24 | Offenbarung

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Ich weiß, ihr habt lang gewartet auf das letzte Kapitel.  Da ich aber beim Epilog schreiben etwas ausgeufert bin, ist es jetzt das vorletzte Kapitel geworden :D Viel Spaß :)

„Bleib endlich stehen!" Es war bereits das zweite Mal, dass Clara mir in der Dunkelheit auf Socken nachlief. Diesmal war es allerdings sehr viel kälter als das letzte Mal. Ich hatte bereits meinen Wagen erreicht und drückte auf die kleine Fernbedienung, um ihn zu öffnen. Bis jetzt hatte ich mich nicht einmal zu Clara umgedreht.

„Ich habe das nicht getan, weil es mir Spaß gemacht hat, mit fremden Männern auszugehen! Ich brauche einfach nur dringend dieses verfluchte Geld!", hörte ich ihre verzweifelte Stimme, als ich die Fahrertür aufriss. Ich warf ihr einen vernichtenden Blick über das Dach meines Wagens zu. Clara blieb auf der anderen Seite auf dem Bordstein stehen und schlang ihre Arme um ihren fröstelnden Körper.

„Was für ein Auto wolltest du dir kaufen? Einen verfickten Maserati?!", schrie ich sie an. „Verdammt, Adrian!", schrie sie zurück, „Hier geht es nicht um irgendein beschissenes Auto, okay? Ich brauche das Geld für meine Mutter!"

Es war so kalt, dass sich kleine Atemwölkchen bildeten, wenn sie sprach. Ich verarbeitete ihren letzten Satz und legte fragend den Kopf schief. Ich verstand noch immer nicht, was sie meinte. Clara sammelte sich einen Moment, bevor sie sich über ihr Gesicht wischte.

„Meine Mutter ist schwer krank. Sie hat Krebs. Die Krankenkasse will die Untersuchungen und die Behandlung nicht bezahlen, weil es sich dabei um alternative Ansätze handelt. Die Untersuchungen kosten sehr viel Geld und meine Mutter hat das Geld nicht."

Sofort hielt ich in meiner Bewegung inne und warf die Fahrertür meines Wagens wieder zu. Ihre Worte berührten mich. Es tat mir leid zu hören, dass es ihrer Mutter nicht gut ging. Ich hatte die Frau zwar bisher nicht kennengelernt, aber ich wünschte niemandem, dass er sich um die Familie sorgen musste. Auch ich hatte in meinem Leben gelernt, dass die Familie das Wichtigste war und sie immer hinter mir standen. Deshalb stand ich ebenso bedingungslos hinter ihnen und hätte alles für sie getan, wenn sie etwas gebraucht hätten. Ich erkannte, dass Clara dabei war, sich für ihre Familie, in dem Fall für ihre Mutter, aufzuopfern.

Ich machte ein paar Schritte um den Wagen herum. „Das tut mir leid.", sagte ich aufrichtig. Clara senkte ihren Blick. Ihr ganzer Körper zitterte. Sie musste wirklich schrecklich frieren. Ich umfasste ihre Hand mit meiner. „Lass uns hochgehen. Du holst dir noch den Tod."

Nur kurz darauf fand ich mich erneut auf ihrer Schlafcouch wieder. Diesmal hielt ich ihren zierlichen Körper in meinem Arm. Ich hatte sie kurzerhand unter die Dusche geschickt, damit sie sich wieder aufwärmte, und versuchte jetzt nur sicherzustellen, dass sie nicht wieder zu frieren begann. Clara hatte sich zusätzlich in eine dicke Wolldecke gewickelt.

„Wieso hast du mir das nie erzählt?", brach ich irgendwann betroffen unser Schweigen. Clara schluckte. „Mir fällt es sehr schwer, darüber zu sprechen. Ich wollte es dir irgendwann erzählen, aber wir haben uns so oft gestritten und ich habe mich einfach nicht öffnen können.", versuchte sie sich zu erklären. Wir sprachen ganz leise miteinander; ohne Schuldzuweisungen oder Vorwürfe, einfach sachlich und ruhig.

„Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe. Ich wollte das nicht. Aber wir haben uns bei Noelia getroffen, um darüber zu sprechen, wie wir Mamas Behandlung weiter bezahlen können." Ich schüttelte verständnislos den Kopf. „Du hättest mir sagen können, dass du dich nach der Arbeit noch mit deinen Schwestern getroffen hast. Ich hätte das doch verstanden."

Clara seufzte. „Hättest du das wirklich? Oder hättest du dir wieder Gedanken darüber gemacht, mit welchem Mann ich mich jetzt wieder hinter deinem Rücken herumtreibe?"

I KNEW SHE WAS TROUBLEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt