Kapitel 1

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Kapitel 1

Müde saß Marinette auf ihrem Schreibtischstuhl.
„Das hast du gut gemacht", setzte sich Tikki vor sie auf den Tisch.
Stöhnend ließ sich Marinette nach hinten gegen die Lehne fallen.
„Dafür darf ich nun die halbe Nacht an meinen Hausaufgaben sitzen."
Konnte Hawk Moth nicht wenigstens an Tagen, wo sie so viel zu tun hatte, seine kleinen Akumas dort lassen, wo sie herkamen? Aber nein, irgendwie hatte sie das Gefühl, das er es genau an diesen Tagen besonders auf Paris abgesehen hatte.
Lächelnd stellte Marinette Tikki einen Teller mit Keksen hin und begann ihre Matheaufgaben zu lösen. Es half ja alles nichts. Doch immer wieder drifteten ihre Gedanken ab und sie musste an Chat Noir denken. Ob es ihm gut ging? Er hatte beim Kampf ganz schön etwas abbekommen. Er hatte sich schützend vor sie gestellt und somit die volle Wucht der Bälle abbekommen. Nur damit sie nicht getroffen wurde.
„Dummer Kater", seufzte sie und knabberte an ihrem Bleistift herum.
Warum musste er sich nur immer so in Gefahr bringen.
„Ihm geht es bestimmt gut", flog Tikki hoch und schwirrte nun vor ihr herum. Lächelnd nahm Marinette sie in ihre Hände und zog sie zu ihrem Gesicht. Tikki kuschelte sich an ihre Wange und schloss ihre Augen.
„Ach Tikki. Ich bin so froh, dass du bei mir bist", setzte sie ihren kleinen Kwami wieder auf den Schreibtisch zurück.
„Na Los. Mach schnell deine Hausaufgaben, damit du schlafen kannst. Chat Noir geht es gut."
„Du hast recht. Also los", krempelte sie symbolisch ihre Ärmel hoch.




„Wo ist mein Camembert. Ich sterbe vor Hunger. Ich kann mich schon gar nicht mehr bewegen. Mein armer geschundener Körper", maulte Plagg und fasste sich theatralisch an seine Brust.
Augen rollend holte Adrien aus einer Schublade ein Stück des stinkenden Käses heraus.
„Hier", hielt er sich seine Nase zu und lief danach zu seinem Bett, „Was beschwerst du dich eigentlich. Wer bekommt hier die unzähligen blauen Flecken."
Mampfend schwebte Plagg zu Adrien herüber und schob sich den Rest des Camemberts in den Mund.
„Was wirfst du dich auch direkt in den Ballregen von Dark hoopster."
Erschöpft legte Adrien seinen Arm über seine Augen und seufzte.
„Ach Plagg. Das verstehst du nicht. Ich konnte doch nicht zu lassen, dass ihr etwas passiert."
„Naja vielleicht interessiert sie sich ja jetzt mehr für dich, wenn du selbst, wie ein Marienkäfer aussiehst, mit deinen dunklen Flecken am Körper", lachte Plagg auf.
„Haha sehr witzig", stand Adrien von seinem Bett auf und ging zu der großen Fensterfront herüber,
„Das war es wert ... Wenn es ihr dafür gut geht."




In Windeseile lief Marinette die Treppen des Schulgebäudes herauf.
Warum musste sie auch schon wieder verschlafen. Dieses Doppelleben machte ihr wirklich manchmal zu schaffen. Aber sie wollte sich nicht beschweren.
Schnell stand sie vor ihrem Klassenraum und drückte leise die Klinke herunter. Sie hoffte, dass sie sich leise hereinschleichen konnte. Sie hatte die Tür bloß einen kleinen Spalt geöffnet, da drang ihr auch schon Chloés schrille Stimme in ihr Ohr.
„Ich bin die Tochter des Bürgermeisters, so etwas lasse ich mir nicht bieten."
Marinette verdrehte die Augen. Worüber beschwerte sie sich denn nun schon wieder. Auf Zehenspitzen schlich sie in die Klasse und hatte ihren Platz beinahe erreicht, als sie erschrocken zusammenzuckte.
„Marinette. Mal wieder zu spät."
Verlegen kratzte sich Marinette an ihren Kopf.
„Ja ... ich ... also ... das war so ..."
„Setz dich und störe nicht weiter. Wenn das aber so weiter geht, muss ich mit deinen Eltern sprechen."
Mit hängendem Kopf ging sie zu ihrem Platz und setzte sich neben Alya.
„Was war denn schon wieder los?", flüsterte ihr ihre Freundin ins Ohr, worauf Marinette nur mit ihren Schultern zuckte.
„Hab den Wecker nicht gehört."
Schmunzelnd richtete Alya ihren Blick wieder nach vorne und auch Marinette versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Wobei das gar nicht so einfach war, wenn der tollste Junge der Schule, oder viel mehr, aus ganz Paris, direkt vor ihr saß.
Irgendwie hatte sie es dann aber doch geschafft den Matheaufgaben zu folgen.
Froh, dass die Stunde vorüber war, stellte sie ihre Tasche auf den Tisch und packte ihre Sachen hinein. Tollpatschig, wie sie war, rutschte ihr jedoch ihre Tasche wieder aus der Hand, wodurch sie nach vorne kippte. Ihr kleines Skizzenbuch flog heraus und landete ausgerechnet direkt auf Adriens Kopf.
„Aua", nahm sich Adrien das Buch von seinem Kopf. Panisch hockte sich Marinette herunter und versteckte ihren Kopf hinter ihrer Tasche. Das gab es doch nicht. Innerlich mit sich selber schimpfend, dass es genau auf seinem Kopf fliegen musste, hätte sie im Erdboden versinken können. Jetzt hasste er sie mit Sicherheit.
„Hast du die gemacht?"
Verwundert streckte sie ihren Kopf wieder hoch und blickte herunter zu Adrien. Ihr Herz blieb stehen, als sie sah, dass er in ihrem Skizzenbuch blätterte. Augenblicklich erstarrte sie. Adrien sah sich ihre Zeichnungen an.
Schüchtern nickte sie, als er zu ihr herauf sah und dabei aufstand, auf seine Frage.
„Gar nicht schlecht. Du hast echt Talent", lächelte er und hielt ihr das Buch entgegen.
„Du bist nicht schlecht ... Ich meine, ... das ist nicht schlecht ... Ich meine, du bist toll, äh das ist toll, ich meine ... d-d-danke", nahm sie das Buch zurück.
Adrien drehte sich zu Nino und verließ mit ihm die Klasse.
Stöhnend ließ sich Marinette auf ihre Tasche fallen. Das war mehr als nur peinlich gerade. Was sollte er nur von ihr denken. Wahrscheinlich dachte er, dass sie der absolute Dummkopf war.
„Du musst echt lockerer werden", legte Alya ihre Hand auf ihre Schulter und lachte.
„Ich weiß", murmelte Marinette, die ihr Gesicht immer noch in ihrer Tasche vergraben hatte.
Aber, wie sollte sie das schaffen, es handelte sich hierbei schließlich um Adrien. Sie konnte nicht anders als jedes Mal auszuflippen, wenn sie ihn sah. Aber das war ja auch kein Wunder. Er war schlau, spielte Klavier, war ein großartiger Fechter, sprach chinesisch, modelte und war dazu auch noch unglaublich süß. Aber er gab nie damit an. Er war einfach perfekt. Wie sollte sie nur jemals normal mit ihm sprechen können. Sie war doch bloß die kleine Bäckertochter, die keinen einzigen vernünftigen Satz herausbekam, wenn er in der Nähe war. Gut, sie war dazu auch noch Ladybug. Aber das durfte nie jemand erfahren. Als Ladybug war sie mutig und schlagfertig, doch als Marinette war sie nur das kleine tollpatschige Mädchen.
„Kommst du?", rief Alya schon von der Türschwelle.
Schwerfällig schnappte sich Marinette ihre Tasche und lief schnell zu Alya, damit sie herausgehen konnten.



So nah und doch so fern [Miraculous]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt