Meine Knie zitterten wie verrückt, als ich mich der Haustür näherte. Meine Magen rebellierte und am liebsten wäre ich einfach schreiend wieder weg gerannt. Meine Hände waren schweißnass und ich hätte schwören können, dass ich kreidebleich war.
Mein Kopf schrie mich förmlich an, dass ich wieder umdrehen sollte. Mein Auto hatte plötzlich eine unwahrscheinliche Anziehungskraft und zog mich zurück.
Trotzdem machte ich noch einen Schritt weiter auf das Haus zu. Und dann noch einen.Es erschien mir wie eine halbe Ewigkeit, als ich schließlich meinen Finger auf den Klingelknopf legte und noch einmal heftig schluckte, bevor ich ihn drückte. Das laute Schellen ließ mich zusammenzucken und ein automatischer Fluchtreflex machte sich in mir breit. Ich stolperte nach hinten und fiel dabei beinahe über die Stufe des Haustritts. Ich fing mich gerade, als die Tür auf ging und mir mein Herz in die Hose rutschte.
Ich war nicht fähig dazu, mich zu bewegen. Ich starrte einfach nur zu dem düster dreinblickenden Mann. Er trug ein altes grob kariertes Hemd und eine dunkle ausgewaschene Hose. Die gräulichen Haare waren wieder völlig wirr.
Im ersten Moment wirkte der Mann etwas genervt. So als hätte ihm jemand seine kostbare Zeit gestohlen. Doch als er mich erkannte, flackerte etwas in seinen hellgrauen Augen auf und ein winziges Lächeln erschien in seinem Vollbart. Aber es war keineswegs ein nettes Lächeln. Es war eher ein unausgesprochenes höhnisches Lachen darüber, dass ich es wagte, ihm noch einmal gegenüber zu treten. Augenblicklich wusste ich, dass ich verloren hatte."War unsere erste Begegnung nicht eindeutig genug, Bursche?", knurrte er nach einem kurzen Schweigen. Bei dem Klang seiner Stimme blitzte sofort das Bild des Revolvers vor mir auf. Ich verkrampfte noch mehr und bekam wieder eine Heidenangst vor ihm.
"Was willst du hier? Soll ich wieder die Polizei rufen, oder was?", bellte er dann. Ich zuckte zusammen, reagierte aber schließlich.
"Nein! Nein, bitte...!", brabbelte ich hektisch und hob dabei beschwichtigend eine Hand. Sie zitterte. Und das entging auch dem Typen nicht. Sofort schlich sich wieder dieses Lächeln in sein Gesicht.
"Dann komm rein und wir unterhalten uns ein wenig", grinste er und hielt mir dabei die Tür auf. Er machte das nur, um mir Angst zu machen. Und darin war er auch verdammt gut. Nie zuvor hatte ich vor jemandem mehr Angst gehabt. Und ich war nun wirklich kein Angsthase. Aber der Kerl stellte alle Schurken in den Schatten.
Trotzdem dachte ich an Ana und fasste mir ein Herz. Ich würde das schaffen. Für uns.Mit einem tiefen Atemzug trat ich vor, überquerte die wenigen Meter bis zur Tür und schob mich schweigend an dem alten Mann vorbei ins Haus. Mitten in die Höhle des Löwen. Ungefähr so sah es auch aus. Das Haus war sehr alt, die Möbel schienen alle schon ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel zu haben. An den Wänden hingen einige Tierköpfe. Der große Kopf eines Hirsches mit einem riesigen Geweih hing über der Tür zur Küche und schien mich grimmig anzustarren.
Als die Tür hinter mir ins Schloss fiel, riss ich meinen Blick von dem Tier los und konzentrierte mich wieder auf den Mann hinter mir. Er bedeutete mir, in die Küche zu gehen. Aber ich versuchte es tunlichst zu vermeiden, ihm den Rücken zu zu drehen. Viel zu groß war meine Angst, dass ich wieder den eiskalten Lauf seiner Waffe am Hinterkopf spürte. Und dabei gab es noch so viele andere Möglichkeiten, mich außer Gefecht zu setzen.
In der Küche angekommen, setzten wir uns an den alten Holztisch. Der Stuhl war hart und reichlich unbequem. Außerdem hätte ich viel lieber gestanden, um besser wegrennen zu können. Aber ich wollte es auch nicht riskieren, den Zorn des Mannes wieder auf mich zu ziehen.
"Also... Was willst du hier?", brummte mein Gegenüber schließlich und musterte mich aus eisigen Augen.
"Sie haben meine Anzeige fallen lassen. Warum?", brachte ich etwas heiser hervor. Er lachte auf und erhob sich wieder. Dabei fiel mein Blick auf einen Gegenstand hinter ihm. Dort an der Küchenzeile lehnte doch tatsächlich ein Gewehr. Schnell schaute ich wieder weg, um gegen mein Kopfkino anzukämpfen. Ich wollte nicht noch einmal eine Begegnung mit jeglicher Form von Waffe machen. Nie wieder!
"Einen Tee?", grinste der Typ dann und stellte sich selbst eine Tasse mit einer komischen dunklen Brühe auf den Tisch.
"Nein, danke", murmelte ich nur und versuchte ein Würgen zu unterdrücken. Eine Minute später saß er wieder vor mir.
"Es macht viel mehr Spaß, dabei zuzusehen, wie die Angst um das Mädchen dich zerfrisst", meinte er dann und ich sah geschockt in seine Augen. War ich so leicht zu durchschauen?
"So ist es doch, nicht wahr?", wollte er wissen und schien sich bei meinem schweren Schlucken schon genug bestätigt.
"Es tut mir Leid...", meinte ich schließlich. "Es war dumm von uns, in die Scheune zu gehen, und ich bereue es wirklich! Ich bitte Sie..." Ich rang nach Worten, aber die Panik schnürte mir langsam die Kehle zu. Er wusste ganz genau, was er für eine Wirkung auf mich machte, und ich glaubte ihm, wenn er sagte, dass er mich leiden sehen wollte.
"Ich soll den Antrag also auch gegen dein Mädchen fallen lassen?" Ich ignorierte seinen spöttischen Unterton und nickte nur langsam, während ich auf die Tischplatte starrte.
"Und wenn ich stattdessen der Polizei verrate, dass du die Kleine versteckst und ihre Freiheit forderst?" Ich sah wieder auf und bei seinem Blick lief mir ein Schauer über den Rücken.
"Wie hieß sie nochmal? Ana?" Ich ballte unter dem Tisch meine Hand zur Faust. Aber nicht, um damit um mich zu schlagen, sondern um die Angst durch den Scherz zu überdecken, als sich meine Fingernägel in die weiche Haut an meiner Handinnenseite bohrten.
"Bitte", jammerte ich dann leise und senkte wieder den Blick.
"Na schön, wie du willst", meinte er da überraschend und mein Kopf schnellte ein erneutes Mal hoch. Doch kaum hatte sich die Hoffnung in mir ausgebreitet, verpuffte sie wieder, als er weiter sprach.
"Was kriege ich denn dafür?", grinste er. Eine Gänsehaut zog sich über meinen ganzen Körper. Was wollte er von mir? Was würde er verlangen?
"Wie wichtig ist dir das Mädchen?", bohrte er weiter, aber ich brachte kein Wort heraus.
Als er dann aufstand, zu mir kam und mich am Kragen meiner Jacke auf die Beine zog, hörte ich auf zu atmen und kniff kurz die Augen zusammen. Doch schon eine Sekunde später riss ich sie wieder auf. Aus Angst vor dem, was jetzt kommen würde.
"Ich verlange dafür eine Gegenleistung, Bursche!", knurrte er dann. Und als er mir dann seine Forderung nannte, versagte mir mein Herz kurz den Dienst und alles Blut wich aus meinem Gesicht.----------
Ein bisschen Drama... Was wird er wohl von Leon verlangen? Ideen?
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Good Boy - Bad Girl (Goretzka FF)
FanficAna gehört so ganz und gar nicht zu den typischen Mädchen, mit denen Leon sonst zu tun hat. Aber er kommt einfach nicht mehr von ihr los. Wie viele Grenzen wird Leon für Ana oder auch wegen ihr überschreiten? Und kennt Ana überhaupt so etwas wie Gre...