bescheuerten Artikeln?
"Nichts, ich schwöre!" Weil ich das in letzter Zeit schon so oft gesagt hatte, kam die Antwort sofort.
"Ich vertraue dir, Leon. Aber wenn sich bald nichts ändert, muss ich was machen. In unserem Job gibt es keine Schonfristen. Du bist für diese Mannschaft verdammt wichtig, wir brauchen dich bei einhundert Prozent."
"Das weiß ich. Ich werde mein Bestes geben, versprochen!"
"Okay, dann klär das, was auch immer es ist." Ich nickte nur.
"Dann bis morgen." Der Trainer klopfte mir aufmunternd auf die Schulter. Ich verabschiedete mich ebenfalls von ihm und joggte dann zu den Duschen.
"Ist alles gut?", flüsterte Max mir zu, als wir uns umzogen.
"Ja", lächelte ich und der Blonde schien erleichtert.Zuhause angekommen wagte ich einen erneuten Blick ins Internet. Er waren noch zwei Artikel dazu gekommen. Einer davon war beinahe eine exakte Kopie von dem, den Max mir gezeigt hatte. Der andere Artikel spekulierte wild über mein Image und meine Zukunft bei Schalke, weil man mir ja angeblich nicht mehr vertrauen konnte. Mit einem entrüsteten Schnauben schloss ich den Artikel wieder und widmete mich dann mal wieder meiner Wohnung. Staubsaugen und Co waren längst überfällig. Also machte ich mich daran, aufzuräumen und Staub zu wischen, um den Kopf ein bisschen frei zu kriegen. Es funktionierte zwar nicht, aber wenigstens war meine Wohnung wieder sauber, als ich mich schließlich aufs Sofa fallen ließ.
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Good Boy - Bad Girl (Goretzka FF)
FanfictionAna gehört so ganz und gar nicht zu den typischen Mädchen, mit denen Leon sonst zu tun hat. Aber er kommt einfach nicht mehr von ihr los. Wie viele Grenzen wird Leon für Ana oder auch wegen ihr überschreiten? Und kennt Ana überhaupt so etwas wie Gre...