16: Sex Shop

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"Guten Morgen, mein Liebling."
Vishous Stimme hob sofort meine Laune von null auf hundert. Auch wenn es nur ein Anruf war, fühlte ich mich besser, wenn ich ihn hören konnte.
"Guten Morgen", gab ich knapper zurück und biss von einem Schokoriegel ab, der gestern plötzlich in meinem Küchenschrank aufgetaucht war.
Ein ergebenes Zeichen dafür, dass es den Gott der Lebensmittel gab. An andere Götter weigerte ich mich zu glauben.

"Alles okay? Du klingst bedrückt." Seine Stimme war wie schmelzende, geraspelte Schokolade. Himmlisch.

"Mir gehts gut", gab ich leicht lächelnd zurück. Es ging mir überhaupt nicht gut. Aber ich wollte nicht, dass er sich sorgen machte. Er hatte auch ein Leben, welches er führen musste. Sein Leben.
Ich wusste fast nichts über sein Leben.

Warum? Ich hatte nie wirklich tiefer danach gefragt. Vieeicht hatte er auch Probleme, die er vor mir verbarg - bis auf seine Eltern.

"Lynel."
"Ja?", entgegnete ich kleinlaut.
"Rede mit mir wenn was ist. Ich bin immer für dich da."
Ich schluckte leise hörbar und hielt das Handy etwas fester.
"Es ist alles okay. Danke für deine Sorge, aber mir geht es gut."

Vishous gab einen unzufriedenen Seufzer von sich.
"Naja, ich muss los. Wir sehen uns bald. Ich verspreche es."

"Okay, bis-"
"Ich liebe dich. Bis dann."
Ein Lächeln breitete sich über meine Lippen aus.
"Ich liebe dich auch."
Klick.

"Lynel, lass uns zusammen zur Cafeteria!"
Ein Mädchen dessen Name ich längst vergessen hatte, tauchte vor mir auf, doch war ebenso schnell wieder verschwunden, als Lisa meinen Arm packte.
"Tut mir Leid, aber Lynel geht schon mit mir dahin."
Sie lächelte selbstgefällig, als die Mundwinkel des Mädchens runterkippten und sie sich sofort wieder abwand, um tu ihren Freundinnen zu gehen 
Aber was interessierte mich das schon?

"Und wie läufts mit Isaac? Hattet ihr schon einen 'Durchbruch'?"
Natürlich hatte er vor Lisa nicht die Klappe gehalten.
So viel zu Schweigepflicht - obwohl ich kaum glaubte, dass er ihr mehr Details als moralisch vertretbar gegeben hatte.
Und das war dann eigentlich auch okay so. Eigentlich.

"Hör auf dich einzumischen Lisa, es ist alles okay", murrte ich erst und schlug ihr dann freundschaftlich die Faust in die Schulter. Sie lachte nur.

"Keine Sorge, er hat mir nichts erzählt."

"Dann wüsstest du nichts davon."

Sie schwieg. Ich schwieg. Dann seufzte ich und schob sie weiter zur Cafeteria. 

"Lass uns das vergessen, wann kommt dein Lover wieder?", fragte sie stumpf und kaufte sich ein Brötchen, so wie eine Tasse Kaffee bei der grummelnden Cafeteria-Dame. Ich wagte es nur, mir zwei Donuts zu kaufen und mich dann schnell mit Lisa vom Acker - genauer gesagt auf den Weg zu einem freien Tisch - zu machen. 

"Vishous. Kommt entweder nächstes oder übernächstes Wochenende wieder." Ich sah sie ernst an - auf dass sie seinen Namen nannte und nicht irgendwas, was ich mich selbst kaum traute zu sagen.
Lisa hob beschwichtigend die Hände. "Okay okay - Vishous ja?" Sie lächelte und boxte mir gegen die Schulter.
"Wird da jemand etwa verlegen?"
Sie lachte höhnisch, klopfte mir auf den Rücken und begann ihr Essen mit der einmaligen Öffnung ihres Mundes zu verschlingen.


Freitag. 16 Uhr. Ein winziges Gebäude am Stadtrand.

"Ich kann es nicht fassen, dass wir hier drin' sind", presste ich kleinlaut zwischen meinen Lippen hervor.

Lisa sah sich unberührt im Laden um und lachte ebenso leise.
"Weißt du noch was meine Mum gesagt hat, als sie mir diesen Riesendildo zum 18. geschenkt hat?"
"Natürlich." - andere 18-jährige bekamen ein Auto, Geld oder andere Gegenstände die nützlich erschienen.. und Lisa? Lisa bekam einen fetten Dildo vor den Augen ihrer gesamten Familie. Irgendwie tat sie mir Leid aber damals hatte ich sie natürlich nur ausgelacht. Ich hatte zum Glück niemanden der auf die Idee kam, mir so etwas zu schenken.. und ich eollte so was auch nicht tun.

Don't let me fall (boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt