2

281 28 2
                                    

Unbekannter Erzähler

Die erste Nacht bricht an. Alle schlafen. Ich verlasse den Raum mit den Bildschirmen und gehe ins Labor. Vom Tisch nehme ich mir die Kiste mit den Spritzen. Ich öffne die Tür und betrete den Raum in der Mitte. Ich gehe ins erste Schlafzimmer. Aus de Fach unterm Bett hole ich die Karte des Mädchens hervor. Ah, sie ist eine der zwei Schwestern. Eigentlich keine besondere Karte, aber trotzdem muss sie das Serum bekommen. Hier geht es um Kontrolle. Um Macht!
Der Junge im nächsten Raum hat eine bessere Karte. Das wilde Kind. Mit einem Klebestreifen ist an der Karte ein Zettel befestigt, auf dem geschrieben steht: Mein Vorbild ist Sebastian. Ich setze die Nadel an seinem Hals an und spritze ihm das Serum in die Adern.

Ich wiederhole das alles noch 25 mal, bis ich mit komplett geleerten Ampullen und einem Klemmbrett voll Notizen in meinen Raum zurückkehre. Ich setze mich und drücke einige Knöpfe. "Amor erwacht", flüstere ich. Etwa eine Minute später steht Florentin in der Mitte des Raumes. "Wähle zwei Spieler aus." Er deutet auf zwei Räume. "Sehr gut. Geh' wieder schlafen."
Ich wecke die, die er verliebt hat. Lotte und Patrick. "Wenn einer von euch stirbt, stirbt auch der andere." Sie nicken verliebt. "Sagt euch eure Figuren." "Ich bin der schwarze Rabe", sagt Patrick. "Ich bin die Unruhestifterin", sagt Lotte. "Geht wieder schlafen." Sie küssen sich und verschwinden in ihren Räumen.
Die alte Fettel entzieht Elisabeth ihr Stimmrecht für einen Tag.
Der Brandstifter entscheidet sich nichts zu tun.
Der Seher erfährt, dass Arthur zu den Guten gehört.
Patrick heftet einen Zettel an Emils Tür.
Der Beschützer entscheidet sich in dieser Nacht Max zu decken.

Haylie

"Die Werwölfe erwachen." Die Stimme ist zwar leiser, aber genau so durchdringend wie am Tag. Ich stehe auf und verlasse mein Zimmer. Da ist Viktor. "Hallo", sage ich. "Haylie. Du auch?" "Offensichtlich." Die anderen kommen zu uns. "Dann sind wir also die Bösen hier", sagt einer. Ich nicke. "Scheint so. Ich bin Haylie, das ist Viktor." "Max." "Valerian." "Wählt ein Opfer aus." "Wen nehmen wir? Nils?" "Nicht Emil, der hat schon zwei Stimmen gegen sich." "Ich bin für Rico." "Rico." "Einverstanden?" "Jap." "Wir wollen Rico töten." "Sehr gut." Seine Tür springt auf. "Ausführen." Irgendetwas in mir beginnt zu kochen. Ich fokusiere im halbdunkel die offene Tür. Sein verlockender Duft strömt in meine Nase. Ich atme tief durch. Ich will töten. Es liegt mir im Blut, es ist meine Natur, schon immer. Mit leisen Schritten gehen wir auf seine Tür zu. Ich trete zu erst ein. Wir stellen uns um sein Bett. "Wir überlassen dir das erste Leben", knurrt Viktor. Ich neige den Kopf hochachtungsvoll vor ihnen. Im nächsten Wimpernschlag vergrabe ich meine Zähne in seinem Hals. Die anderen Wölfe folgen meinem Beispiel. Wir beißen und reißen an seinem Körper herum, bis er ganz sicher tod ist. 
Es ist ein Gefühl von Macht. Macht über den Tod dieser unschuldigen Person. Und Freude darüber, endlich meinem wahren Selbst Ausdruck verleihen zu können. Ich bin glücklich, für den Augenblick.

WerwolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt