Kapitel 20

601 37 8
                                    

Kapitel 20

Schnell hob Adrien seine Hand zur Begrüßung und lief an Lila vorbei. Er hatte jetzt absolut keine Lust mit ihr zu sprechen. An sich hatte er ja nichts gegen sie. Aber er hatte gerade keine Nerven auf Small Talk. Die Tatsache, dass sie in ihn verliebt war, machte die ganze Sache auch nicht einfacher. Nachdem sie akumatisiert wurde, fand er es besser, ihr lieber aus dem Weg zu gehen. Nachher machte sie sich noch falsche Hoffnungen. Bisher hatte das auch ganz gut geklappt gehabt.
Schnell steuerte er, nachdem er den Klassenraum betreten hatte, seinen neuen Platz hinter Alya und Nino an. Doch hatte er die Rechnung ohne Lila gemacht. Prompt war sie dieses Mal hinter ihm hergelaufen und ging nun neben ihm.
„Und, wie war dein Wochenende?"
„Wunderbar", brummte er und verdrehte dabei unbemerkt seine Augen.
Merkte sie nicht, dass er im Moment keine Lust zum Reden hatte? Rasch setzte er sich auf Alyas ehemaligen Platz und stellte seine Tasche auf dem Tisch ab.
„Meines auch ... Warum sitzt du denn hier alleine?"
Ohne Lila anzusehen, kramte er in seiner Tasche herum, zog seinen Block heraus und legte ihn vor sich auf den Tisch.
„Weil wir die Plätze getauscht haben."
„Oh. Aber nun sitzt du ja ganz alleine. Na, weißt du was, ich setze mich einfach zu dir."
Nun sah er aber doch auf und starrte irritiert auf Lila, die sich prompt auf den freien Platz neben ihn gesetzt hatte.
„Hey, das ist Marinettes Platz."
Schulterzuckend stellte Lila ihre Tasche auf den Boden.
„Aber sie ist doch nicht da. Außerdem kann sie ja, wenn sie wieder kommt, auf meinen Platz dann sitzen."
Er wollte gerade etwas sagen, als sich Alya plötzlich zu ihnen herumdrehte.
„Hast du nicht gehört, da sitzt Marinette. Und so wird es auch bleiben. Also setz dich auf deinen Platz. Na los."
Verblüfft sah er zwischen Lila und Alya hin und her und beobachtete dann Lila, wie sie murrend ihre Tasche nahm.
„Wir sehen uns dann in der Pause."
Schnell rutschte Lila mit dem Stuhl zurück und stand auf. Erleichtert pustete er aus und murmelte ein leises Danke zu Alya, die ihm grinsend zu nickte und sich dann wieder zu Nino herumdrehte. Fast im gleichen Moment betrat Madame Bustier den Raum und begann, ohne große Umschweife, mit dem Unterricht.
Sofort war es still in der Klasse und nur noch Madame Bustier war zu hören. Er versuchte sich auf den Unterricht zu konzentrieren, doch er konnte nicht anders und sah immer wieder heimlich auf sein Smartphone, ob sich Marinette bei ihm gemeldet hatte. Aber immer noch nichts.
„Wer wäre so nett und könnte es Marinette vorbeibringen?", fragte Madame Bustier in die Klasse und verwundert sah er wieder auf.
Als er jedoch sah, dass sie näher an seinen Tisch herantrat, steckte er hektisch sein Handy zurück in die Tasche. Grübelnd versuchte er sich zu erinnern, wovon sie gesprochen hatte. Was sollte man Marinette vorbeibringen? Warum hatte er nicht besser zugehört. Das wäre die Gelegenheit gewesen. Marinette hätte ihn nicht wegschicken können, wenn er etwas für die Schule vorbeibringen sollte. Verärgert über sich selbst, dass er nicht besser zugehört hatte, begann Alya vor ihm ihre Hand zu heben.
„Ich kann das machen. Ich wollte sie ohnehin heute besuchen."
„Gut. Dann bestell ihr doch gleich gute Besserung."
Madame Bustier übergab Alya einige Zettel und fuhr dann mit dem Unterricht fort.
Er beobachtete Alya, wie sie die Papiere einsteckte und blitzartig bekam er eine Idee. Eilig nahm er dazu seinen Block und einen Stift zur Hand. Er würde ihr einfach einen Brief schreiben. Wie von selbst wanderte seine Hand über das Papier. Wenn sie ihm schon nicht zu hören wollte, dann halt so.
Gerade rechtzeitig zum Ende der Stunde, riss er das Blatt von seinem Block ab und faltete es zusammen. Die Klingel läutete, wodurch alle hinaus zur Pause liefen. Flink packte er, bis auf den Brief für Marinette, seine Sachen in seine Tasche zurück und sah, wie Alya und Nino das Klassenzimmer verließen. Schnell schnappte er sich seine Tasche und lief den beiden hinter her.
„Alya warte kurz."
Sofort drehte sie sich zu ihm herum, sah ihn fragend an und so begann er sofort mit seiner Frage.
„Könntest du mir einen Gefallen tun?"
„Worum geht es denn?"
Zögerlich schaute er auf den Brief in seiner Hand. Dort drinnen standen Dinge, die niemand sonst erfahren durfte. Sollte er ihn wirklich Alya geben? Eben hielt er es noch für eine gute Idee, aber was war, wenn er in falsche Hände geriet?
„Adrien?"
Langsam sah er wieder auf und blickte ihr nun direkt in die Augen.
„Kann ich dir vertrauen?"
Irritiert blickte Alya kurz zu Nino, da dieser aber auch nur mit seinen Schultern zuckte, sah sie wieder zurück.
„Ja. Aber worum geht es denn überhaupt?"
Kurz atmete er tief ein und hielt dann das gefaltete Blatt Papier in die Höhe.
„Könntest du das hier Marinette geben?"
„Klar doch."
Nickend wollte Alya nach dem Brief greifen, doch bevor sie ihn zu fassen bekam, zog er ihn wieder weg. Eindringlich sah er ihr danach in die Augen.
„Der Inhalt ist nur für Marinettes Augen bestimmt. Es ist sehr wichtig, dass niemand anderes, außer Marinette, ihn zu Gesicht bekommt. Versprichst du mir, dass weder du, noch jemand anderes diesen Brief lesen wird? Wenn jemand anderes ihn in die Finger bekommt, könnte es sonst großen Ärger für Marinette bedeuten."
„Ich weiß zwar nicht, was zwischen dir und Marinette vorgefallen ist, aber keine Sorge, du kannst mir vertrauen. Ich werde ihn niemanden zeigen."
Mit einem etwas mulmigen Gefühl in der Magenregion übergab er Alya den Brief. Er hoffte, dass er ihr auch wirklich vertrauen konnte. Aber sie war Marinettes beste Freundin. Sie würde bestimmt nichts machen, was ihr schaden könnte.
„Alter, was läuft denn da bei dir und Marinette?"
Grinsend klopfte Nino ihm auf die Schulter.
„Naja ... also ... das ist kompliziert."
Verlegen kratzte er sich an seinem Hinterkopf und zuckte prompt zusammen, als eine Stimme hinter ihm ertönte.
„Adrien. Kann ich kurz mit dir sprechen?"
Langsam drehte er sich herum und blickte direkt in Lilas Gesicht.
„Was gibt es denn?"
Lilas Blick wanderte zu Alya und Nino und schief grinste sie die beiden an.
„Alleine."
Entschuldigend zog er seine Schultern in die Höhe und blickte dabei zu Alya und Nino.
„Wir sehen uns dann gleich draußen", murmelte Alya und lief mit Nino in Richtung Pausenhof.
Nachdem die beiden aus ihrem Blickfeld verschwunden waren, wurde er von Lila plötzlich am Handgelenk gepackt und mitgezogen.
„Hey. Was soll das denn?"
Doch sie antwortete ihm nicht.
Nachdem er noch einige Meter von ihr mitgezerrt wurde, blieb er dann aber stehen und löste sich aus ihrem Griff. Was sollte das denn? Sie konnte ihn doch nicht einfach ohne eine Erklärung durch die Schule schleppen.
„Wo willst du denn hin? Und warum möchtest du mit mir sprechen?"
„Ich wollte eigentlich, dass wir ungestört sind."
Irritiert runzelte er seine Stirn. Wozu wollte sie denn ungestört sein?
„Ich wollte dich fragen, naja ob du nicht Lust hast mit mir ins Kino zu gehen? Oder, wenn du das nicht magst, vielleicht Lust hast etwas anderes zu unternehmen? Nur du und ich."
„Du meinst, so etwas, wie ein Date?"
Nickend näherte sie sich ihm und legte ihre Hände auf seine Brust. Behutsam nahm er sie jedoch gleich herunter und ging einen Schritt zurück.
„Lila, ich mag dich. Aber nicht so, wie du dir das vielleicht wünscht ... Ich mag dich, als eine Freundin. Mehr nicht ... Weißt du, ich bin schon in jemand anderen verliebt ... Es tut mir leid."
„Ach so ... verstehe."
Sie senkte ihren Kopf und drehte sich schwungvoll auf ihren Absatz herum.
„Ich muss los."
Schnellen Schrittes lief sie, ohne ein weiteres Wort, davon. Es tat ihm leid, sie so vor den Kopf gestoßen zu haben, aber es war nun mal die Wahrheit. Vielleicht würde sie so wenigstens endlich Ruhe geben. Kurz sah er ihr noch hinter her, drehte sich dann aber auch seufzend herum und lief in Richtung Pausenhof.


So nah und doch so fern [Miraculous]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt