#09 | Magisch

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Für hubibeere

Als ich einige Stunden später wieder in mein Auto stieg und Clara auf der Beifahrerseite Platz nahm, lächelte ich ungläubig in mich hinein. Es waren inzwischen mehr als drei Stunden vergangen und uns waren nach dem ausgiebigen Abendessen keine Sekunde lang die Gesprächsthemen ausgegangen. Mit ihr verstrich die Zeit wie im Flug, keine einzige Sekunde davon wurde langweilig. Ich fühlte mich echt wohl in ihrer Gegenwart.

„Und was machen wir jetzt noch?", fragte sie und schenkte mir einen Augenaufschlag, „Der Abend fängt doch gerade erst richtig an!" Ihre Augen funkelten verführerisch und meine Lippen brannten. Ich biss mir unmerklich auf die Unterlippe und hielt mich selbst zurück. Ich wollte wissen, ob ihre Lippen so gut schmeckten, wie ich annahm. Der Gedanke, ihr endlich näherzukommen, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht.

„Lass uns spazieren gehen.", entschied ich und Clara lächelte. „Okay.", sagte sie. „Okay.", sagte ich und startete den Wagen.

Eine halbe Stunde später lenkte ich den Wagen auf einen Parkplatz in der Nähe des Botanischen Gartens. Wir stiegen aus dem Wagen. Es war bereits dunkel. Sie folgte mir einen kleinen dunklen Weg entlang. Es war so dunkel, dass ich kaum etwas erkennen konnte. Dass Clara sich an mir festhielt gefiel mir. Ich legte meinen Arm um sie und führte sie durch die Dunkelheit, bis wir einen beleuchteten Gehweg erreichten, der von kleinen Laternen gesäumt wurde. Einen Moment lang schwiegen wir, doch die Stille empfand ich keineswegs als peinlich.

„Eigentlich war ich heute Abend mit meiner Schwester verabredet.", brach Clara dann das Schweigen. Ich musterte sie kurz. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung, dass sie ihre Schwester für mich versetzt hatte. „Bereust du, dass du ihr abgesagt hast?"

Ich sah fest in ihre Augen. Clara schien kurz über ihre Antwort nachzudenken. Ich wusste nicht, ob ich das gut oder schlecht fand. Einerseits ärgerte es mich, weil sie nicht so reagierte, wie ich es erwartete und mir zeigte, dass sie mir nicht einfach willenlos verfallen war. Andererseits reizte es mich, weil ich kein all zu leichtes Spiel bei ihr hatte und sie mir nicht nach dem Mund redete, nur, um mir zu gefallen oder mich zu beeindrucken.

„War ein ganz guter Tausch.", antwortete sie und lächelte. „Was wolltet ihr denn machen?" fragte ich. Es interessierte mich wirklich. Ich vermutete, dass Clara keine typische Clubgängerin war.

„Vielleicht was essen, dann ins Kino. Ein bisschen reden. Nichts Besonderes." Ihre Antwort gefiel mir. Ich stand nicht auf diese ganzen Schlampen, die sich nächtelang in irgendwelchen Clubs herumtrieben, Alkohol tranken, aufreizend die Gegend unsicher machten und alle Blicke auf sich zogen. Genau diese Frauen warfen sich mir seit Jahren reihenweise an den Hals. In meinen Augen waren sie nur Objekte, nichts weiter.

„Was ist?" Erst jetzt merkte ich, dass ich zufrieden schmunzelte. Clara strich sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und schaute in meine Augen. Ich setzte einen ernsten Blick auf und versuchte zu verbergen, dass ich mich ertappt fühlte. „Nichts.", sagte ich, um die Situation zu beenden.

„Findest du das langweilig?" Ganz im Gegenteil, doch ich hatte nicht vor, ihr das zu sagen.

„Entscheidet doch jeder für sich selbst.", erwiderte ich also.

„Ich habe andere Prioritäten im Leben, als mich halbnackt irgendwelchen Männern zu präsentieren und mich angaffen zu lassen.", gab Clara zurück und verstärkte das positive Gefühl in mir. Es machte sie interessant, denn sie sagte diese Dinge, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.

„Ich chille auch lieber zuhause. In Clubs hängen sowieso nur Schlampen rum. Von denen kenne ich genug. Reizt mich gar nicht mehr.", offenbarte ich ihr.

„Klingt nicht sehr nett.", sagte Clara. Ich blieb ernst.

„Für was soll ich solche Frauen respektieren, die ich nicht mal bezahlen muss, nachdem ich sie gefickt habe? Mich widern diese Bitches an.", erklärte ich kühl. Clara sagte einen Moment lang nichts. „War das zu ehrlich für dich?"

„Ich habe noch keinen Mann kennengelernt, der sich darüber beschwert hat.", erwiderte sie.

„Jedem Mann gefällt es, begehrt zu werden. Aber das gefällt euch Frauen doch auch."

Ich beugte mich ihr entgegen und sah in ihre Augen. Nur noch wenige Zentimeter trennten unsere Gesichter voneinander. Die Überraschung in Claras Augen verriet mir, dass sie nicht mit der Offensive gerechnet hatte. Clara schluckte, als ich sie mit meinem Blick fixierte. Ich begehrte sie so sehr, dass ich es nicht in Worte fassen konnte. Ich konnte einfach nicht länger warten.

Ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen, während ich einen Schritt an sie herantrat. Sie hatte leichte Sommersprossen auf der Nase, die sie bisher immer gut versteckt hatte.

„Dir doch auch.", sagte ich selbstbewusst, dann berührte ich sie, legte meine Hand an ihre Wange und hatte dabei das Gefühl, mir die Finger zu verbrennen. Mein Daumen strich langsam über ihre Lippen. Ihr Körper strahlte eine angenehme Hitze aus, die ich an meiner Brust spürte.

Clara erwiderte meinen tiefen Blick. Als ich jetzt meine Lippen entschieden auf ihre presste, wich sie nicht zurück. Ihre Lippen waren angenehm weich und schmeckten nach mehr. Der Kuss entfachte ein Feuer in mir, das ich lang nicht mehr gespürt hatte. Sie schlang ihre Arme um meinen Hals. Meine Lippen massierten ihre und ich fühlte, dass sie sich danach gesehnt hatte. Meine Lippen brannten, als Clara den Kuss endlich erwiderte. Zuerst zögernd und zaghaft, doch dann brach ihr Widerstand.

Ich drängte mich noch dichter an ihren Körper, während meine Zunge bestimmt gegen ihre Lippen drückte. Clara seufzte lautlos in den Kuss hinein, öffnete ihre Lippen ein wenig und meine Zunge stieß fordernd gegen ihre, bevor wir in einem innigen Kuss versanken.

Meine Hand fuhr unter den Stoff ihres Pullovers, meine Finger erkundeten ihre weiche Haut. Wie zufällig streifte ich ihre Brust und Clara seufzte in den Kuss hinein. Ich grinste dreckig, fuhr mit der anderen Hand an ihren Arsch und massierte ihn.

Ich konnte meine Lippen gar nicht mehr von ihren lösen, knabberte und saugte stattdessen an ihnen und erkundete ihren Mund Millimeter für Millimeter mit meiner Zunge. Als wir unsere Lippen endlich voneinander lösen konnten, sahen wir einander atemlos in die Augen. Es war ein so tiefer, intensiver Blick, dass ich mich in ihren Augen verlor.

I KNEW SHE WAS TROUBLEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt