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Ich sitze mit den anderen Werwölfen in Max Zimmer. Es ist schon spät. 
„Okay", sagt Viktor. „Hector ist Tod."
„Ja, das ist er", sage ich.
„Sollten wir... Ich weiß nicht, trauern oder so?", fragt Viktor. „Ich meine, ich persönlich könnte darauf verzichten, er hat irgendwie genervt."
„Aber er war doch einer von uns", erinnert Max.
Eine unangenehme Stille entsteht. Mir kommt eine gute Idee für etwas, dass ich zeichnen könnte.
„Also, ihr beide seid zusammen, was?"
Viktor und ich nicken.
„Ihr wisst, dass wir sterben werden, oder?"
„Nicht unbedingt", sage ich. „Wenn wir aufpassen, wenn wir gut sind, können wir das hier überleben. Wir alle drei."
„Das dürfte schwierig werden."
„Aber es ist nicht unmöglich", sagt Viktor.
Ich nicke und stehe auf. „Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich habe eine grandiose Idee für einen Comic."

Ich schleiche aus meinem Zimmer, bedacht darauf, kein Geräusch zu machen. Ich gehe zu Max und Viktor.
"Gibt es noch irgendjemand gefährlichen, den wir töten müssen?", fragt Viktor.
"Wir haben das Blinzelmädchen und die Hexe erledigt", sage ich. "Mir fällt niemand mehr ein, der uns bedrohen könnte."
Die Wölfe nicken. "Also, was haltet ihr von Fred?", fragt Max dann.
"Warum?", frage ich zurück.
"Warum nicht?", erwidert er.
Ich zucke mit den Schultern und nicke. "Okay."

Wir gehen zu Freds Tür und Viktor klopft. Ohne seine Antwort abzuwarten treten wir ein. Der alte Mann schreckt in seinem Bett hoch.
"Oh, hey", grinse ich. "Max?" Ich sehe ihn auffordernd an.
Er nickt mir zu. "Es ist mir ein Vergnügen, Boss. Für dich wiederum...", sagt er an Fred gewannt.
Freds Augen weiten sich, als Max sich auf ihn stürzt. Er vergräbt seine Reißzähne in seinem Fleisch. Fred beginnt zu Schreien. Viktor beginnt ihn ebenfalls zu bearbeiten, aber keiner denkt daran, ihn zum Schweigen zu bringen.
Ich springe aufs Bett und hocke mich neben ihn. "Schhh", flüstere ich. "Es ist bald vorbei. Lass meine Jungs nur noch ein wenig Spaß haben." Beruhigend streiche ich durch seine Haare. Ich erinnere mich an etwas, was meine Mutter früher immer tat, wenn ich geweint habe. Sie hat gesungen.
"Come little children
The time's come to play
Here in my garden
Of shadows",
singe ich leise. Ich sehe die Panik in seinen Augen.
"Rest now my children
For soon we'll away"
Ich lege meinen Finger an seine Kehle und lächele süß.
"Into the calm and
The quiet."
Ich übe Druck auf seinen Hals aus und ziehe meine Hand mit einer reißenden Bewegung weg. Blut sprudelt aus der frischen Wunde. Seine Augen werden glasig und er hört auf zu Schreien.

Mitten in der Nacht, ich habe gerade das Blut abgewaschen und mich hingelegt, höre ich ein hohes Kreischen. Sofort sitze ich gerade im Bett. Sind die Wölfe noch wach? Ich springe auf und reiße die Tür auf. Der Geruch von Rauch schlägt mir entgegen. Nein, das sind nicht meine Wölfe. Rauch. Wo Rauch ist, ist auch Feuer.

Das Schreien ertönt wieder. Es klingt worein kleines Mädchen. Mia! Ich ziehe mir den Saum meines T-Shirts über Mund und Nase und renne los in Richtung des Geräusches.
Eine zweite weibliche Stimme beginnt zu Schreien: "Nein, nein! So war das nicht geplant! Nicht ich! Ich kann nicht verbrennen, ich..." Ein Schmerzerfüllter Schrei folgt.

Ich erreiche Mias Zimmer. Flammen schlagen heraus.
"Mia!", rufe ich. "Mia!"
"Haylie?"
"Ja, ja ich bin's."
Sie schreit wieder.

"Hey, geh weg von dem Feuer!", ruft jemand hinter mir. "Du kannst ihr nicht mehr helfen." Ich fahre herum und funkele Nils wütend an, der jetzt mit allen anderen Mitten im Raum steht. Ich hoffe, meine Augen glühen nicht.
"Ich kann sie nicht sterben lassen!", schreie ich ihn an.
"Das ist das Werk des Brandstifters. Er wird einen guten Grund dafür gehabt haben."
"Sie ist noch ein Kind!" Ich spüre wie Tränen meine Wangen herunter laufen.
"Was, wenn sie ein Werwolf ist?", fragt Nils.

Ich wende mich von ihm ab. "Mia?", rufe ich.
Sie antwortet nicht. Ihre Schreie haben aufgehört. "Mia?", frage ich leise.

Veronicas Schreie werden plötzlich übertönt von einem ohrenbetäubenden Heulen. Kein menschliches, das eines Wolfes. Ich sehe mich panisch um. Viktor steht im Raum und starrt auf die Flammen. Max.
Ein Feuermelder geht an. Alle halten sich die Ohren zu. Ich nicht, ihr höre Max' heulen zu. Es wird leiser, schmerzhafter. Ich knurre leise und sanft, wie um zu sagen, es ist okay. Viktor knurrt ebenfalls.
Dann ist es still. Der Feuermelder geht aus, Wasser regnet aus Röhren von der Decke.

WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt