Ich lief den Flur meiner Übergangswohnung auf und ab, kaute an meinen Nägeln, hatte mehr als zu viele Gedanken in meinem Kopf, alles komplett undurchsichtig. Es musste alles schneller gehen, hätte ich vielleicht selbst gehen sollen? Die ältere Dame brauchte länger als ich, das hätte mir doch klar sein müssen, wo war ich bitte mit meinen Gedanken? An meinem Laptop erklang erneut ein Ton einer eingehenden Nachricht. Ich reagierte nicht. Mein Verhalten in diesem Moment war mir selbst komplett fremd, was mich nur noch mehr verunsicherte. „Aish!" Zischte ich auf und sah zu meinem blutenden Finger hinunter. Augenverdrehend lief ich in mein Wohnzimmer, kramte in einigen Kartons herum bis ich schließlich ein Flater fand und es mir um machte. Doch gerade als ich die Verpackung des Wunden-überdeckenden Dings in den anliegenden Mülleimer werfen wollte, schellte es und ich ließ das weiße Papier fallen. Total von Adrenalin überströmt, stürmte ich zur Eingangstür und riss sie schon bald erwartungsvoll auf. Etwas überrumpelt weitete die Dame vor mir ihre Augen und schaute zu mir auf. „Vielen Dank Frau Thompson." Schallte es etwas außer Atem meinen Hals hinauf, während meine Hände gierig nach dem schwarzen Ordner in ihrer Hand griffen. „Nichts zu danken." Kam es skeptisch von ihr. Ich hatte ihr bereits meinen Rücken zugewandt, mir war es recht gleich, ob sie hinein trat oder wieder verschwand.
Den mir langsam hinter schlurfenden Schritten jedoch nach, war sie herein getreten. Ich lief zu meiner, auf dem Sofa liegenden, Tasche hinüber und verstaute den wohl alles verändernden Grund, auf welchen ich zuvor noch wartete, im inneren. „Amélia." Erklang es hinter mir und ich unterbrach sofort mein Handeln. Noch nie, nicht einmal in der gesamten Zeit, wie sie bei mir angestellt war, in welcher ich ihre Vorgesetzte war, nannte mich Frau Thompson bei meinem Vornahmen. Ich drehte mich emotionslos um. Ihre eingefallenen Augen schauten zu mir hinüber, das etwas nicht stimmte, sah man genau an ihrer Haltung. Ich streckte mein Rücken durch und wartete auf eine Erklärung von ihr, ein Erläutern. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?" Ich runzelte meine Stirn. Worauf wollte sie hinaus? Wollte sie auf die letzten drei vergangenen Tage eingehen, in welchen ich zum ersten Mal seid Jahren nur von Zuhause, wenn man diese Wohnung als solches bezeichnen konnte, gearbeitete hatte? „Was meinen Sie?" Hackte ich nach, da ich meinen Kopf nicht weiter mit unnötigen Fragen vollstopfen wollte. „Sie sehen..kränklich aus, wenn ich offen sein dürfte." Meine Augen fuhren meine Beine zu meinen Füßen hinunter, dann wieder zu der Dame vor mir auf. „Ich kann Ihnen leider nicht folgen, ich sehe doch aus wie immer?" Die Frau vor mir schüttelte betrübt ihren Kopf und atmete aus. Sie drehte ihren Blick in meine Küche und schnaubte leicht. „Haben Sie die letzten Tage etwas gegessen? Oder überhaupt etwas zu sich genommen?" Ich mochte Frau Thompson, doch nun ging sie zu weit. Wieso lag mein Wohlbefinden in ihrem Interesse? Bezahlt würde sie selbst wenn ich im Krankenhaus läge. Doch es stimmte, meine letzte Mahlzeit bestand aus einem Apfel vor zwei Tagen. Ich habe einfach nicht ans Essen gedacht, ich hatte besseres und vor allem wichtigeres zutun. „Ich möchte Sie daran erinnern, dass derartige Fragen nicht in Ihren Tätigkeitsbereich fallen und bitte Sie nun, meine Wohnung zu verlassen." Ich musste die ältere Dame wohl noch auf einiges hinweisen, was ihr eigentlich bewusst sein sollte.
Nickend verschwand die Frau und ich blieb allein zurück. Der Ton meines Laptops riss mich erneut aus meinen Unterbewusstsein und ich schüttelte meinen Kopf, griff nach dem elektrischen Kasten und verstaute ihn, ohne mir die zugestellten Mails angeschaut zu haben, ebenso in meiner Tasche. Ich griff nach meinem Handy, welches am Ladekabel angeschlossen war, schlüpfte in meine schwarzen Converse und hob gerade meine Hand nach meiner Lederjacke, stoppte jedoch. Ich betrachtete meinen kahlen Arm, die Narben und erst dann fiel mir auf, dass ich ein T-Shirt trug. Schnell stellte ich meine Tasche ab, eilte in mein Schlafzimmer und zog mir etwas langärmliges an. Als ich unten auf der Straße ankam und es leicht zu regnen anfing, fiel mir erst auf, wie unnötig mein Kleidungswechsel eigentlich gewesen war. Bald würden sie es sowieso erfahren, sie alle, wenn er meinen Test bestand. Wenn nicht...
DU LIEST GERADE
⁰⁴ FALL DARLING | jungwoo
FanfictionSie wollte ihn fallen sehen, tiefer als sie es damals tat. |in which he was her bully in the past and is now an idol| ーNCT JUNGWOOー story focused on a phobia and a mental illness! -german fanfiction -completed༄ k...