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Ich blinzle in das strahlende Licht. Moment, was? Ich hab verschlafen? Wieso hat mich niemand geweckt? Verdammte Scheiße! Ich richte mich ruckartig auf. Wo ist mein Bett? Bin ich rausgefallen? Warum hab ich das nicht gemerkt? Ich stutze. Wo ist mein Teppich? Mein ganzes Zimmer? Wo bin ich? Und wer sind diese Leute hier?
Ich sitze in einem Raum auf dem Boden. Es ist eher eine Halle. An der Wand entlang sind Türen zu anderen Räumen und an jedem steht ein Name. Die Wände sind aus Beton, genau wie der Boden. In der Mitte der Halle stehen Regale, Sofas und Stühle im Kreis. Es sind bestimmt 30 Stück. Ein grelles Licht leuchtet alles aus. Alles in allem wirkt es ganz gemütlich, sieht man mal von den kahlen, farblosen Wänden ab.
Was ist das hier?
Um mich herum wachen gerade noch andere Menschen auf. Männlich, weiblich, aus allen Altersgruppen. Ich sehe einen alten Mann und ein kleines Mädchen, das vielleicht acht Jahre alt ist. Alle sehen sich verwirrt um.

"Was zur Hölle...?", murmelt jemand neben mir. Er sieht mich an. "Was ist das hier?" "Ich weiß es nicht." "Kannst du mich mal kneifen?" "Okay." Ich kneife in seinen Arm. "Autsch." "Sorry."
Ich stehe auf und gehe auf die Stühle zu. Dabei sehe ich mir die anderen hier an. Ich kenne absolut niemanden und erinnere mich nicht, irgendwen schon einmal gesehen zu haben.

"Willkommen", hallt eine Stimme durch den Raum. Sie ist weiblich und nicht besonders hoch.

"Willkommen zu Werwolf. Einer kleinen Spielrunde von den Veranstaltern von der Testreihe Test 1-13. Ich freue mich euch heute hier zu haben."

Was soll das hier? Werwolf? Und was sind diese Tests?

"Keine Sorge, das hier wird nicht wie die Tests. Es ist nur eine neue Idee und ihr seit meine Versuchskaninchen."

O-okay. Stop. Irgendwas läuft hier gewaltig in die falsche Richtung.

"Seit ihr bereit zu Spielen?"

Nein?!

"Nehmt eure Plätze ein."

Einige beginnen sich zu setzen. Stirnrunzelnd folge ich ihnen. Ich setze mich neben den Jungen, den ich wenige Minuten zuvor gekniffen hatte. "Ich bin Viktor, nur so nebenbei." Ich nicke. "Haylie."

"Zieht eine Karte."

Aus dem Boden kommt ein Podest hervor, auf dem ein Stapel Karten liegt. Eine Frau geht zu ihm und besieht ihn sich. "Das sind normale Spielkarten", sagt sie.
"Warum machen wir, was sie sagt?", ruft einer.
"Was sollen wir sonst tun?"
"Garnichts! Wir tun nicht, was sie sagt!"
"Das bringt doch nichts!"
"Es ist nur ein Spiel", ruft das Mädchen links von mir.

"Zu den Regeln: Die Karten dürfen nicht offen gezeigt werden, außer ich sage es. Die genaue Beschreibung der Figuren steht auf der jeweiligen Karte und im Regelbuch."

Die Frau vorne hält eine Spielanleitung hoch.

"Genau die. Zieht!"

Sie mischt die Karten und teilt sie aus. Ich nehme meine. Auf der Rückseite ist ein Zeichen. Es ist schwarz und rot und ähnelt zwei verschlungenen Wölfen. Ich lehne mich ein Stück zurück und drehe die quadratische Karte um. Ein schwarzer Wolf mit roten Augen ist darauf. Darunter steht ein Wort in einer silbernen Schrift: Werwolf. Etwas kleiner steht dort: Er erwacht bei Nacht und darf gemeinsam mit den anderen Werwölfen einen töten.
Ich bin ein Werwolf. Ist das hier wirklich nur ein Spiel? Für ein Spiel muss man doch keine Leute einsperren!

"Das Ziel der Werwölfe ist es, als einzige zu überleben. Das Ziel aller anderen ist es, die Werwölfe möglichst schnell zu töten. In der Nacht töten die Wölfe und am Tag wird eine Person auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Bürgermeister leitet das Spiel. Offenbare dich."

Der alte Mann hebt die Hand. "Ich bin der Bürgermeister. Mein Name ist Fred."

"Sind dir die Regeln vertraut?"

"Nein."

"Du übernimmst die Abstimmungen."

"Geht klar."

"Erste Runde: Will jemand jemanden anklagen? Oh, und vielleicht sollten wir eine kleine Vorstellungsrunde machen."

"Also, Vorstellungsrunde. Wie schon gesagt, ich bin Fred."
"Lotte", sagte das Mädchen neben ihm.
"Adam."
"Veronica."
"Anna."
Wir gehen Reihum. Als wir fertig waren fragte Fred: "Will jemand irgendwen anklagen?" Ich mustere alle. Okay, entweder sind sie unschuldig, keine Wölfe, oder sie sind gute Schauspieler. Niemand sagt etwas. Es ist komplett still.

"Keine Angeklagten? Na gut. Wir hören uns heute Nacht."

Aus dem Boden fährt ein Tisch mit Essen.
Ich suche meinen Raum. Es gibt ein Bett mit roten Laken, dass mich ein bisschen an Minecraft erinnert. Darüber hängt ein Bild von einem Wald. Im Schrank finde ich  einige Klamotten in meiner größe, Bücher und Malsachen. Als würde die Person, die das eingerichtet hatte, mich kennen. Ich nehme mir ein Notizbuch und einen Stift. Bevor ich anfange zu kritzeln schiebe ich meine Karte in ein kleines Fach, dass ich unter meiner Matratze gefunden habe.
Was ist mit meiner Familie? Meine Freunde? Machen sie sich Sorgen?

Es klopft an der Tür. Ich sehe auf. "Hey, Viktor."
"Hi Haylie. Stör' ich?"
"Nö, komm rein."
Er hält die Spielanleitung hoch. "Hattest du sie schon?"
Ich schüttle den Kopf.
"Okay, cool."
Ich klopfte neben mir aufs Bett. Er setzte sich. Ich nehme das Buch und schlage die erste Seite auf.
"Was hältst du von all dem?", frage ich.
"Ich verstehe den Sinn nicht", antwortet er. "Ich meine, sie hätten einfach fragen können. Hey, willst du ein Spiel mit uns spielen? Klar, warum nicht? Cool, komm mit."
"Ich frage mich, was der ganze Aufzug von wegen eigene Zimmer und heute Nacht bedeuten soll."
"Hoffen wir nichts ganz so schlimmes."

WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt