✿ Six ✿

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Mel und ich nahmen in dem kleinen stickigen Raum Platz, in dem schon dutzende Schulter sich an die Tische drängten und im stillen tuschelten. Wir ließen uns im vorderen Bereich auf zwei knarzenden Holzstühlen nieder. Meine Freundin drehte sich auf ihren Stuhl zu mir und sah mich neugierig und auffordernd zugleich aus ihren riesigen blauen Kulleraugen an.

„Was?",sagte ich ein bisschen schroffer als beabsichtigt und schob meine Bücher auf dem Tisch zurecht.

Ich spürte immer noch ihren brennenden Blick auf mir ruhen, weshalb ich seufzte und mich ihr ganz zuwand.

„Du wirst mir jetzt ganz genau erzählen, wer dieser Parker ist und wo du ihn aufgegriffen hast.", sagte sie auffordert, senkte dann aber ihre Stimme, da unser Lehrer Mr. Benedict, gerade die Klasse betrat.

„Ich habe ihn nicht aufgegriffen.", verteidigte ich mich und richtete mich wieder nach vorne, damit ich meinen Lehrer und die Tafel im Blick hatte,"Mein Dad hat ihn mit nach Hause geschleppt."

„Guten morgen.",die starre Stimme meines Lehrers glitt über uns hinweg, als wir seinen Gruß erwiderten.

„Oh, also läuft da nichts zwischen euch.",hakte sie nach und drehte sich ebenfalls nach vorne, als unser Lehrer anfing zu sprechen. Doch da keiner wirklich seinen Worten folgte, blieben wir in unserem Gespräch vertieft.

„Nein.", flüsterte ich mit einem ernsten Ton in der Stimme, der meine Worte noch unterstrich.

„Er sieht schon heiß aus",fuhr Mel fort und verfiel wieder in ihre Schwärmereien.

„Er ist nicht ohne Grund bei uns.", gab ich ihr Preis und spielte an meinen Fingernägeln herum, während mein Blick nach unten auf die glatte Tischoberfläche glitt.

„Aber nicht wieder so etwas wie bei Philippe oder ?",sie senkte ihre Stimme noch ein bisschen, als der Lehrer sie mit mahnenden Blick ansah.

Ich nickte gedankenversunken,"Doch."

Sie atmete hörbar aus, während sie ihre rotbraunen Haare auf ihre Finger wickelte.

„Oh.", antwortete sie mir dann und rutschte dabei mit ihrem Stuhl ein Stück nach vorne.

Ich nickte.
Von der Seite war Mel eigentlich ganz hübsch, mit der geraden Nase und den Sommersprossen, dass einzige was nicht ganz dazu passte war der knallbunte Lippenstift auf ihren dünnen Lippen.
Ich tippte bei ihrer Farbwahl auf Midnight Muse. Das war die einzige Farbe die ich kannte und das auch nur, weil ich den Lippenstift dazu ihr zu ihrem 17 Geburtstag geschenkt hatte. Versteht mich jetzt nicht falsch, diese Scheußlichkeit von blau, hatte ich ihr nur gekauft, weil sie ihn sich so sehr gewünscht hatte.

Es war ein dunkler Blauton, der sich mit ihren Haare und den blauen Augen zu zanken schien, was aber normal war, wenn man sie erst näher kannte.

Sie war so nett und ließ das Thema zurück in eine Schublade fallen, die sie dann mit einem lauten knallen schloss.

„Heute steigt ne Party. Du bist doch dabei oder?",fragte sie mich mit ihrer zuckersüßesten Stimme. Bildlich konnte ich mir schon vorstellen, wie Mel mit ihren getuschten Wimpern klimperte und ihren besten ‚Hundeblick' aufsetzte.

Lächelnd schüttelte ich den Kopf,"Du solltest mich schon besser kennen."

Sie zuckte nur kurz mit ihren Schultern," Menschen ändern sich und vielleicht solltest du das auch mal."

„Könnten sie ihre Gespräche bitte außerhalb des Unterrichts weiterführen?", herrschte uns Mr Benedict an, der sich ohne das ich etwas mitbekam hinter uns geschlichen hatte. Ein Spitzer Schrei glitt mir über die Lippen.

„Entschuldigung.", murmelte Mel verlegen, als wir dabei zusahen wie der hochgewachsene Mann wieder nach vorne trabte. Seine Haare waren kurz. Sie waren eine Mischung aus schwarz und Silber, das sich an seinen Schläfen emporrang. Er setzte wieder eines seiner besten Lächeln auf, drehte sich dann mit dem Rücken zu uns und fing an die Tafel zu zuschreiben.

Mein Herz pochte immer noch schneller als eigentlich normal und auch ein unnatürliches Rauschen hatte sich in meinen Ohren festgesetzt als er uns überrascht hatte.

Ich hatte das Gefühl, jemand hätte eiserne Ketten um meinen Körper geschlungen und würde jetzt erbarmungslos daran ziehen.
Ohne das ich es wirklich wahr nahm, rutschte mein Körper seitlich vom Stuhl, gefolgt von einem Schrei, der nicht von mir kommen konnte, denn ich hatte mich bereits dem endlosen schwarz hingegeben.

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A/N
Was glaubt ihr hat es mit Philippe auf sich?
Freue mich über leuchtende Sterne und euren Gedanken dazu:)
Blue

The thing called loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt