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"Arthur und Jamie", wiederholt Max. Ich nicke. "Meint ihr, das sind Leute die wir umbringen sollen?"

Es erstaunt mich, dass er das so einfach sagen kann, auch wenn ich mich langsam daran gewöhne, was noch unheimlicher ist. Aber am schlimmsten ist, dass ich ihm zustimme, während mir sehr wohl bewusst ist, dass es hier um die Leben von zwei Menschen geht.

"Vielleicht hatte er eine Ahnung, wer gefährlich ist", wirft Viktor ein.

"Ich denke, wir sollten es als seinen letzten Willen ansehen", sage ich. "Wenn er recht hat, kann es doch nur ein Vorteil für uns sein, oder?"

Die anderen nicken. "Wen zuerst, Arthur oder Jamie?", frage ich.

"Jamie", sagt Max sofort. "Sie ist irgendwie unsympathisch. Und auffällig sorglos."

"Apropos sorglos, habt ihr Hector heute gesehen?"

Viktor nickt. "Er wirkte zu glücklich dafür, dass gerade drei Leichen und eine übrigens echt geniale schaurige Drohung gefunden wurde."

"Vielleicht ist er das wilde Kind", fällt mir plötzlich ein. "Ihr wisst schon, der der zum Werwolf wird, wenn sein Vorbild stirbt. Vielleicht war sein Vorbild ja unter den Toten dieser Nacht."

"Daran habe ich auch schon gedacht", sagt Max.

Ich stehe auf. "Ich sollte jetzt mal zu Mia; ich habe ihr versprochen, dass ich nochmal vorbei komme." Ich streiche mein T-Shirt glatt. "Bis später, Jungs." Ich drücke Viktor einen kurzen Kuss auf den Mund und winke Max zu. Als ich dir Tür schließe sehe ich, dass Viktor mir hinterher lächelt, während Max ihn mit mit zusammengepressten Lippen kritisch mustert.

Ich klopfe an die Tür, an der der Name meiner neuen Freundin steht. "Herein", dringt ihre dünne Stimme durch die Tür. Ich trete ein. "Hallo Haylie", sagt Mia und steht von ihrem Schreibtisch auf.

"Hey. Wie geht's dir?"

Sie zuckt mit den Schultern. "Ich... ich komme klar. Muss ich doch, oder?"

Ich antworte nicht. Dieses Mädchen, so jung sie auch sein mag, ich viel zäher als ich anfangs dachte.

"Tut mir Leid. Das sollte nicht hart klingen."

Ich schüttele den Kopf. "Nein, ist schon okay."

"Kannst du mir eine Geschichte erzählen?"

Ich lächle. "Ja, das kann ich. Was willst du denn hören?"

"Etwas schönes. Über Liebe."

"Ja. Ja, da weiß ich was." Ich setze mich auf's Bett und Mia hockt sich neben mich. "Ich erzähle dir die Geschichte von Mondprinz und Sternenmädchen." Sie sieht mich gespannt an.

"Okay, also da war dieses Mädchen, ihr Name war Jo. Ihre Eltern hatten sich gerade getrennt und sie zog mit ihrem Vater und ihren drei jüngeren Brüdern auf einen Bauernhof. Dort lebten ein Mädchen in ihrem Alter und ein Junge, der ein bisschen älter war."

"Hat sie sich in den Jungen verliebt?"

"Lass mich erzählen. Nein, sie hat sich nicht in Jordan, das war sein Name, verliebt", fahre ich fort. "Eines Nachts konnte sie nicht schlafen, also schlich sie sich raus und ging zu einem Baum auf einem Hügel, der ihr am Tag zuvor schon aufgefallen war. Aber als sie sich setzen wollte bemerkte sie, dass dort schon jemand war. Ein Junge, er hieß Val."

"Aber ist Val nicht ein Mädchenname?", fragt Mia. "Eine Abkürzung für Valentina."

"Man kann auch Valentin oder Valerian mit Val abkürzen." Valerians Name versetzte mir einen schmerzhaften Stich.

"Ach so, okay."

"Also, Jo setzte sich zu Val. Sie redeten sir ganze Nacht und am nächsten Tag, Jo war unter dem Baum eingeschlafen, war der mysteriöse Junge verschwunden. Sie hatte ihn nie nach seinem Namen gefragt, also nannte sie ihn ihren Mondprinzen. Auch Val kannte ihren Namen nicht, also bezeichnete er sie als das Sternenmädchen."

"Das ist romantisch. Wie in einem Märchen."

Ich nicke. "Ganz genau. Von da an trafen sie sich jede Nacht an dem Baum auf dem Hügel. Sie verliebten sich ineinander ohne sich jemals bei Tageslicht zu sehen. Als sie sich dann nach den Ferien in der Schule trafen erkannten sie sich sofort", schließe ich meine erzählung ab.

"Und was ist die Moral von der Geschichte?"

"Warum denkst du, dass es eine Moral gibt?"

"Es gibt doch immer eine, oder?"

"Vielleicht, dass man jemanden lieben kann, ohne ihn jemals richtig gesehen zu haben?"

"Das gefällt mir", grinst Mia.

Ich habe keine Geschwister, aber wenn ich welche hätte, dann eine Schwester wie Mia.

WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt