22 | Haufen Scherben

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Und mit viel Drama geht es jetzt auch weiter. Wir nähern uns dem Finale.

Meine Gedanken waren völlig leer, als ich ihre Wohnung verließ. Wie konnte ich mich nur so blenden lassen? Ich hatte doch schon genug Schlampen in meinem Leben kennengelernt. Noch immer verstand ich nicht, was bei ihr anders gewesen war! Ich hatte ihr einen Teil meines Herzens geschenkt und mich für sie zum Idioten gemacht. Hatte sie wirklich gedacht, dass sie mit mir spielen konnte?! Ganz sicher nicht!

Ich beschleunigte meine Schritte und lief auf meinen Wagen zu. „Adrian, warte bitte!" Ich atmete tief durch, um nicht ein weiteres Mal an diesem Abend meine Beherrschung zu verlieren. Ich fuhr zu Clara herum, die mir auf Socken nur in Leggings und Shirt nachgelaufen war. Ich ignorierte, dass es viel zu kalt war und sie sich sicher erkälten würde, wenn sie sich nichts überzog. Ich musste zugeben, dass sie trotz allem wunderschön war!

„Wir haben uns nichts mehr zu sagen.", antwortete ich kühl. In diesem Moment hätte sie alles sagen oder tun können, ich hatte meine Entscheidung getroffen. Ich wollte ihr nicht zuhören; nicht jetzt und auch nicht in ein paar Tagen. „Wieso musst du jetzt den harten Kerl spielen, anstatt mir einfach mal zuzuhören?", platzte es wütend aus ihr heraus. Ich ließ sie einfach stehen.

In den nächsten Tagen versuchte Clara immer wieder, mich zu erreichen, doch ich ignorierte ihre Anrufe. Ich wollte weder etwas von ihr hören noch sehen; ich wollte einfach nur vergessen, dass ich überhaupt eine Frau in mein Leben gelassen und ihr eine gewisse Macht über mich zugestanden hatte.

Ich wollte einfach nur mit dem Kapitel abschließen und mich an den Gedanken gewöhnen, dass ein Mann wie ich vielleicht sowieso beziehungsunfähig war. Ich hätte es mir natürlich anders gewünscht, doch ich hatte am Ende Recht behalten. Das zeigte mir, dass mein stetiges Misstrauen und meine Eifersucht begründet gewesen waren. Mein Instinkt hatte mich einfach nicht im Stich gelassen. In meinem tiefsten Inneren war ich erleichtert darüber, dass ich unsere Beziehung nicht durch meine übertriebene Eifersucht kaputt gemacht hatte. Es gab mir ein gutes Gefühl, dass Clara das ganz allein zu verantworten hatte.

Ich hoffte, dass es mir bald gelingen würde, sie zu vergessen. Ich trieb mich jedenfalls wieder öfter mit irgendwelchen Jungs draußen herum und versuchte, irgendwelche Frauen kennenzulernen. Natürlich war mir klar, dass das nicht der beste Weg war, Clara aus meinen Gedanken zu verbannen, doch es pushte mein Ego. Ich lernte diese Bitches lediglich mit dem Hintergedanken kennen, sie flachzulegen, doch ich tat es schlussendlich doch nicht.

Einerseits hinderte mich mein Gewissen Clara gegenüber ärgerlicherweise daran, andererseits hatte ich mir seit meiner letzten, nuttigen Eroberung geschworen, nicht mehr sinnlos durch die Gegend zu ficken.

Mein Alltag bestand nur noch aus Training, Boxen und Rumhängen mit den Jungs. Ab und zu fuhr ich auch mal ins Tattoo-Studio, aber das war eher die Seltenheit. So verstrichen einige Wochen und nach und nach dachte ich immer weniger an Clara zurück. Sie meldete sich immer weniger und die schönen, aber auch schmerzhaften Erinnerungen an sie verblassten immer mehr, bis ich sie irgendwann gar nicht mehr wahrnahm.

Es war einer dieser Wintertage, die mir so richtig auf den Sack gingen. Es hatte geschneit, die Straßen waren verstopft und ich war ziemlich spät dran. Es war bereits stockdunkel draußen und arschkalt. Ich zog automatisch die Schultern hoch, als ich aus meinem Wagen stieg und mich suchend umschaute. Ich zog mir meine Mütze noch ein wenig tiefer ins Gesicht und verschloss den Wagen mit der kleinen Fernbedienung.

Ich hasste Junggesellenabschiede. Für die meisten Männer war so etwas nur ein Grund mehr, sich sinnlos volllaufen zu lassen, um anschließend völlig besoffen irgendeine Nutte zu ficken, die dumm genug war, für irgendeinen Fremden die Beine breitzumachen. Ich hatte dieses Jungbullenverhalten eindeutig hinter mir gelassen. Das merkte ich, als ich das Restaurant betrat, in dem wir alle zum Abendessen verabredet waren, bevor es auf die Piste ging. Ein paar Weiber, die an einem der Tische nahe der Tür saßen, musterten mich kurz, schenkten mir dann jedoch keine weitere Beachtung. Ich ihnen jedoch auch nicht.

I KNEW SHE WAS TROUBLEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt