22: Heimweg

747 56 2
                                    

Vishous machte meine schlimmsten Albträume am nächsten Tag absolut wahr.
Auch wenn ich aus einem angenehmen Schlaf erwachte, wurde ich kurz darauf aus dem Bett gekitzelt, da ich mich weigerte aufzustehen.
Ich wusste nicht woher, doch kannte Vishous jede Ecke und Kante an meinem Körper, die mich vor lauter Lachen fast zum heulen brachte.
Zum Glück ließ ich es jedoch nicht so weit kommen und stand endlich auf um mir etwas fürs Frühstück anzuziehen.

"Weißt du, ich habe das hier nicht nur gewählt weil es mir gefällt - und dich ärgert", begann Vishous, als wir Hand in Hand die Treppen hinunter schritten.

"Achja?", fragte ich mit gehobener Augenbraue, "warum denn noch?"

Sein Blick war ernst, durchdringend - ich wusste was jetzt kommt.

"Ich will dir schwimmen beibringen. Ich will dass du mit mir ins tiefe Wasser gehst. Das du keine Angst mehr hast." Er lächelte und ich kaute seufzend auf meiner Unterlippe herum, wusste nicht ob es sich überhaupt lohnte, Energie aufzuwenden, um nein zu sagen. Er würde es sowieso nicht akzeptieren.

"Wenn ich sterbe, bist du schuld." Er lachte und schüttelte den Kopf. Der miese Arsch.

"Du stirbst nicht. Na komm, je schneller wir gegessen haben, desto schneller kommen wir ins Wasser und desto schneller hast du es hinter dir - oder?"

Ich wollte nicht zugeben, dass er Recht hatte. Immerhin tat er mir diese Folter an. Stattdessen machte ich also das genaue Gegenteil: Aß so viel und so langsam ich nur konnte. Natürlich hatte er schnell herausgefunden, warum ich meinen fünften Pancake, neben dem Brötchen und dem dritten Glas Saft, in mich schaufelte. Er schwieg jedoch nur und sah mir mit diesem liebevollen Blick dabei zu. Verflucht sei er.

Ich lehnte mich schließlich absolut fertig zurück und sah ihn unschuldig an.

"Verdauungspause."

"Lass dir ruhig Zeit", murmelte er, nun doch nicht mehr so begeistert darüber, dass ich Zeit schindete. Schließlich nahm er jedoch sein Handy aus der Hosentasche. Er schrieb anscheinend irgendwas und steckte es dann abprupt wieder weg, um mich wieder viel zu liebevoll und sanft anzusehen.
Vishous war mir noch immer ein Rätsel.

"Lynel."

Ich sah ihn an.
"Ja?"

"Erinnerst du dich? Mit dem Lift hast du es letztendlich auch hingekriegt."

"Mit Tabletten. Und Todesangst. Und Wasser ist nochmal was ganz anderes."

"Unter uns war Schnee. Das ist auch Wasser."

"Festes Wasser."

Vishous rollte lachend mit den Augen, ergriff meine Hand. "Na komm, es wird Zeit, was zu tun."

Letztendlich blieb mir also nichts anderes übrig, als mit Vishous im seichten Wasser dazustehen, während er mir zeigte, wie ich meine Arme bewegen musste. Das ging zumindest noch, bis die Beinbewegung dran war und ich mich circa zwanzig Minuten weigerte, bevor mein Freund ebenfalls keine Wahl hatte als mich hochzuheben, was im Wasser nicht besonders schwer war.

"Ich lasse dich runter, wenn du es versucht hast, ja? Nur ein bisschen."

Ich seufzte, warf mit einem genervten Stöhnen den Kopf in den Nacken - was Vishous anscheinend sehr erotisch fand - fügte mich jedoch dann und machte die dumme Armbewegung durch das Wasser, blieb jedoch so stehen, dass ich ihn noch berührte.

"Du musst dich ins Wasser lehnen und dann deine Beine wie ein Frosch bewegen."

Er machte es vor - ich fühlte mich wie ein kleines Kind. Aber das war okay. Im Bereich schwimmen war ich da nämlich auch hängen geblieben. Ich beobachtete meinen Freund eine Weile, bevor ich es tatsächlich versuchte.

Don't let me fall (boy x boy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt