A N D I
„Mensch Andi wo warst du denn die ganze Nacht?" ruft mein entgeisterter Mitbewohner Markus, als ich unser Zimmer betrete. „Ich habe dich nicht mehr gefunden beim Feuerwerk" sage ich noch etwas verpeilt. „Ja und wo bist du dann hin?" Ich antworte nicht auf seine Frage und sammle mir ein paar Sachen zusammen, um duschen zu gehen. „Erde an Andi? Jetzt sag doch mal! Hier warst du ja offensichtlich nicht" er fuchtelt wild mit seinen Händen herum und wirkt ein wenig wütend. „Man ich war bei Amelie, okay" sage ich genervt. „Ohhhh! Damit habe ich jetzt nicht gerechnet" er schaut mich überrascht an.
Um diesem unangenehmen Gespräch auszuweichen, gehe ich nun endlich ins Badezimmer. Die Dusche ist immer wieder ein guter Ort, um ein wenig nach zu denken und die Gedanken zu sortieren.
Wenn ich an die letzte Nacht denke erkenne ich mich nicht wieder und das lag definitiv nicht am Alkohol. Amelie hat irgendetwas an sich, das mich einfach fasziniert, allerdings war sie heute früh sehr abweisend, vor allem nach dem ‚Besuch' von Michi und Stefan. Ob ihr das peinlich war? Ob sie das ganze bereut? Aber eigentlich ging der Kuss von ihr aus. Fragen über Fragen, aber keine Antwort. Was ich noch nicht so ganz verstehe ist, wieso Stefan sie mitgenommen hat, denn normalerweise sind nur Athleten bei der Silvesterparty. Das würde doch eigentlich nur Sinn machen, wenn zwischen den beiden etwas läuft, zumindest von seiner Seite aus. Ach du scheiße! In was bin ich denn da rein geraten?„Sorry Markus, dass ich dich eben so angefahren habe, aber ich weiß echt nicht wo mir der Kopf steht" gebe ich offen zu. „Kein Problem, Andi! Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal aufs Springen" er klopft mir aufmunternd auf die Schulter. „Was hast du den anderen eigentlich beim Frühstück erzählt?" frage ich. „Ich habe Ihnen gesagt, dass dein Rücken ein wenig Probleme macht und du beim Physio bist" erklärt er. „Na hoffentlich fragen sie den nicht, denn der wird von nichts wissen. Danke Markus, echt!" sage ich. „Kein Problem" wir schlagen miteinander ein und machen uns auf den Weg in die Lobby, wo wir auf dem Rest des Teams treffen, welches in Oberstdorf und auch hier in Garmisch immer besonders groß ist, da die Athleten von der nationalen Gruppe auch mit dabei sind. „Gehts deinem Rücken wieder besser?" Richi kommt sofort auf mich zu und hakt nach. „Einigermaßen, aber ich merke es schon noch ein bisschen" Er nickt und geht wieder zu Karl.
An der Schanze machen wir uns wie gewohnt warm, springen unsere Trainingssprünge und dann geht's auch schon los mit dem Wettkampf.
Am Ende des Tages steht für mich ein 11. Platz, mit dem ich nicht wirklich zufrieden bin, allerdings habe ich mit schlimmeren gerechnet, denn wenn mein Kopf nicht frei ist, dann kann ich auch nicht springen und der war heute alles andere als frei.
Umso mehr freut mich, dass Richi wieder auf dem Podest ist und unsere Tourneehoffnungen aufrecht erhält.
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Anders als du denkst (Wellinger/ Kraft + Team) Skispringen
FanfictionAmelie führt ein Leben zwischen Deutschland und Österreich! Zwischen Freude, Trauer, Enttäuschung und unfassbarem Glück! Nach dem Abitur hat sie sich dazu entschieden als eine Art Au-pair in Österreich zu arbeiten. Für sie als Nordleuchte ist das w...