20 - chapteя

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Ich starrte. Mehr als ich es wollte, länger als ich bislang vermutete und grundloser als jemals zuvor. Mühevoll erhob ich mich von meinem Krankenbett, hob mein Blick endlich vom Boden an, auf welchen ich die vergangen Stunden gestarrt hatte, und begab mich in das angrenzende Bad. „Was ist bloß los?" Murmelte ich zu mir selbst hin, fand keinen klaren Gedanken und hoffte, nein, bettete einfach nur, dass die Tür des Raumes nur mehr ein weiteres Mal am heutigen Tage noch geöffnet würde. Nämlich am Abend, wenn ich meine letzte Mahlzeit übergeben bekommen hätte. Der gestrige Tag hatte mich wohl doch mehr aus der Bahn geworfen, als ich es zugeben- und auch wahr haben wollte. Zwar mochte ich es nicht einsehen, jedoch schwirrten meine Gedanken ab und an zu dem Wohlergehen der Anderen, die nicht wussten, was geschehen und gesagt worden war. Ich war innerlich leer. Hätten wir mal angenommen, dass Jungwoo die Gruppe tatsächlich von sich selbst aus verlassen würde, er müsste einen Grund darlegen. So oder so, er hätte irgendwann mit der Sprache rausrücken müssen und mein Name würde fallen. Ich hatte nun nichts mehr zu verlieren, garnicht's mehr. Die Jungs würden mich für meine Taten verabscheuen, auch Ten welcher, unscheinbar, Gefühle anfing für mich zu hegen. Ich war möglicherweise verrückt, doch noch lange nicht blind. Das Entertainment könnte mich verklagen, dass würde mich wiederum um meinen guten Ruf und dementsprechend um meinen Job bringen. Mein Unternehmen wäre am Ende, die ältere Chinesen müsste ich entlassen und die Zusammenarbeit zu Federico würde mir auch nicht länger von nützen sein.

Mit meinen Händen spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht um aus meinen Gedanken wieder aufzutauchen. Zitternd stützte ich mich am Rand des Waschbeckens ab, atmete tief durch meinen Mund ein und aus, bis meine herumschwirrenden Blicke an meinem, vor Nässe triefenden, Spiegelbild hängen blieben. Meine Augenringe stachen überaus auffallend auf, meine Knochen wirkten unnormal konturiert, auf eine Art, die für manch einen nicht mehr ästhetisch sein würde und meine Haare wirkten dürr. Meine Haare..diese langen von jeder man gemochten Dunkelbraunen Haare. Ich öffnete den Spiegel vor mir und packte nach etwas kaltem und hartem. Sie betrachteten nie mich, nie die Person, nur dass in welchem sie verpackt war. Intellekt und Geschick in dem was man gut konnte war egal. Nur das Aussehen zählte. Ich stieß mich etwas vom Waschbecken ab, atmete tief ein, musterte emotionslos meinen Körper im Spiegelbild. Es konnte mir doch eigentlich egal sein, ich hatte nichts mehr woran ich noch hängen konnte, ich hatte niemanden. Ein Zischen erklang.

Ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, schnitt ich mir mein Haar

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Ohne noch einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, schnitt ich mir mein Haar. Von Hüftlänge auf meine Schultern. Mein Kopf fühlte sich leichter und mein Nacken kühler an. Es klopfte an der Tür und ich ließ die Schere langsam sinken. Sie fiel auf den Boden und etwas abwesend schaute ich zu der Dame vor mir auf. „Amélia.." Hauchte sie, nicht genau zu definieren in welcher Stimmung sie sich befand. „Frau Thompson..?" Schallte es meine Kehle fragend hinauf, als sie mich umarmte. „Was machen Sie hier?" Sie löste sich von mir und ich sah in die dunkelbraune Regenbogenhaut der gealterten Augen der Frau vor mir. „Das Krankenhaus hat mir von Ihrem Unfall erzählt und da ich wohl als einzige Bekannte von Ihnen erreichbar war, gaben sie mir Ihren Aufenthalt bekannt." Ich runzelte meine Stirn. „Ich kann nicht nachvollziehen weshalb ausgerechnet Ihnen." Ich drehte mich von ihr weg und lief auf mein Bett zu. „Doch wenn Sie schon einmal hier sind, die Haare im Spülbecken müssten entsorgt werden und eine Schere liegt auf den Fliesen im Bad." Ich setzte mich und als ich die traurig nickende Dame ins Bad verschwinden sah, fragte ich mich, was ich falsch gemacht hatte. Die ältere Frau tat wie befohlen und ich dachte an den gestrigen Abend. Du hast dich so verändert. Schallte seine Stimme von gestern in meinem Kopf herum. Dennoch bleibe ich. Wie konnte er nur so naiv sein? „Kann ich sonst noch behilflich sein Ms. Paker?" Die Dame trat hervor und schaute monoton zu mir hinab. Es war ein gewöhnungsbedürftiger Anblick, welcher in mir ein leichtes stechen auslöste. Weshalb? „Sie können mir meinen Laptop vorbeibringen." Frau Thompson nickte zum Boden gesenkt hin, stellte sich an mein Bett und sog tief Luft ein. Sie schniefte mit ihrer Nase und eine Stimme Träne rollte ihre Wange hinunter. „Und einige Unterlagen wäre-.." Weiter kam ich nicht denn sie umarmte mich plötzlich und ich erstarrte. „Fei." Wisperte die Chinesin, welchen Zusammenhang ich nicht erschließen konnte.

⁰⁴ FALL DARLING | jungwooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt