Mit gläsernen Augen schaute ich zu ihm hoch, hatte meine Hände zwischen meine Oberschenkel gepresst und kämpfte mit meiner bebenden Unterlippe. Es waren seine kalten Augen, welche keine Emotion von sich gaben, welche mir am meisten zusetzten. Dieses Funkeln an Belustigung wenn er mir leid zufügte, welches sich in ihnen widerspiegelte. Diese Erniedrigung.
„Na Moppel, schon wieder nur am fressen?" Wiederholte er ein weiteres Mal und das allein wegen der sich aufbauenden Aufmerksamkeit um uns herum.Ich senkte mein Blick von ihm, auf die gelb schimmernde Suppe vor mir. Um mich herum Gelächter, zurückführend auf sein vorher erwähntes Kommentar. Es war überflüssig gewesen, ich war nicht die dünnste, ich sah der Tatsache ins Gesicht, dass ich dick war. Dass ich nicht zu den schlanken Mädchen gehörte welche begehrt wurden oder welche 'ihn' verehrten. Aber das wollte ich auch garnicht, denn in meinen Augen war er genauso überflüssig wie dieses bescheuerte Kommentar gewesen. Es mag schon wahr gewesen sein, dass er gut, vielleicht sogar mehr als nur dieses einfache 'gut', aussah. Allerdings war er von innen so verdorben wie er mich von außen immer beschrieb.
„Willst du denn nicht essen?" Fragte er ein wiederholtes Mal nach und klatschte sich selbst überschätzend in seine Hände. Ich schüttelte wie hypnotisiert meinen Kopf.
Er kannte wahrscheinlich nicht einmal meinen Namen, vermutete ich zumindest. Immerhin sprach er mich immer nur mit 'Moppel', 'Dickerchen' oder 'Klößchen' an. Er demütigte mich seid Beginn der siebten Klasse, weshalb wusste ich nicht. Es war im Endeffekt auch eigentlich egal, warum, weshalb, wieso. Ich wollte nur wissen wann das ein Ende fand, wann er damit aufhören wollte oder sein Interesse an mir verlor. „Du musst das aber essen, deine Speckerölchen brauchen doch noch einige Freunde!" Meinte er, griff nach dem Teller und ich hob mein Kopf. Im letzten Augenblick hatte ich noch meinen Arm vor mein Gesicht halten können, bevor die heiß-dampfende Brühe über mich geschüttet wurde. Mein gesamter rechter Unterarm brannte höllisch und ich zischte auf. Mit meiner anderen Hand umpackte ich mein rechtes Armgelenk und krempelte, so weit es ging den vor Suppe triefenden Stoff, hoch.
Lachend verschwand der Braunhaarige aus der Mensa und ich schaute auf. Einige, der Jungendlichen um mich, lachten, wiederum andere unsichere Blicke unter sich austauschten. Nichtssagenden stand ich auf, sodass mein Stuhl ohrenbetäubend laut auf dem Boden zurückschlief. Ich rannte ihm hinterher und drehte ihn grob zu mir um, als ich ihn in der oberen Etage am Fenster stehend vorfand. „Weshalb?!" Schrie ich ihn mit Tränen verschwommener Sicht ins Gesicht. „Weshalb schikanierst du mich?! Hab ich dir einen Grund dazu gegeben?!" Brüllte ich und erst nachdem er sich aufrecht vor mir aufstellte, bemerkte ich, was ich gerade tat. Er war einen ganzen Kopf größer als ich, obwohl ich älter war, was sich jedoch nur auf einige Monate bezog. Er war kräftiger als ich, sehr sportlich gebaut und ich hatte ihn angeschrien.
Das letzte was ich in diesen Sekunden noch mitbekam war, wie er mir meinen Rucksack vom Rücken riss ihn aufmachte und kopfüber aus dem Fenster hielt. Alle meine Sachen folgen zu Boden, ich sagte nichts, schaute nur zu und bekam meine leere Schultasche nur mehr wie Müll vor die Füße geschmissen. Er näherte sich meinem Ohr. „Ich würde aufpassen, was ich sage an deiner Stelle..Moppel." Drohte er flüsternd, so leise, dass es sich nur mehr wie ein Hauchen anhörte. Er lief an mir vorbei.
„Das wirst du eines Tages bereuen..dass schwöre ich dir." Murmelte ich zu mir selbst und wischte mir die Tränen von meinen Wangen weg.-
Ich streckte ihm meinen angespannten und von Gänsehaut überzogenen Arm entgegen, was er unter meiner Lederjacke jedoch alles nicht sah. Er nahm sie an und grinste breit. Dieses Grinsen..
„Ich bin Kim Jung Woo, vielen Dank für Ihre Hilfe." Bedankte er sich bereits im Voraus und ich nickte. Mein Plan war aufgegangen, es lief alles wie ich es wollte. Ich nickte lächelnd zurück. Wie sehr ich sein Gesicht doch verabscheute, wie sehr ich es ihm doch heimzahlen wollte. Die ganzen Jahre in Erniedrigung und Demütigung würde er jedoch schon noch zurück bekommen, auf meine Art und Weise. Ich hatte nach meinem Schulabschluss mit ihm abgeschlossen, mit meiner gesamten Vergangenheit, ich musste zwar daraufhin noch vieles einstecken, aber heute stand ich vor ihm und er war der unwissende. Meine unbändigen strohblonden Haare hatten sich in ein dunkles glänzendes Kastanienbraun verändert, ich war ein ganzes Stück gewachsen und von den überschüssigen Speckrölchen von damals war nichts mehr zu sehen. Es wunderte mich nicht, dass er mich nicht erkannte. Zudem war meine Akne durch eine gute Behandlung verschwunden und meine bleiche, dennoch gesund aussehende, Haut verbarg mein altes Ich um ein weiteres.Die Jungs hatten mich in ihren Multi-Raum gebracht, zeigten mir ihre trainings-Einrichtungen und sonstige Aufenthaltsorte. Dort trafen wir dann auch auf die noch zuvor fehlenden drei erwähnten Trainees. Lucas, Kun und Jungwoo. Die Haare des Koreaners waren in einem gewöhnungsbedürftigen Schwarz-Türkis Übergang getränkt worden. Schon amüsierend, wie er nun einiges über sich ergehen lassen musste. Jedes weitere unbehagene Detail welches mir, beim unauffälligen betrachten, an ihm auffiel ließ mich innerlich auflachen. Ich hatte mir zwar damals geschworen es ihm eines Tages heimzuzahlen, doch nicht einmal ich selbst glaubte meinen Worten. Und dann wurde ich ausgerechnet von SM angeheuert, zudem noch für NCT und das ausgerechnet wegen ihrer eigenen Unfähigkeit dieses Skandals. Ich konnte mein Glück selbst nicht fassen. Dennoch war mir bewusst, dass ich nichts unüberlegtes, nichts komplett undurchdachtes tun durfte. Vor allem musste ich meinen Hass einstellen, bevor ich noch zu Kurzschlussreaktionen übergehen würde.
Ich kramte aus meiner Tasche weitere drei Blätter heraus und verteilte sie an die Asiaten vor mir. Sie sahen erstaunlicherweise den Bildern, welche ich zuvor gegoogelt hatte, eins zu eins identisch ähnlich. Ich hatte mit Photoshop oder White-washing gerechnet, irrte mich allerdings. Meine Annahme war jedoch berechtigt, es war ja nicht gerade ungewöhnlich in dieser Branche. „Neue Wochenpläne?" Fragte Lucas nach und ich nickte. Danach wendete ich ihnen meinen Rücken zu, betrachtete sie jedoch weiterhin in der großen Spiegelwand vor mir. „Der Plan gilt sofort ab morgen, weitere Inhalte werden wohl eindeutig deutlich auf dem Zettel bereits erklärt sein. Bei sonstigen grundlegend auftretenden Fragen können euch vermutlich eure Mitglieder helfen, ihnen hatte ich zuvor bereits einiges erläutert." Es tat so gut den Ton anzugeben.
„Wir sehen uns dann Morgen. Ich werde bis dahin nochmal einiges durchgehen müssen und bei möglichen Änderungen euch Bescheid geben." Ich drehte mich wieder um und verbeugte mich vor ihnen, bevor ich dann zur Tür hintrat. „Ich erwarte Pünktlichkeit." Gab ich streng von mir als ich in einem flüchtigen Schulterblick die drei Trainees musterte. Ich hatte jedoch nur den Jungen in der Mitte im Blickfeld und spielte so auf ihr heutiges zu spätes Erscheinen an. Ich verließ den Raum, schloss die Tür hinter mir und lehnte mich kurz darauf an das geschlossene Holzbrett. Ich lachte leise vor mich hin und schüttelte mein Kopf. Es lief alles fast schon zu perfekt.
..Fortsetzung folgt..
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Ich muss kurz etwas loswerden, da ich darauf angesprochen wurde, ob es sich um eine ähnliche Story wie BLS handeltNein tut es nicht, der gesamte Story-Verlauf ist grundlegend anders
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⁰⁴ FALL DARLING | jungwoo
FanfictionSie wollte ihn fallen sehen, tiefer als sie es damals tat. |in which he was her bully in the past and is now an idol| ーNCT JUNGWOOー story focused on a phobia and a mental illness! -german fanfiction -completed༄ k...