#08 | Abendessen

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Es wird romantisch. Irgendwie.

Ich beobachtete sie, als Clara schließlich durch die große Drehtür des Krankenhauses ins Freie trat. Sie trug ein schlichtes weißes Shirt mit irgendeinem bunten Aufdruck, das einen schönen Kontrast mit ihrem südländischen Teint bildete. Zu dem Shirt trug Clara eine lässig geschnittene helle Jeans und Sneakers. Über ihrer Schulter hing eine sportliche kleine Puma-Handtasche. Ihre Haare hatte sie zu einem einfachen Pferdeschwanz gebunden. Als sie sich meinem Auto näherte fiel mir auf, dass sich ein paar Haarsträhnen gelöst hatten und ihr Gesicht umrahmten. Ich lächelte und stieg aus meinem Wagen, als sie den Bürgersteig erreichte.

Clara lächelte ebenfalls, während sie auf mich zukam. „Hallo.", sagte sie freudig und blieb schließlich vor mir stehen. Mein Blick fiel in ihr kaum geschminktes, hübsches Gesicht. Sie hatte lediglich ihre Wimpern getuscht und ihren obligatorischen Lidstrich gezogen. Ich mochte ihre Natürlichkeit. „Hi.", sagte ich, während wir uns einen Augenblick zögernd anschauten.

„Alles gut?", fragte ich irgendwann und hielt ihr die Beifahrertür meines Wagens auf. Clara fiel auf den Beifahrersitz. „Ja, danke.", antwortete sie, dann warf ich die Tür hinter ihr zu und umrundete den Wagen.

„Und wie geht es dir?", wollte sie wissen, als ich einstieg. Ich lächelte. „Ganz gut. Stressigen Tag gehabt, aber jetzt bist du ja da."

Okay, ich hatte vielleicht etwas dick aufgetragen, aber Clara schien das nicht zu stören. Sie schnallte sich an und ich tat es ihr gleich, bevor ich schließlich den Motor des Autos startete.

„¿Tienes hambre??", fragte ich, ob sie Hunger hatte, und verfluchte mich einmal mehr. Seit ich wusste, dass ihre Eltern aus Lateinamerika stammten, passierte es einfach, ohne, dass ich es beeinflussen konnte.

„Me muero de hambre!", sagte sie lachend und zauberte mir ein Schmunzeln auf die Lippen, „Ich kam heute einfach nicht dazu, mal eine Pause zu machen. Ich habe also seit heute Morgen nichts gegessen."

Ich warf ihr einen kurzen Seitenblick zu, bevor ich schließlich anfuhr und den Wagen in den laufenden Verkehr einfädelte.

„Magst du italienisch?", fragte ich beiläufig und überholte ein parkendes Fahrzeug am Straßenrand. „Oh ja, Pizza wäre super!", platzte es freudig aus Clara heraus. Sie schien keins von diesen figurgestörten Mädchen zu sein und das fand ich cool. Es gab für mich nichts Abturnenderes als eine Frau, die ständig an ihrer Figur herumnörgelte und mich zu allem Überfluss in diese Sache auch noch mit reinzog! „Cool.", sagte ich also, „Dann zeig ich dir heute mal meinen Lieblingsitaliener der Stadt."

Etwa eine halbe Stunde später betrat ich hinter Clara den Außenbereich des kleinen Restaurants. Die Sonne ging zwar gerade unter, doch ich fand, es gab nichts Schöneres, als in einer lauen Frühlingsnacht draußen zu sitzen. Das fanden offenbar noch einige andere Gäste, denn der Außenbereich des Restaurants war gut besucht. Doch ein paar Tische waren noch frei.

„Sollen wir uns hierhin setzen?", fragte Clara. Ich antwortete mit einem kurzen „Okay." und steuerte dann auf den Tisch zu. „Gott sei Dank!", entfuhr es Clara und ich drehte mich irritiert zu ihr um.

„Was?", wollte ich wissen.

„Ich dachte schon, du willst drinnen sitzen. Dabei ist es doch noch so schön draußen.", kommentierte sie erleichtert und grinste. Ich grinste ebenfalls. Wir schienen uns ziemlich ähnlich in manchen Dingen und das gefiel mir.

„Ich nehme die vegetarische Pizza.", lächelte Clara charmant, als der italienische Kellner wenig später unsere Bestellung aufnahm. „Und ich die Pizza Calzone.", fügte ich hinzu. Der Typ nickte und notierte sich die Bestellung auf einem kleinen Block, dann entfernte er sich wieder von unserem Tisch.

I KNEW SHE WAS TROUBLEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt