Seventeen

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Der groß gewachsene Mann zog mich mit sich, hindurch durch die tanzende Menge. In einer einzigen fliesenden Bewegung glitt er durch die Masse und ließ mich ihm folgen.

Die abgestandene Luft mischte sich mit dem beißenden Gestank von Schweiß und dem schweren Geruch von Alkohol. Die dröhnenden Bässe ließen unsere Körper erzittern. In meinen Handflächen bildete sich Schweiß, den ich an dem Stoff meines Kleides hastig abwischte. Wenigstens war ich nicht so verloren hier, dachte ich, als ich zu unseren eingehakten Armen schaute.

Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Es war Donnerstag Abend und ich sollte eigentlich in meinem Bett liegen und schlafen. Stattdessen war ich einem Typen gefolgt, um herauszufinden was geschehen war und was er so für meinen Vater trieb. Das klang alles so absurd, dass sich mir beinah ein Lächeln auf die Lippen schlich.

Stattdessen strich ich mir meine Haare hinter die Ohren, nicht wissend, dass sich zwei Augenpaare in meinen Rücken bohrten. Er zog mich mit zu zu einer freien Sitzecke.

Die laute Musik dröhnte in meinen Ohren, bis sie anfingen leicht zu schmerzen und ich das Gefühl hatte, nicht mehr richtig hören zu können.

Wir ließen uns geschmeidig in das freie Polster sinken und sofort stach mir ein beißender Geruch in die Nase, den ich nicht ganz zuordnen konnte. So viele neue Gerüche und Eindrücke taten mir wohl nicht gut, dachte ich mir, als ich mir mit meinen feuchten Fingern gleichmäßig die Schläfen massierte.

„Möchtest du etwas trinken?", er hatte sich zu mir gebeugt, seine Hand lag auf meinem Kleid, direkt darunter befand sich mein Knie. Es war mir sichtlich unangenehm, doch ich überspielte dies gekonnt und suchte mit meinen Augen die tanzende Masse ab.

Mein Blick glitt über duzende von Menschen, die sich wild und innig zum Rhythmus der Musik bewegten. Einige von ihnen hielten Gläser in der Hand, aus denen immer wieder etwas auf den klebrig feuchten Boden tropfte.

Das war auf jeden Fall nicht meine Welt.

Ich wand mich an ihn und zuckte nur leicht mit den Schultern. Ich kannte mich kein bisschen aus mit Alkohol oder Mischungen davon, weshalb ich lieber verzichtete, doch er schien anderer Meinung zu sein, den er stand wieder auf, doch davor, drückte er einmal kurz mit seiner Hand an meinem Knie zu.

Ich schluckte. Wenn er verschwand, würde ich es ihm gleich tuen und mich auf die Suche nach Parker begeben, dass war ja auch schließlich mein Plan gewesen. Ich beobachtete ihn, wie er sich um den Tisch wand, seine braunen Augen fixierten mich bei jedem einzigen Schritt den er machte, bis er sich schließlich in die andere Richtung drehte und in der tanzenden Menge verschwand.

Ohne noch länger zu zögern rappelte ich mich auf und schritt auf eine etwas leerere Ecke zu, die sich weiter hinten im Club befand. Das Gefühl verloren zu sein und nicht zu wissen wo ich hin musste, breitete sich in meinem inneren aus und auch die Nervosität darüber, dass dieser fremde scheinbar mich als seine neue Bekanntschaft sah, empfand ich nicht gerade als Erfolg.

Parker, wo bist du nur ?

Ich drehte meinen Kopf einmal, bis ich mich schließlich gänzlich um mich selbst drehte, doch er war wie vom Erdboden verschwunden.

Wütend darüber das ich so dumm war und ihm folgen wollte, bildeten sich brennende Tränen in meinen Augen.

Wieso dachte ich immer ich müsse anderen helfen?

Wieso hatte ich einen derartigen zwang immer alles ins rechte Licht rücken zu müssen? Konnte ich nicht normal sein? Musste ich immer alles überstrapazieren?

Eine Hand glitt an mein Handgelenk, wobei ich erschrocken zurück zuckte. Es war der Fremde, der mich in den Club gebracht hatte. Ich seufzte. Na toll. Konnte nicht einmal in meinem Leben etwas klappen? Wieso ritt ich mich selbst immer für andere in die scheise?

Er hob mir ein Glas hin und beugte sich dabei zu meinem Ohr um über die Musik hinweg zu brüllen.

„Für dich."

Ich verstand ihn nur schwach doch lächelte ihm gezwungen entgegen. Er ließ mich los, als sich meine Finger um das kühle Glass geschlossen hatten.

Eine braune Flüssigkeit strahlte mir unter den vielen aufblitzenden Lichtern entgegen. Er hatte das selbe, nur war es schon halb ausgetrunken.

Aus Höflichkeit nahm ich einen kleinen Schluck. Die süße Flüssigkeit brannte in meinem Rachen und fliess mich leicht husten. Das war mit Abstand eines der widerlichsten Dinge, die ich je in meinem Mund hatte.

„Danke.", schrie ich über die Musik hinweg. Er strahlte mich glücklich an wobei seine Mundwinkel unnatürlich weit nach oben zogen.

„Willst du tanzen?", die Frage verließ viel zu schnell seinen Mund als das ich sie richtig verstehen hätte können. Als ich noch dabei war, die Wörter zu ordnen damit sie für mich einen Sinn ergaben, hatte er schon seine Hand auf meine Hüfte gelegt und mich mit einem leichten Ruck an seine Brust gezogen. Er roch herb.

Er wiegte uns leicht hin und her, wobei ich die Wärme die von seinem Körper ausging, direkt durch die Stoffe unserer Kleidung spüren konnte. Die Lichter schienen auf einmal viel intensiver sich in meine Augen zu brennen, doch sie Musik wirkte gedämpft, als würde mir ein Stück Watte in den Ohren haften. Mein Körper fühlte sich schwereloser und bevor ich den Boden unter meinen Füßen verlor, hielt ich mich an seinem Arm fest.

„Kannst du mich aufs Klo bringen?", fragte ich ihn benommen und merkte nur noch, wie sich um mich herum alles zu drehen begann. Vor meinem Auge blitzten Dutzende verschwommene Lichter auf, doch keines davon ergab ein Bild. Je mehr ich mich darauf konzentrierte, desto weniger konnte ich erkennen. Ich fühlte wie sich meine Beine bewegten, doch es war, als würde mich jemand steuern, als hätte ich keinerlei Kontrolle über sie und meinen Körper.

Als mir bewusst wurde, dass ich nicht mehr lange standhielt wurde mir klar, dass es an dem Drink liegen musste. Ich versuchte mich auf meine Hand zu konzentrieren, aus das kühle Glass, dass meine Fingerkuppen berührte, doch ich konnte es nicht mehr fühlen. Es war weg.

Panik stieg in mir auf. Meine Beine gaben letztendlich nach und auch meine Sicht verschwamm immer mehr ins Schwarze. Die Dunkelheit legte sich wie ein schleichender Schleier um mich, und bevor ich überhaupt reagieren konnte, hatte ich jede Kontrolle über meine Muskeln verloren, nur das Licht das durch meine geschlossenen Augenlider drang, ließ mich wissen, dass ich noch lebte.

„Jetzt werden wir unseren Spaß haben süße.", die Stimme des Mannes, der mich zuvor in den Club begleitet hatte, drang seicht in meinen Ohren. Ich war zu benommen, um jetzt noch etwas anderes zu fühlen, als die Taubheit, die sich durch meinen ganzen Körper zog. Ich fühlte meinen Körper nicht mehr. Keinen Muskel, keine Faser, die sich in mir befand, es war, als wäre ich nicht mehr anwesend.

Jetzt war es vorbei. Das waren meine Konsequenzen, die ich dafür tragen musste, dass ich so leichtweg mit allem umging.

Und in diesem Moment erhoffte ich mir nichts inständiger, als völlig weg zu driften und mich in der schwarzen leere gänzlich zu verlieren.

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A/N
Was haltet ihr bis jetzt von diesem Buch ?
Ich würde mich riesig über eure Meinungen freuen :)
Blue

The thing called loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt