A N D I
„Klasse Sprung, Alter" sagt Markus anerkennend und klopft mir auf die Schulter. „Ja der war echt nicht schlecht" sage ich zufrieden und schnürre meine Schuhe auf. Mal schauen, was im zweiten Durchgang noch so nach vorne geht, mittlerweile steht da ein vierter Platz und das Podium ist beim letzten Sommer GrandPrix definitiv mein Ziel. Dass es nach dem Sturz und der Reha wieder so gut läuft, damit hätte wohl niemand gerechnet und am aller wenigsten ich selbst.
Nach der kurzen Unterbrechung geht es wieder nach oben zur Schanze.
Noch ein letztes Mal heißt es für den Sommer: Rauf auf den Balken, abstoßen, abspringen und auf dem Rasen mit einem sauberen Telemark landen.
Als unten die 1 aufleuchtet, balle ich die Faust und grinse zufrieden.
Dieser Sprung hat mir am Ende den zweiten Platz beschert, worüber ich mehr als zufrieden und glücklich bin. So kann es in den Winter gehen.
Als ich nach dem Wettkampf wieder zusammen mit den Jungs im Bus sitze, schalte ich mein Handy bei Hälfte der Fahrt wieder ein, um mir die Zeit ein wenig zu vertreiben.
Doch das blöde Teil bimmelt und klingelt wie verrückt: 10 verpasste Anrufe, darunter 4 von Amelie und 6 von einer unbekannten Nummer. Fuck! Da muss irgendwas passiert sein. Hektisch rufe ich Amelie zurück, doch es hebt niemand ab. „Verdammt" rufe ich und tippe auf die unbekannte Nummer. „Oh mein Gott Andi! Gut, dass du endlich anrufst! Ich bin gerade mit Amy in der Notaufnahme" sagt Paula aufgebracht und ohne zwischendurch zu atmen. „Notaufnahme? Was ist passiert? Wie gehts ihr?" sage ich alarmiert. „Sie ist gestürzt und dabei ist die Fruchtblase geplatzt" erklärt sie weiter und ich höre im Hintergrund einen Schrei von Amelie. „Ach du scheiße, was war das?" nervös fahre ich mir durch die Haare und sehe wie mich meine ganzen Kollegen fragend anschauen. „Das war eine Wehe, der kleine ist quasi auf dem Weg" ruft sie. „Fuck, fuck, fuck! Du hältst mich auf dem laufenden, oder? Ich versuche so schnell, wie irgendwie möglich da zu sein" sage ich. „Klar" höre ich noch, ehe sie auflegt.
„Was ist passiert?" fragt Markus. „Mein Sohn ist auf dem Weg und ich sollte jetzt eigentlich im Krankenhaus sein" Ich lasse mich zurück in den Sitz fallen und atme durch.
Markus springt auf und läuft nach vorne zu unserem Busfahrer, ehe er ein paar Minuten später wieder kommt: „Nächster Halt: München Krankenhaus, in etwa einer Stunde" Ich nicke ihm dankend zu und überlege ich mir, wie ich die nächste Stunde möglichst schnell herum bringe.
Hoffentlich ist es nicht zu spät! Ich würde mir das nie verziehen können, wenn ich bei der Geburt nicht dabei wäre. Amelie hatte noch keine Anzeichen von Wehen oder anderen Symptomen, die eine baldige Geburt andeuten, deshalb haben uns die Ärzte gesagt, dass der kleine in etwa einer Woche per Kaiserschnitt zur Welt kommen wird, allerdings konnte da noch niemand ahnen, dass Amelie stürzt. Da fällt mir ein: Ich habe nicht einmal gefragt, wie es ihr geht. Hoffentlich ist ihr nichts passiert!
Genau in diesem Moment klingelt mein Handy: Es ist Paula. „Was gibts neues?" frage ich direkt. „Es geht bald los Andi, wann kommst du denn?" sagt sie hektisch. „In etwa einer halben Stunde. Wie gehts den beiden?" - „Amelie ist ziemlich fertig wegen den Schmerzen, da es leider zu spät für eine PDA war" erklärt Paula. „Drück sie ganz dolle von mir, ich bin gleich da" sage ich und lege auf. „Alles okay?" fragt mich Markus direkt. „Alles super! Mein Kind kommt gerade zur Welt und ich sitze in diesem scheiß Bus fest" genervt schlage ich gegen den Sitz vor mir und bereue es sofort, da dieser härter als gedacht ist. Warum ausgerechnet heute? „Andi beruhig dich mal! Eine Geburt dauert länger, als man meint" erklärt Markus. „Woher willst du denn das wissen?" keife ich scharf. „Tut mir leid, das war nicht so gemeint" sage ich direkt. „Schon okay, ich verstehe dich, aber das bringt dir jetzt auch nichts, wenn du dich komplett verrückt machst. Davon sind wir auch nicht schneller dort"
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Anders als du denkst (Wellinger/ Kraft + Team) Skispringen
FanfictionAmelie führt ein Leben zwischen Deutschland und Österreich! Zwischen Freude, Trauer, Enttäuschung und unfassbarem Glück! Nach dem Abitur hat sie sich dazu entschieden als eine Art Au-pair in Österreich zu arbeiten. Für sie als Nordleuchte ist das w...