✿ TWO ✿

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Mit einem leisen Klicken fiel die große Tür ins Schloss und kündigte mir somit die Ankunft von meinem Vater an, den ich sehnlichst erwartet hatte, um nur ein paar Stunden mit ihm verbringen zu können, doch auch die eisige Kälte, die ihre unbarmherzigen Arme um mich schlang, ließ sich nur drauf zurück verfolgen, dass mein Vater die Tür länger als nötig offengelassen hatte. Sofort bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen, als der kalte Windzug über sie streifte und ein Gefühl von tausend Nadelstichen darauf hinterließ. Ich gähnte einmal herzhaft, bevor ich noch einmal einen Blick auf die Uhr warf und mir über meine Arme rieb, um die Kälte, die sich unter meine Haut gegraben hatte, zu verscheuchen. Es war kurz nach zwölf Uhr. Seufzend als auch sichtlich müde blieb ich auf der alten Holztreppe sitzen und wartete darauf, dass mein Vater endlich in mein Blickfeld rücken würde.

"Zieh deine Schuhe aus."

Sofort erkannte ich die müde Stimme meines Vaters. Er schien gestresst, was mich weniger verwunderte. Mich machte eher stutzig, dass er nicht alleine nach Hause gekommen war. Frustriert darüber, dass ich nun doch aufstehen musste, als ich meine Position gerade als angenehm empfunden hatte, was bei dem morschen Holz eher selten vorkam, brummte ich kurz auf, machte mich aber dann dennoch auf, um die Lage zu erfassen. Das Rascheln im Hausflur hörte so schnell, wie es gekommen war, auch schon wieder auf. Verwirrt kniff ich meine Augen zu; nicht sicher, ob das, was ich in diesem Moment erblickte, auch tatsächlich der Realität entsprach..

"Flower." Ein Grinsen bildete sich auf seinen von der Kälte bläulichen Lippen, als mein Blick seinen streifte. "Wie klein die Welt doch ist."

Sofort hatte ich alles um mich herum vergessen. Nur der Fremde Junge und ich. Mein Vater, der neben ihm stand und uns skeptisch musterte, nahm ich nur am Rande war.

"Du kennst Parker?", mischte sich jetzt doch mein Vater ein, als er seine Jacke aufhing.

"Nein." Genervt verzog ich mein Gesicht, seufzte dann doch auf, um ihn nicht ganz im Dunkeln zu lassen. "Flüchtig", gab ich zu und entfernte mich einen Schritt, da mir jetzt erst wieder einfiel, dass ich nur einen viel zu großen Pulli trug, der mir nur gerade so bis zu der Mitte meiner Oberschenkel reichte.

"Na dann", erwiderte er sichtlich müde und drückte mir eine Tüte in die Hand. "Hab dich lieb." Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und lief in Richtung Treppe. "Wärst du so lieb und zeigst ihm das Gästezimmer?"

Ohne auf meine Antwort zu warten verschwand er hinter dem massiven Holz seiner Schlafzimmertür und augenblicklich breitete sich eine unangenehme Stille in dem schmalen Flur aus. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, öffnete ich die Tüte, die mir mein Vater in die Hand gedrückt hatte. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Burger.

"Möchtest du etwas essen?", setzte ich dann doch etwas schüchtern an, da er mich seit des Verschwindens meines Vaters ununterbrochen ziemlich ungeniert anstarrte und es mir sichtlich unangenehm war, mit einem fremden Jungen hier alleine zu sein.

Das Einzige, was von ihm kam, war ein leichtes Nicken, sodass ich mich schnell umdrehte und ins Wohnzimmer lief, wo ich mich auf die Couch fallen ließ und die Tüte rasch zerriss. Mit einem Grinsen wies ich ihn darauf hin, neben mir auf der alten Couch Platz zu nehmen. Lieber aß ich mit einem Fremden als komplett alleine. Gesellschaft war doch immer etwas Angenehmes. Ich würde meinen Vater morgen noch schön über Parker, wie er ihn genannt hatte, ausquetschen. Müde drückte ich mich auf meinen Armen hoch und verfrachtete meinen Körper in die Position eines Schneidersitzes. Lässig und dennoch etwas verunsichert kam er durch das kleine Wohnzimmer gelaufen, blieb direkt vor mir stehen, ließ sich aber gleich darauf hin neben mir nieder, während ich mir eine Pommes genüsslich in den Mund schob. Ich reichte ihm einen Burger und schnappte mir meinen.

"Hast du Durst?", murmelte ich kauend und stand auf, ohne auf seine Antwort zu warten, um der unangenehmen Stille, die sich über uns ausgebreitet hatte, aus dem Weg zu gehen. Mit schnellen Schritten machte ich mich, nicht ohne meinen Burger, in den Weg in die Küche, wo ich mir zwei Gläser und eine Flasche Wasser schnappte. Als ich jedoch wieder zurück ins Wohnzimmer kam musste ich mit grauen feststellen, dass Parker mehr als die Hälfte der Pommes aufgegessen hatte. Aufgebracht, aber nicht aufgebracht genug, vielleicht war ich auch nur zu schüchtern ihm gegenüber, um meiner Wut, über sein unsittliches Verhalten, Luft zu machen ließ ich mich wieder , mit einem leisen seufzen, neben ihn nieder und stellte die Gläser auf den Tisch.

"Danke." Er schluckte schnell das was er im Mund hatte herunter wobei sein Adamsapfel immer wieder auf und ab tanzte und packte sich die volle Wasserflasche, dessen lauwarme Flüssigkeit so gleich in unseren Gläsern landete. Ich nickte nur, riss die Verpackung von meinem Burger auf und biss einmal herzhaft hinein.
Als mein Blick wieder unverstohlen von der Seite zu ihm glitt hatte er schon alles aufgegessen und sein sein Glas geleert.

"Hast du noch Hunger?", fragte ich unsicher, da sein Magen leise knurrte. Müde seufzte ich schloss kurz meine Augen und riss meinen Burger entzwei. Ich drückte es ihm in die Hand und stand auf.

"Wir sollten das aufräumen", meinte ich etwas harsch und zeigte auf die Verpackungen, die auf dem kleinen Wohnzimmertisch verstreut lagen. Heute Nacht würde ich auf jeden Fall noch einmal den Kühlschrank plündern.

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The thing called loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt