21 | Konfrontation

1.9K 119 25
                                    

Lang genug gewartet. Mal sehen wie das ausgeht.

Nervös bahnte ich mir den Weg durch das Treppenhaus bis zur Claras Wohnungstür. Sie erwartete mich bereits im Türrahmen. Ihr heißes Outfit von heute Nachmittag hatte sie inzwischen gegen einen Oversize Pullover und eine Leggings getauscht, doch sie hatte sich noch immer nicht abgeschminkt. Erst jetzt, als ich ihr Make-Up bei Licht sah, fiel mir auf, wie stark es wirklich war.

„Wieso siehst du aus wie eine Nutte?", wollte ich sagen, hielt mich jedoch gerade noch rechtzeitig zurück. „Wieso hast du dich so stark geschminkt? Du siehst aus wie ein Clown!", begrüßte ich sie, zog misstrauisch eine Augenbraue hoch und schaute in ihr Gesicht.

„¿Lo dices en serio, Adrian??!", fragte sie aufgebracht und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Mein voller Ernst!", erwiderte ich und drückte mich einfach an ihr vorbei in die Wohnung. Ich hörte leise Stimmen aus dem Wohnzimmer. „Ist dein Besuch noch da?"

„Hörst du doch.", sagte sie abweisend und ich schielte an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Auf ihrer Schlafcouch, auf der ich ihr noch gestern Morgen das Hirn rausgefickt hatte, saßen zwei dunkelhaarige Mädchen und versuchten, mich unauffällig zu beobachten.

Das ist dein Besuch oder was?", fragte ich skeptisch. Clara warf die Hände in die Luft, dann drehte sie sich um und zog die Tür zum Wohn- und Schlafbereich zu. „Das sind meine Schwestern! Was hast du erwartet? Einen Mann?!", fragte sie genervt. „Um ehrlich zu sein: ja!", ließ ich sie wissen. Clara verdrehte theatralisch die Augen.

„Ich kann das wirklich nicht mehr.", seufzte sie, als hätte sie das Leid der Welt zu tragen. Doch dieses Mal wickelte sie mich nicht mehr so leicht mit ihrer Masche um den Finger. Schließlich war ich dieses Mal schlauer. „Wag es jetzt bloß nicht, mich anzulügen! Ich weiß ganz genau, dass du dich heute Mittag mit irgendeinem Bastard getroffen hast!"

Clara starrte mich aus großen Augen überrascht an. „Ja, genau, ich weiß es. Ich habe euch zusammen gesehen, Clara!" Sie schüttelte ihren Kopf. „Jésus! ¿Me estás espiando o algo?!" Ob ich ihr nachspionierte?! „Nein, verdammt! Ich wollte mit dir reden und war deshalb nach deiner Schicht am Krankenhaus, um dich abzuholen!", fuhr ich sie an.

Ihre Augen zuckten nervös, als sie verstand, dass ich sie wirklich heute Mittag mit diesem Typen gesehen hatte. Ihr Gesicht wirkte plötzlich blasser als sonst. „Du warst so fixiert auf diesen Typ in seinem teuren Audi, dass du mich nicht einmal bemerkt hast!", fuhr ich fort. Clara schluckte.

„Ich weiß nicht, was mich mehr anwidert; dass du mich gestern Abend eiskalt belogen oder dass du dich hinter meinem Rücken mit einem fremden Mann getroffen hast! Ich wollte wirklich an mir arbeiten, aber jetzt weiß ich nicht mal mehr, wofür!"

„Darf ich jetzt auch mal was sagen?!", versuchte Clara, sich durchzusetzen. „Nein! Ich rede jetzt!", schrie ich sie aufgebracht an. Sie starrte mich entsetzt an. „Ich bin gestern Abend hier gewesen, um mich bei dir für mein Verhalten zu entschuldigen und dir zu versprechen, dass ich das unter Kontrolle bekomme. Doch du warst nicht da! Als ich dich angerufen habe, hast du behauptet, dass du zuhause bist. Wo verdammt noch mal bist du gestern Abend gewesen?! Hast du dich da auch schon mit diesem Hurensohn herumgetrieben?!"

„Sie war mit uns unterwegs." Eine leise Stimme ließ mich an Clara vorbeischauen. Ich schaute geradewegs in zwei nicht weniger schöne, wenn auch braune, Augenpaare. Die zwei Mädchen, die vorher auf Claras Couch gesessen und sich unterhalten hatten, waren aufgestanden und musterten mich prüfend. „Und wer bist du?", fragte ich schroff. „Ich bin Valentina. Ihre Schwester."

Ich gab es zu. Eine gewisse Ähnlichkeit war nicht zu verleugnen, auch, wenn Valentina bei Weitem nicht so schöne, einnehmende Augen hatte wie Clara. Ich musterte die beiden einen kurzen Augenblick und versuchte, Ähnlichkeiten zwischen den dreien zu finden. Claras Schwestern waren beide etwa genau so groß wie Clara, hatten jedoch dunkleres Haar als sie. Die, die sich gerade als Valentina vorgestellt hatte, hatte schulterlange Locken, die Namenlose hüftlanges, pechschwarzes Haar. Sie teilten mit Clara die Gesichtsform, hatten aber außer der Augenpartie und die Wangenknochen nicht viel mit ihr gemeinsam. Ich musterte die bisher stumme, dritte Schwester im Bunde kurz skeptisch. Das musste Marisa sein; die Schwester von Clara, mit der sie andauernd verwechselt worden war. Bei näherer Betrachtung war es für mich völlig unverständlich, wie jemand Clara und Marisa verwechseln konnte.

I KNEW SHE WAS TROUBLEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt