Erst gegen halb drei nachts verabschiedeten wir uns von meinen Kollegen und machten uns auf den Weg nach Hause. Mein Auto parkte ein paar Häuser entfernt an der Straße und so liefen wir Hand in Hand den Fußweg entlang. Aber wir sagten beide nichts. So langsam merkte ich die Müdigkeit.
In meinem Wagen angekommen drehte ich die Heizung hoch und startete den Motor. Ana lehnte den Kopf gegen die Fensterscheibe und schloss die Augen.
"Müde?", grinste ich und nahm über die Gangschaltung hinweg ihre Hand.
"Vielleicht", schmunzelte sie und sah wieder zu mir rüber.
"Du hast wirklich tolle Freunde", meinte sie dann mit einem Lächeln und bei dem Gedanken an Max und all die anderen Chaoten konnte ich es nur erwidern.
"Ja, das habe ich. Und ich bin unglaublich froh darüber!"
"Es ist wirklich toll, wie sie auf mich reagiert haben. Weißt du... Viele Leute reagieren irgendwie komisch auf mich. Ich hab oft das Gefühl, dass die meisten mich nicht mögen. Ein bisschen wie bei Max..." Ich dachte kurz einen Moment über ihre Worte nach. Was Max betraf, hatte sie Recht. Auch ich hatte das Gefühl, dass er sie nicht wirklich leiden konnte.
"Max weiß, was in den letzten Wochen alles passiert ist. Er hat Angst. Und ich fürchte, bei ihm wird es einfach noch eine Weile dauern, bis er damit umgehen kann."
"Wie viel hast du ihm erzählt?" Jetzt schwang etwas Unsicherheit in ihrer Stimme mit.
"Ich erzähle ihm alles, Ana. Max ist mein bester Freund. Er ist quasi wie der Bruder, den ich nie hatte." Meine Worte waren nicht als Rechtfertigung gemeint. Es klang eher wie eine Liebeserklärung an ihn und das merkte auch Ana. Sie lachte auf und brachte mich zum Schmunzeln.Danach schwiegen wir eine Weile. Als wir schon fast bei Anas Wohnung angekommen waren und ich hätte schwören können, dass sie eingeschlafen war, durchbrach Ana schließlich die Stille.
"Was du vorhin zu deinen Freunden gesagt hast..." Ana stockte und ich wusste ganz genau, was sie meinte.
"Ich hab nicht drüber nachgedacht, ich hätte vorher mit dir darüber reden sollen. Also wenn du das nicht willst, dann... Also ich meine, es wäre schon...", druckste ich herum und wurde dabei ganz bestimmt rot.
"Bin ich das denn?", unterbrach Ana mich. "Willst du das überhaupt?"
"Ana, hätte ich dich meinen Freunden als meine Freundin vorgestellt, wenn ich es nicht wollen würde?"
Wir kamen auf einem der Parkplätze vor dem Wohnblock zum Stehen. Ich schaltete den Motor aus und drehte mich zu Ana.
"Vermutlich nicht?" Es klang mehr wie eine Frage. Ana sah mich einen Hauch ängstlich an, was mich zum Lächeln brachte.
"Natürlich nicht!"
Jetzt war es Ana, die zu strahlen begann. Sie lehnte sich zu mir rüber und küsste mich. Das kam zwar etwas überraschend, weil Ana von uns beiden bisher nicht diejenige gewesen war, die offen ihre Gefühle zeigte, aber ich schloss die Augen und genoss den Moment.
Viel zu schnell löste sie sich von mir und lächelte mich an.
"Sehen wir uns morgen?", fragte sie.
"Ich könnte morgen Abend vorbeikommen", schlug ich vor und sie nickte nur. Dann küsste sie mich noch einmal kurz, wünschte mir eine gute Nacht und war dann viel zu schnell im Dunkel des Treppenhauses verschwunden.Erst als im zweiten Stock das Licht anging, fuhr ich nach Hause und fiel dort totmüde aber überglücklich ins Bett.
Am nächsten Tag beim Training nahm ich mir vor, noch einmal mit Max zu reden, bevor wir nach Hause fuhren. Deshalb lief ich ihm hinterher zu seinem Auto und machte ihn durch Winken auf mich aufmerksam.
"Was winkst du wie ein Irrer?", lachte er schon von Weitem und machte dabei seinen Kofferraum zu, in dem er eben noch seine Trainingstasche verstaut hatte.
"Ich wollte mit dir reden", kam ich gleich zum Punkt, als ich vor ihm zum Stehen kam.
"Worum geht's?", fragte Max etwas verwirrt.
"Ich habe Ana gestern nach Hause gebracht und sie meinte, dass sie das Gefühl hat, dass du sie nicht leiden kannst."
"Leon, ich..."
"Warte, lass mich ausreden!", unterbrach ich ihn schnell in besänftigendem Ton. Immerhin wollte ich ihm keinen Vorwurf machen. Ganz im Gegenteil.
"Wäre ich an deiner Stelle, wäre ich genauso drauf. Nach allem, was passiert ist, bin ich selbst ja noch immer am zweifeln. Aber inzwischen habe ich ein echt gutes Gefühl dabei und ich weiß, dass ich es bereuen würde, wenn ich es nicht versuchen würde. Auf jeden Fall wollte ich dich nur bitten, ihr noch eine Chance zu geben."
Nach meiner kleinen Rede musterte Max mich kurz, ehe er seufzte und zu sprechen begann.
"Ich habe euch gestern beobachtet. Gut, zuerst war ich total gefrustet, dass ich alleine da war und so, aber ich finde, Ana ist nicht mehr die Person, die ich damals kennen gelernt habe. Sie wirkte glücklich mit dir und ich kaufe ihr ab, dass sie es ernst meint. Du hast sie zu einem anderen Menschen gemacht, Leon."
"Inwiefern?", fragte ich neugierig. Mit der Antwort hatte ich nun gar nicht gerechnet.
"Sie wirkt natürlicher. Nicht so aufgesetzt und arrogant wie bei unserem ersten Treffen. Man merkt, dass sie ruhiger geworden ist. Und dir sieht man an, dass du hoffnungslos in sie verliebt bist!" Max begann zu grinsen, als ich seinem Blick auswich. "Pass nur auf, dass du nicht beim nächsten Spiel gegen den Pfosten rennst vor lauter rosafarbener Sternchen in deinem Kopf", setzte er noch einen oben drauf, sodass ich ihn empört ansah und ihm spaßeshalber gegen den Oberarm schlug.
"Halt die Klappe, du Arsch!", meckerte ich.
"Leon ist verliebt, Leon ist verliebt...", summte er stattdessen und wich dabei zu seiner Autotür zurück, damit ich ihn nicht noch einmal erwischen konnte.
Ich stand nur kopfschüttelnd da und erwiderte Max' dämliches Grinsen.
"Aber Max?"
"Hm?"
"Versprich mir, dass du sie nicht gleich abschreibst!"
"Das werde ich nicht, Leon. Aber ich werde ganz bestimmt auch nicht dabei zuschauen, wenn sie meinen besten Freund ins Verderben reist."
"Danke, Max!"
"Schon gut. Aber jetzt lass mich bitte losfahren. Ich bin bei meiner Mom zum Essen eingeladen und wenn ich zu spät komme, köpft sie mich", meinte der Blonde und verzog ein wenig das Gesicht.
"Ich könnte hier stehen bleiben und du verpasst das Essen komplett", schlug ich vor.
"Moms Essen ist großartig! Dann muss ich dich leider überfahren", grinste er. Ich lachte nur einmal augenrollend auf und machte mich dann mit einem letzten Gruß selbst auf den Heimweg.Immerhin musste ich mir noch darüber klar werden, ob das heute Abend dann so eine Art Date werden würde. Und wenn ja, sollte ich Ana irgendwas mitbringen? Ich zerbrach mir bis zum Abend den Kopf darüber und war gleichzeitig total aufgeregt. Trotz allem, was Ana und ich bisher schon alles durchgemacht hatte, war ich super nervös bei dem Gedanken, dass ich mich heute Abend mit meiner Freundin treffen würde. Meine Freundin! Verrückt...
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Good Boy - Bad Girl (Goretzka FF)
FanficAna gehört so ganz und gar nicht zu den typischen Mädchen, mit denen Leon sonst zu tun hat. Aber er kommt einfach nicht mehr von ihr los. Wie viele Grenzen wird Leon für Ana oder auch wegen ihr überschreiten? Und kennt Ana überhaupt so etwas wie Gre...