Kapitel 3
Aufgeregt stieg Adrien am nächsten Morgen aus dem Auto aus. Er hätte nicht gedachte, dass er so nervös werden würde, nachdem er die Wahrheit kannte. Eilig lief er die Treppen hinauf ins Schulgebäude. Er konnte es nicht erwarten sie zu sehen. Die ganze Zeit saß sie direkt hinter ihm und er hatte es einfach nicht gemerkt.
Schnell hatte er die Tür zu dem Klassenzimmer erreicht. Kurz atmete er tief ein und betrat dann das Klassenzimmer. Sein Blick wanderte durch den Raum, doch weit und breit war keine Marinette zu sehen. Flink setzte er sich daher auf seinen Platz und begrüßte Nino, der sich gerade zu Alya herumgedreht hatte und sich mit ihr unterhielt.
Die Minuten vergingen und die Schulglocke hatte längst geklingelt. Wo blieb sie nur? Angespannt tippe er mit seinen Fingern auf dem Tisch herum und sah herüber zu seinem besten Freund. Er unterhielt sich immer noch mit Alya. Lächelnd beobachtete er die beiden. Irgendwie hatte es nach dem Zoobesuch, bei dem er ihm eigentlich helfen wollte, Marinette näherzukommen, zwischen ihnen gefunkt. Kurz verzog er bei diesem Gedanke sein Gesicht. Wenn er so daran zurückdachte, was für ein Glück, dass es bei ihnen nicht geklappt hatte. Dann wäre Nino nun mit ihr zusammen und er hätte dazu auch noch beigetragen. Nicht auszudenken. Er sah über seine Schulter zurück auf den leeren Platz hinter ihm und wandte sich danach an Alya.
„Kommt Marinette heute gar nicht?"
Als ihre beste Freundin, wusste sie vielleicht, wo sie steckte.
„Du weißt doch, wie sie ist. Pünktlichkeit ist für sie ein Fremdwort."
Da hatte sie recht, Marinette kam des Öfteren zu spät. Nur hatte er sich nie etwas dabei gedacht. Kam sie zu spät, weil sie zu spät dran war, oder kämpfte sie in der Zeit gegen eine akumatisierte Person, schoss es ihm nun durch den Kopf. Er selbst kam deshalb auch schon oft zu spät oder fehlte in der Schule. Das ihm das nicht schon vorher komisch vorgekommen war. Fehlten sie doch oft sogar gleichzeitig, wie ihm Nino oder Alya nicht nur ein Mal erzählt hatten. Wobei, er konnte sich immer ganz gut herausreden, dass er wieder etwas für seinen Vater erledigen musste.
Alya grinste auf ein Mal über beide Ohren und beugte sich über ihren Tisch, sodass sie näher zu ihm herüber kam.
„Warum fragst du überhaupt?"
Schnell wedelte Adrien mit seinen Händen.
„Ach nur so."
Immer noch grinsend lehnte sie sich wieder zurück, da Madame Bustier die Klasse betrat.
„Nur so. Verstehe", murmelte sie leise und grinste immer noch.
Adrien sah wieder nach vorne. Warum grinste sie nun auf ein Mal so? Er hatte doch bloß gefragt, ob Marinette heute gar nicht käme. Doch sofort danach verfinsterte sich sein Gesicht, da ihm gerade ein Gedanke kam. Kämpfte sie etwa in diesen Moment gegen einen Akuma und kam deshalb nicht? Das Madame Bustier bereits mit dem Unterricht begonnen hatte, bekam er nur am Rande mit. Ihm kreiste nur ein Gedanke im Kopf. Wenn sie gerade kämpfte, musste er ihr helfen. Schnell griff er nach seiner Tasche und wollte sich kurz entschuldigen, dass er auf die Toilette müsste, als die Tür geöffnet wurde.
Marinette stolperte regelrecht in das Klassenzimmer und kam außer Atem vor dem Lehrertisch zum Stehen. Erleichtert lehnte sich Adrien wieder zurück und beobachtete sie, wie sie durcheinander erklärte, warum sie zu spät war.
„Also ... meine Katze, die hat gegessen ... Spaghetti ... und dann ist sie in die Schüssel gefallen und war voller Nudeln. Ich musste sie ... sauber machen", stammelte sie und klammerte ihre Finger in den Stoff ihrer Tasche.
Madame Bustier verdrehte ihre Augen und deutete Marinette an, dass sie sich setzen sollte. Schnell huschte sie herüber zu ihrem Platz, als sie an Adrien vorbei kam und dieser ihr zu winkte.
„Morgen My... Marinette. Guten Morgen Marinette."
„M-morgen."
Mit einem Satz saß sie auf ihren Platz und kopfschüttelnd grinste Alya sie an.
„Deine Katze ist in Spaghetti gefallen?"
Marinette senkte ihren Kopf und schnaufte leise auf.
„Frag nicht."
Adrien sah immer wieder unauffällig hinter sich. Wie konnte er die ganze Zeit nur so blind sein, es war doch so offensichtlich. Trotzdem war es schon irgendwie merkwürdig. Marinette war von einer Sekunde zur nächsten nicht mehr einfach nur Marinette. Er kannte ihr Geheimnis. Sie war die Superheldin von Paris.
Gedankenverloren sah er auf seinen Block herunter. Er musste etwas finden, wie er Zeit mit ihr verbringen konnte. Vielleicht sollte er sie einfach Mal fragen, ob sie nicht Lust hätte, etwas mit ihm zu unternehmen? Nur halbherzig verfolgte er den Unterricht.
Die Stunde war beinahe vorbei. Die ganze Zeit hatte er gegrübelt, was die beiden unternehmen könnten. Aber er hatte absolut keine Idee, was ihr gefallen könnte. Er wusste ja so gut wie gar nichts über sie. Zum Glück half ihm dann aber das Schicksal weiter. Madame Bustier erzählte gerade von einer Gruppenarbeit, die sie bis Montag ausarbeiten und dann präsentieren sollten. Aufmerksam lauschte er der Arbeitsanweisung.
„Nun gut. Dann bildet bitte selbstständig zweier Gruppen. Den Rest der Stunde könnt ihr dann schon mal beginnen", erklärte Madame Bustier und begann Zettel zu verteilen.
Das war seine Chance. Flink drehte er sich auf seinem Stuhl zu Marinette herum.
„Marinette. Magst du mit mir vielleicht eine Gruppe bilden?"
Mit großen Augen starrte sie ihn an. Träumte sie? War sie im Unterricht eingeschlafen? Ja, so musste es sein. Sie schlief gerade und gleich würde der verdammte Wecker klingeln.
„Marinette", flüsterte Alya sie von der Seite an und gab ihr mit ihrem Fuß einen Stups.
Verwundert sah sie zu ihrer Freundin, die mit ihren Kopf Richtung Adrien deutete. Langsam drehte sie sich daher wieder zu Adrien, der sie immer noch fragend ansah.
Das hier war kein Traum. Adrien hatte sie wirklich gefragt. Und sie hatte ihm immer noch nicht geantwortet.
„K-klar. Denn, ich mag dich ... nein, so meinte ich das nicht, also ich mag dich schon, ... ich meinte nur, ich mag mit dir eine Gruppe machen, eine Gruppe bilden."
Marinette konnte im Augenwinkel sehen, wie sich Alya mit der Hand gegen die Stirn klatschte. Aber sie konnte es ihr nicht verübeln, das war wirklich mehr als peinlich gerade. Doch dann sah sie wieder zu ihrer Freundin.
„Mit wem machst du dann das Referat?", fragte sie Alya und runzelte dabei ihre Stirn.
„Sie kann doch einfach mit Nino zusammenarbeiten. Na, was sagt ihr?, antwortete Adrien schnell, bevor es sich Marinette noch mal anders überlegte.
Nickend stimmten Alya und Nino zu. Lächelnd stand Adrien auf und wollte seinen Platz mit Alya tauschen, als Chloé auf ihn zu gestürmt kam. Mit einem Satz sprang sie ihn an und klammerte sich an ihn heran.
„Adri-Chéri. Wollen wir gleich anfangen?"
„Chloé, ich wüsste nicht, dass wir in einer Gruppe sind. Ich arbeite mit Marinette zusammen", löste er sich von ihr und schob sie von sich weg.
Verdattert starrte sie ihn an.
„Aber wir wären doch eine viel bessere Gruppe. Dann musst du dich nicht mit dieser Marinette herumschlagen."
„Such dir doch einfach jemand anderen, Okay?"
Adrien drehte sich von ihr weg und ließ sie so stehen. Mit heruntergeklappter Kinnlade stampfte Chloé wütend zurück zu ihrem Platz.
„Die lernt es wohl nie", schüttelte Alya ihren Kopf und packte ihre Sachen zusammen.
In die Hände klatschend stand Madame Bustier wieder vor dem Lehrertisch und bat um Ruhe.
„Setzt euch bitte alle wieder hin und arbeitet an euren Referaten."
Schnell tauschten Alya und Adrien ihre Plätze. Kurz drehte sich Alya noch mal, bevor sie sich hinsetzte zu Marinette herum, nickte ihrer Freundin aufmunternd zu und wandte sich dann an Nino.
Rot um die Nasenspitze beobachtete Marinette Adrien dabei, wie er neben ihr Platz nahm.
„Wie geht es eigentlich deinem Fuß?"
„Dem geht es wieder gut. War zum Glück nur umgeknickt. D-d-danke."
Beide lasen danach, ohne etwas zu sprechen, den Arbeitszettel, den ihre Lehrerin verteilt hatte, durch.
„A-also, ich glaube, das kann man ganz gut aufteilen", murmelte Marinette, sah weiter auf den Zettel und schielte herüber zu Adrien.
„Ich denke auch. Am Besten wir teilen den Vortrag in drei Teile auf. Was sagst du?"
Zögerlich nickte Marinette und begann sich Notizen auf ihrem Block zu machen. Ihr Herz sprang ihr gegen ihre Brust und sie hatte große Mühe sich auf das Referat zu konzentrieren. Aber sie musste es gut machen. Adrien sollte sie doch nicht für einen Trottel halten. Aber warum hatte er sie eigentlich gefragt? Nicht, dass sie sich nicht darüber freute, aber machte er so etwas nicht eher mit Nino?
„Darf ich dich etwas f-fragen?", sah sie von ihrem Blatt auf.
„Klar. Frag ruhig."
Lächelnd schob Adrien seinen Stift beiseite und sah ihr direkt in ihre Augen. Stutzig legte sie ihren Kopf schief. Diese Augen. Schon wieder hatte sie dieses seltsame Gefühl. Sie konnte es sich aber nicht erklären.
„Äh Marinette, stimmt irgendetwas nicht?"
Erschrocken fuhr sie zusammen und wurde rot, wie eine Tomate. Wie lange hatte sie denn einfach nur da gesessen und ihn angestarrt? War hier irgendwo ein Erdloch, in dem sie sich verkriechen konnte?
„N-nein alles gut ... Ich wollte nur fragen, wie soll ich es sagen, warum hast du eigentlich nicht Nino gefragt?"
Verlegen kratzte sich Adrien an seinem Hinterkopf.
„Ja ... weil ... also ..."
Verdutzt sah sie ihn an. Stotterte er? War er nervös? Warum sollte er denn nervös sein?
„Erzähle es aber nicht weiter okay?", beugte er sich zu ihr herüber, „Ich glaube, Nino steht auf Alya. Ich wollte ihm ein wenig helfen, damit er ihr näherkommen kann."
Mit großen Augen sah sie zwischen Nino und Adrien hin und her. Deswegen hatte er sie also gefragt. Enttäuscht versuchte sie zu lächeln und widmete sich dann wieder ihren Notizen. Wie kam sie auch auf die Idee, dass er wegen ihr fragen würde. Sie war schließlich nur ein tollpatschiges einfaches Mädchen.
„Marinette .., hör zu ..."
Doch weiter kam er nicht, da es klingelte und die Stunde somit vorbei war. Schnell packte Marinette ihre Sachen zusammen und wollte hinaus zur Pause laufen, als sie von Adrien aufgehalten wurde.
„Marinette warte. Hast du am Wochenende Zeit ... damit wir das Referat ausarbeiten können?"
„Klar hat sie Zeit. Stimmt's?"
Alya legte ihren Arm über Marinettes Schultern und grinste über beide Ohren.
Zögerlich nickte Marinette und wunderte sich, wo ihre Freundin auf einmal herkam. Hatte sie sie etwa belauscht?
„Gut. Dann komm ich Samstag Nachmittag zu dir."
Aufgeregt lief Marinette nach der Schule in ihrem Zimmer auf und ab.
„Ich und Adrien alleine. Tikki, wie soll ich das bloß schaffen, ohne mich total zu blamieren. Er wird doch denken, dass ich der totale Idiot bin."
Seufzend stieg sie die Leiter zu ihrem Bett hinauf und kletterte durch die Dachluke. Sie brauchte dringend frische Luft.
„Marinette du schaffst das schon. Er war doch schon mal hier. Weißt du nicht mehr? Wegen des Turniers."
Tikki hatte recht. Das hatte sie für ihre Verhältnisse sogar ganz gut gemeistert gehabt. Störend waren da eher ihre Eltern gewesen. Und dann viel ihr noch etwas ein.
„Die Fotos!"
Panisch drückte sie ihre Hände gegen ihren Kopf.
„Er wird die Fotos sehen, denken ich wäre ein Stalker und mich bei der Polizei melden. Dann komme ich ins Gefängnis und werde nie mit ihm ins Kino gehen können."
Tikki flog zu ihr herauf, sodass sie direkt in Marinettes Gesicht blicken konnte.
„Ganz ruhig. Er kommt doch erst morgen. Du hast also noch genug Zeit, um sie wegzuräumen."
Erleichtert atmete Marinette aus. Tikki hatte mal wieder recht. Was regte sie sich denn jetzt schon auf.
„Was würde ich nur ohne dich machen."
„Du würdest komplett ...", doch mitten im Satz brach Tikki ab und versteckte sich unter ihrer Jacke.
Irritiert sah sich Marinette um. Warum versteckte sich Tikki denn? Doch lange musste sie nicht auf eine Antwort warten, da ihre Mutter durch die Dachluke sah.
„Ich gehe eben herüber zum Supermarkt. Brauchst du noch etwas?"
„Ich brauch nichts Maman. Danke."
Lächelnd winkte sie ihrer Mutter zu und lehnte sich an die Balkonbrüstung. Nachdenklich sah sie in die Ferne. Ihr Blick wanderte über die Dächer der Stadt, doch erschrocken fuhr sie zusammen. Nicht weit von ihr auf einem der Dächer saß Chat Noir. Was machte er denn hier? Hatte Hawk Moth etwa wieder einen Akuma losgeschickt? Und er war auf der Suche nach ihm?
Anscheinend hatte er bemerkt, dass sie ihn gesehen hatte, denn er winkte ihr zu. Sie musste herausfinden, warum er verwandelt durch Paris sprang. Wenn wieder ein Superschurke unterwegs war, musste sie das wissen und helfen.
„Chat Noir?", rief sie zu ihm herüber, „Ist wieder ein Bösewicht unterwegs?"
Sie versuchte extra ängstlich zu klingen, damit er dachte, sie würde aus Angst fragen. Mit wenigen Sprüngen landete er direkt neben ihr auf dem Balkon und blickte ihr tief in die Augen.
„Marinette."
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So nah und doch so fern [Miraculous]
FanfictionTag ein Tag aus, kämpfen sie Seite an Seite gegen die Superschurken von Paris. Doch, wer sie in Wirklichkeit sind, wissen sie nicht. Was passiert aber, wenn einer von den beiden durch Zufall herausbekommt, wer der andere ist? Der andere aber immer n...