Kapitel SIEBEN

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"Er hatte ziemliches Glück. Obwohl er stark unterkühlt war, war es nicht lebensbedrohlich. Sein Knöchel allerdings ist definitiv verstaucht. Wenn er ihn die nächste Woche nicht schont, dann kann es zum Bruch kommen und er kann das Tanzen vergessen", erklärte eine, mir fremde, Stimme.

"Keine Sorge, ich passe auf", gab ich flüsternd und mit zitternder Stimme von mir bevor ich die Augen öffnete. Ich sah mich kurz im Zimmer um und die Umgebung kam mir erschreckend bekannt vor. Ein Krankenhaus, na toll.
Um mein Krankenbett waren die Jungs verteilt und sahen besorgt zu mir. Automatisch suchten meine Augen nach Yoongi, welcher an die Wand gelehnt war und mich ausgiebig mit seinen kalten und emotionslosen Augen musterte. Plötzlich sprang mir Jin um den Hals und drückte mich dabei nach hinten ins Bett rein.

"Weißt du eigentlich was für Sorgen wir uns gemacht haben? Tu uns das nie wieder an, hast du verstanden?"

"Tut mir leid, Hyung", murmelte ich in seine Schulter. Während ich das sagte, guckte ich allerdings nicht Jin an sondern Yoongi. Er wusste, dass meine Worte besonders an ihn gerichtet waren. Als Jin mich losließ, kam auch er auf mich zu. Er beugte sich über mich sodass sich unsere Gesichter unglaublich nahe waren. Sofort konnte ich spüren, wie die Röte in meine Wangen stieg.

"Wag es noch einmal mir so einen Schrecken ein zu jagen und du kannst was erleben. Ist das klar?" In seiner Stimme schwang wieder diese Dominanz mit in die ich mich als erstes verliebt hatte. Aufgrund der Nähe die wir zueinander hatten konnte ich lediglich ein Nicken zustande bringen. Kaum hatte er gesehen, dass ich seinem Befehl folge leisten wollte, erhellte sich seine Miene und er schenkte mir ein warmes Lächeln während er meinen Kopf dabei tätschelte. Bei der Berührung erhitzte sich meine Kopfhaut und das Bedürfnis nach mehr wuchs. Es fiel mir unglaublich schwer ihn nicht zu mir zu ziehen und zu küssen.

"Mr. Park, ich habe Röntgenbilder von Ihrem Körper gemacht und würde diese gerne mit Ihnen besprechen. Wenn es Ihren Freunden also nichts ausmacht uns kurz alleine zu lassen?"

Ich hatte total vergessen, dass der Arzt immer noch mit im Raum war weshalb ich beim Klang seiner Stimme leicht zusammen zuckte. Ich erklärte mich einverstanden und bat die anderen raus zu gehen.

"Aber Yoongi bleibt hier." Fügte ich am Ende noch hinzu. Der Arzt nickte verständnisvoll, während die anderen stumm das Zimmer verließen. Yoongi der nicht von meiner Seite gewichen war, nahm meine kleine Hand in seine große und beobachtete den Arzt.

"Ich habe da einige Fragen an Sie. Ich habe gesehen, dass Sie sehr viele Brüche erlitten. Alles sind unterschiedlich alt und an verschieden Stellen. Am häufigsten waren Ihre Rippen gebrochen. Wie kann es sein, dass jemand in Ihrem Alter schon so viele Brüche vorzuweisen hat?"

Diese Fragerei war mir mehr als unangenehm. Ich drückte Yoongis Hand ganz fest da ich das Gefühl hatte, sie würde mir Kraft geben.

"Ich hab so meine Vergangenheit. Aber Sie brauchen sich nicht weiter damit beschäftigen, da das Problem nicht mehr existiert." Es war nicht ganz gelogen aber auch nicht ganz die Wahrheit. Das Problem aka mein 'Vater' existierte noch allerdings nicht mehr für mich. Dadurch das ich auszog und die Stadt verließ, hatte ich keinerlei Kontakt mehr zu ihm oder meiner Adoptivmutter.

"Wenn Sie das sagen. Allerdings sollten Sie mehr auf sich acht geben. Vielleicht kann ja Ihr Freund auf Sie aufpassen."

"Das-"

"Das werde ich. Machen Sie sich keine Sorgen", unterbrach Yoongi mich. Ich sah ihn kurz verwirrt an, widmete mich dann aber dem Arzt welcher gerade das Zimmer verlassen wollte.

"Ich werde Sie noch im Laufe des Tages entlassen. Nachher kommt eine der Schwestern rein und erklärt Ihnen alles weitere."

Yoongi und ich verbeugten uns noch zum Abschied. Naja so weit es eben für mich möglich war. Kaum war der Arzt weg, schlug ich die Decke beiseite und versuchte aufzustehen.

"Spinnst du? Was machst du da?"

"Ich bleibe ganz sicher nicht länger hier. Ich war schon oft genug im Krankenhaus, ich habe für mein leben lang ausgedient." Ich nahm mir eine Hose und einen Pulli aus einer Tasche die auf dem Stuhl stand. Die Jungs mussten die mitgebracht haben denn ich erkannte sofort, dass es meine Sporttasche war. Ich stützte mich an der Wand ab und ging humpelnd ins Bad um mich umzuziehen. Nach fünf anstrengenden Minuten war ich fertig angezogen. Yoongi saß derweil auf meinem Bett. Als ich das Bad verließ sah er mich wütend an. Seine Augen strahlten soviel Wut aus, dass ich kurz überlegte wieder im Bad zu verschwinden.

"Sag mal bist du komplett bescheuert? Auch wenn der Arzt gesagt hat, er entlässt dich heute, heißt das nicht, das du sofort gehen kannst. Ich habe gesagt, dass ich auf dich aufpassen werde und genau deswegen werde ich nicht zulassen, dass du einfach wieder verschwindest."

Wäre er nicht so wütend, würde ich es schon fast als knuffig bezeichnen wie sehr er sich um mich sorgte. Innerlich hoffte ich, er sorgte sich weil er mich liebte aber den Gedanken verwarf ich schnell wieder.

"Du musst dich nicht dazu zwingen auf mich aufzupassen nur weil du es irgendeinem daher gelaufen Arzt versprochen hast."

"Du denkst ich hab das nur wegen ihm gesagt? Ich hab mir verdammt nochmal Sorgen gemacht. Ich habe mir selber geschworen dich nicht mehr aus den Augen zu lassen."

"Du klingst als hätte ich versucht mich umzubringen. Ich wollte einfach nur mal alleine sein und in Ruhe tanzen und nachdenken ohne ständig unterbrochen zu werden. Ich brauchte Zeit für mich ist das denn so abwegig? Nur weil ich immer lache und fröhlich wirke heißt das noch lange nicht, das ich mir keine Gedanken mache."

"Chim, es tut mir leid aber was sollte ich sonst denken. Du warst so abweisend es war gruselig weil ich dich einfach noch nie so erlebt habe. Du warst aggressiv und hattest diesen Ausdruck in deinen Augen. Ich kann ihn nicht mal richtig beschreiben da ich ihn bisher nicht kannte."

"Nächstes mal, lasst mich einfach in Ruhe. Wenn ich sage ich brauche Zeit für mich, dann lasst mich, okay?"

"Wenn du zuhause bleibst okay, aber ich lasse dich nicht mehr alleine raus. Erst recht nicht in den Wald."

Ich musste lachen bei dem Gedanken, dass er mich davon abhalten wollte.

"Du kannst ja versuchen mich aufzuhalten." Für mich war das Gespräch beendet. Ich griff mein Handy und sah Yoongi nicht weiter an. Es war unser erster richtiger Streit und ich hasste dieses Gefühl. Ich fühlt mich mit jeder Sekunde schlechter aber klein bei wollte ich auch nicht geben. Widerwillig legte ich mich auf mein Bett. Nicht weil Yoongi mich nicht gehen lassen wollte, sondern weil ich auf die Schwester warten musste.

"Wollen die andern nicht rein kommen?", fragte ich kühl nachdem schon einige Minuten eine angespannte Stille herrschte. Yoongi ging zur Tür und nachdem er sie geöffnet hatte, kamen nach und nach die anderen rein.

"Wir haben euch streiten hören und wollten nicht stören", erklärte Kookie als alle drinnen waren. Ich nickte schwach um zuzeigen, dass ich seine Worte wahrgenommen habe und starrte weiter auf mein Handy.

"Wirst du uns wenigstens sagen was du im Wald gemacht hast?" Jetzt meldete sich Eomma Jin zu Wort.

"Er wollte tanzen", gab Yoongi verachtend als Antwort.

"Ich wollte alleine sein und nachdenken und ja dazu gehört für mich nunmal tanzen."

"Aber du kannst doch auch im Dorm tanzen."

Wir bezeichneten unsere WG immer als Dorm weil wir das einmal in einer Sendung aufgeschnappt hatten und uns der Name gefiel.

"Das weiß ich aber mir ging es darum, alleine zu sein. Niemanden in meiner Nähe zu haben. Ich liebe euch Jungs aber wir hocken 24/7 aufeinander. Ich brauchte einfach Zeit für mich. Tut mir leid wenn ich euch Sorgen bereitet habe, das war nie meine Absicht."

"Sei einfach vorsichtig Okay?"

"Ich verspreche es."

Do you love me? - Yes, I do ~ YOONMINWo Geschichten leben. Entdecke jetzt