A M E L I E
„Sieht echt gut aus" sagt Andi, als er sich im Babyzimmer umschaut. „In den letzten zwei Wochen ist so unfassbar viel passiert, dass ich das alles noch nicht so ganz begreife" fügt er hinzu und streicht über die Wickelkommode. „Ich irgendwie auch nicht, aber dann spüre ich wieder, wie sich der kleine bewegt" ich lächle und wie auf Kommando meldet sich der kleine auch zu Wort. „Hast du denn schon einen Namen?" fragt er, als wir wieder in die Küche gehen. „Wir, Andi, wir sind seine Eltern nicht nur ich, merk dir das. Hast du denn schon eine Idee in welche Richtung es gehen soll?"
„Ich wäre für nichts komisches" meint er mit gerunzelter Stirn. „Nicht? Ich habe da jetzt schon an Salvador-Santiago gedacht" sage ich ironisch. „Oder noch besser: Jeremy-Pascal-Salomon" fügt Andi hinzu. Wir beide fangen an zu lachen. „Was haben eigentlich deine Eltern dazu gesagt?" fragt er zögerlich. „Die waren alles andere als begeistert. Sie wollten mich zur Abtreibung drängen und haben mir üble Sachen an den Kopf geworfen. Seitdem habe ich nicht mehr mit Ihnen gesprochen" Er schaut mich mit großen Augen an: „Oh, das tut mit leid Amelie" - „Passt schon" meine ich beiläufig und hoffe, dass die Sache für ihn damit durch ist. „Hast du deinen Eltern schon davon erzählt?" - „Irgendwie musste ich das in den letzten Tagen erst selbst realisieren" er lächelt. „Wie gehts dir damit?" frage ich neugierig weiter. „Ehrlich gesagt freue ich mich, auch wenn das vielleicht alles ein wenig ungewohnt ist. Ich kann mir auch irgendwie gar nicht vorstellen, wie mein Leben sich in den nächsten Monaten ändern wird" - „Geht mir genauso und ich habe einfach Angst" gebe ich nachdenklich zu. „Wovor hast du Angst, Amelie?" Andi nimmt vorsichtig meine Hand. „Davor, dass unser Kind nicht gesund ist, oder zu früh zur Welt kommt, oder, dass es Komplikationen bei der Geburt gibt" erkläre ich. „Ich habe auch Angst und ich glaube das ist auch normal, aber wir packen das gemeinsam und ich werde dich soweit es irgendwie möglich ist unterstützen" Seine Worte beruhigen mich total und geben mit Zuversicht. „Danke das ist nicht selbstverständlich es gibt Tausende andere, die das nicht tun würden" ich lächle ihn glücklich an. „Für mich schon!" beteuert er. „Ich würde nächste Woche nach Ruhpolding zu meinen Eltern fahren und da wollte ich dich fragen, ob du mitkommen würdest?" fragt er nach einer kurzen Pause. „Sehr gerne" sage ich sofort, um ihn nicht zu verunsichern. Er wirkt erleichtert: „Dann kann ich dir gleich ein wenig das Skispringen erklären, denn an diesem Tag ist ein Junioren Sommer Grand Prix in Ruhpolding, bei dem meine Mama Skisprungrichterin ist" Ich nicke. „Gerne, auch wenn ich dich warnen muss: Ich bin ein hoffnungsloser Fall, was Zahlen an geht" - „Das sollte kein Problem sein" er lacht.
Wir sitzen noch etwa eine Stunde in der Küche, bis Andi los muss zu seinem Termin bei der Physiotherapie.
„Ich wollte dir noch was sagen" sage ich an den Türrahmen gelehnt. „Ja?" Er schaut mich alarmiert an. „Stefan wird Patenonkel" erkläre ich und sehe, wie seine Gesichtszüge wieder weicher werden. „Dann muss der kleine ja Skispringer werden, da führt kein Weg daran vorbei" sagt er halb ernst, halb ironisch. „Darüber reden wir noch, zumal er sich das Amt mit Paula teilen muss" wir beide fangen an zu lachen. „Tschüss Amelie, wir sehen uns" er umarmt mich zum Abschied und streicht noch einmal zärtlich über meine Bauch, was mir eine angenehme Gänsehaut beschert.
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Anders als du denkst (Wellinger/ Kraft + Team) Skispringen
FanfictionAmelie führt ein Leben zwischen Deutschland und Österreich! Zwischen Freude, Trauer, Enttäuschung und unfassbarem Glück! Nach dem Abitur hat sie sich dazu entschieden als eine Art Au-pair in Österreich zu arbeiten. Für sie als Nordleuchte ist das w...