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"Haylie?"

Ich sehe von meinem Zeichenblock auf. Max steht vor mir. "Kann ich dich kurz sprechen?"

Ich nicke. "Natürlich. Ich komme gleich."

Er nickt und geht davon. Ich wende mich an Mia, die neben mir sitzt. "Hängst du die schon mal auf?" Ich reiche ihr einige Bilder von Leuten, die auch hier sind. "Auf meinem Schreibtisch müsste Tesafilm liegen. Ich bin gleich wieder da, okay?" Sie nickt. "Bis gleich."

Ich lasse mich in den Sessel fallen, der in der Ecke von Max' Zimmer steht. Er selbst und Viktor sitzen auf seinem Bett.

"Heute morgen", beginnt Max sofort, "als entscheiden wurde, wer getötet wird ist Viktors Name gefallen und er stand auch zur Debatte."

"Ich weiß", sage ich niedergeschlagen. "Ich war dabei."

"Wir können von Glück reden, dass sie sich dann doch für Adam entschieden haben, auch wenn er nur ein Dorfbewohner war. Was ich damit sagen will: Wir müssen vorsichtiger sein."

Viktor und ich nicken. "Ab jetzt erledigen wir unseren Job ohne zu reden", sage ich. "Wir könnten belauscht werden. Sie können immer zuhören, auch wenn sie nicht gucken dürfen."

"Das könnte allerdings schwierig werden, Dank Hector", merkt Viktor an.

Max und ich seufzen synchron. "Das ist jetzt nicht so mies gemeint wie es klingt, aber ich hoffe wir sind ihn bald wieder los."

"Ist euch aufgefallen wie aufgeregt er darüber war, ein Werwolf zu sein? Ich bin mir sicher, dass er nicht dicht halten kann", sage ich.

Niemand sagt etwas für eine ganze Weile. Dann stehe ich auf. "Ich gehe zurück zu Mia." "Haylie?" Ich drehe mich nochmal um, die Hand schon auf den Türgriff. "Was auch immer Hector sagt diese Nacht, antworte nicht."

~
Ich setze mich wieder zu Mia. "So. Wen haben wir noch nicht?" "Den, der als erstes gestorben ist. Emil." Ich runzele die Stirn während ich versuche mich an seine Gesichtszüge zu erinnern. Dabei wandert mein Blick zu den Bildern dener, die schon an der Wand hängen. Durch einige sind rote Striche gezogen. Mia hatte gesagt, wir müssen die Kennzeichnen, die schon tod sind. Anscheinend hat sie sie einfach durchgestrichen.

Ich beginne zu zeichnen. Emil, die Augen weit aufgerissen, während er zu Boden fällt nachdem Jamie ihn erstochen hat. Sein Shirt ist blutig, das Messer ragt noch aus seiner Brust. Ich schreibe seinen Namen unter das Bild und signiere es mit meinen Initialen, HR, und dem ungefähren Datum, 5/18. Dann gebe ich es Mia, zusammen mit einem roten Stift.
Sie sieht mich unsicher an. "Soll ich ihn einfach durchstreichen?", fragt sie.
"Siehst du ihn hier irgendwo", ist meine Gegenfrage.
Sie schüttelt den Kopf.
Als sie es immer noch nicht tut sage ich: "Ach komm, die anderen hast du doch auch schon durchgestrichen."
"Das war ich nicht. Das war Nils Idee."
"Hm, okay. Die Idee ist nicht schlecht. Ich denke, du bist jetzt dran."
"Warum nicht du? Du hast das Bild doch gemalt."
"Ich werde meine Chance schon noch bekommen." Wahrscheinlich früher als du denkst, füge ich stumm hinzu.
Mia beginnt zu lächeln. "Okay", sagt sie. "Ich mach's." Mit einer schnellen Bewegung malt sie zwei Striche über das Papier. Nun breit grinsend springt sie auf um die Zeichnung an die Wand zu hängen.

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