07 - chapteя

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Ich versuchte meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Meine Anspannung zu verringern, die Gänsehaut zu verstecken und den kleinen Schweißausbruch unbemerkt zu lassen. Ich atmete, an die Decke des Fahrzeug schauend, aus und probierte, dass Wippen meines Fußes zu unterdrücken. Er weiß von nichts, er weiß von nichts. Probierte ich mir selbst einzuflößen. Jungwoo wusste weder wer ich einst war, noch das er mich früher gemobbt hatte. Ich lehnte mich leicht vor, spürte wie sich der Gurt an meiner Schulter näher an mich schmiegte, ließ meine Finger auf die kleine Ablage fallen und tippte einige Male mit meinen Nägeln drauf. Ich wunderte mich das sie es nicht hörten.

Das sie nicht das Pochen meines schmerzenden Herzens, an der Innenseite meiner Rippen, hörten.

Ich schielte auf das Navigationsgerät des Fahrers und ließ mich, nach dessen Anblick, gefrustet zurück in meinen Sitz fallen. Gerade einmal zwei Stunden würde die Fahrt dauern und dabei hatte ich Stau schon mit einkalkuliert. Ich hatte gehofft, dass die Fahrt zum Hotel länger verlaufen würde, denn dann hätte ich etwas Schlaf hinzugewinnen können und der heutige Tag wäre schneller vorbei gewesen. Zudem musste ich gestehen, ich mochte Autofahrten. Ich ließ meinen Blick von dem Verkehr vor mir, auf den Bürgersteig neben mir wandern. Meine Stirn gegen das Fenster fallend. Kleine Tropfen fielen auf die Scheibe und einige der Passanten kramten Schirme, in den unterschiedlichsten Farben, heraus. Wobei andere wiederum nur ihre Kapuze aufzogen und ihren Kopf senkten. Regen passte mir garnicht in meinen Zeitplan, doch für gewöhnlich mochte ich das fallende Wasser. Es hatte etwas beruhigendes an sich. Ich konnte mich noch gut an einige der unzähligen Male erinnern, an welchen ich alleine, Nachmittags, zuhause auf meinem Schreibtischstuhl saß, meinen Kopf auf meine Unterarme legte, welche ich auf meiner Fensterbank niedergelassen hatte und einfach hinausschaute. Im Hintergrund einen leisen Song, meist einer dieser traurigen und deprimierenden. Ich schaute den dunklen Wolken dabei zu wie sie die Sonne verdeckten, Wind aufkommen ließen und alles in einem tristen Grauton umhüllten. Ich mochte es.

Ich griff nach meinem Handy, suchte mir einige Wetterberichte heraus und konnte aufatmen. Heute und auch die nächsten Tage sollten voraussichtlich nur von kleinen Schauern begleitet worden werden. Auch wenn ich es gerne anderes gehabt hätte, war trockenes und wolkenloses Wetter besser für all diese Termine und noch bevorstehenden Interaktionen. „Hat jemand was gegen Musik?" Kam es fragend von Ten und die beiden schüttelten, nach einem kurzen Blick-Austausch, einstimmend ihre Köpfe. Ich hielt mich zurück. „Amélia?" Kam es von ihm, aber ich reagierte nicht. Ein lediglich hinterfragendes 'Hm?' drückte sich den Weg durch meine Zahnreihen, doch mein Kopf blieb weiterhin gesenkt. „Stört es Sie wenn wir etwas anmachen?" Wiederholte er deutlicher und ich schüttelte mein Kopf. Erneut diese formale Ausdrucksweise, weshalb? Zwar wusste ich nicht, was daraufhin geschah, vielleicht zuckten die drei mit ihren Schultern, vielleicht tauschten sie aber auch verwirrte Blicke aus. Im Endeffekt war es mir aber auch egal und als langsam Musik einspielte war mir genauso klar, dass meine Reaktion ihnen ebenso gleich war. Den DJ spielte Ten, was ich an dem mehrfach wiederholenden Stöhnen der anderen beiden Jungs bemerkte, sobald er wieder Mals den gerade spielenden Titel wechselte. Zuletzt stoppte es jedoch bei Kendrick Lamar's HUMBLE.

Ich griff derweil in meine Tasche und suchte nach meiner schwarzen Powerbank, um das rot-leuchtende Batterie Zeichen meines Handys wieder zu konfigurieren. Die Jungs hinter mir sangen lachend die jedermanns bekannte Strophe 'sit down' im Takt mit, zu meines Leids. Ich zog meine Unterlagen, einen Kugelschreiber und ein Kaugummi hervor. Dieses kaute ich um konzentrierter zu werden, meinen anbahnenden Hunger zu unterdrücken und auch, um mich zu beruhigen. Diese drei reizten mich..dezent. Ich ging nochmals einige Pläne, zusammenhängende Kosten, Meetings und nebensächliches durch. Ich schaute wo man Zeit einsparten konnte, um schneller an sein Ziel zu kommen. „Du bist immer nur am arbeiten, kann das sein?" Hackte eine einfühlsame Stimme lächelnd nach und erst dann bemerkte ich, wie der Song wieder mal geändert wurde. Nun lief etwas langsameres, leiseres und koreanisches. Ich hatte den Deckel das Stiftes zwischen meine Zähne geklemmt, meine Haltung gebeugt und die Zettel auf meinen Beinen abgelegt, während ich konzentriert einige Dinge weg- oder anstrich. Als ich jedoch meinen Kopf umdrehte strich ich einmal komplett über mein Blatt, starrte in diese Augen und versteinerte. „Amélia dein Blatt." Wies er mich überrascht auf meine gerade passierte Handlung hin und ich schaute von dem sich zu mir nach vorn beugenden wieder zurück auf meine Papiere. Nachdem ich den Deckel wieder auf meinen Stift gesteckt hatte, verließ mich ein enttäuschter Seufzer und ich betrachtete bemitleidenswert die ganzen durchgestrichen Wörter und das nur wegen Jungwoo. „Wir sind gleich da." Kam es vom Fahrer und ich blickte diesen für einen Moment an. Danach packte ich meine ganzen Sachen wieder zurück in meine Tasche und schaute auf meine Uhr. Noch genug Zeit für ein Einzel-Shooting.

Es dämmerte bereits draußen als wir an dem nobel bestickten Hotel ankamen und dabei waren einzuchecken. Es gab drei Zimmerflügel, einen rechts, einen links und einen im hinterem Bereich in der Nähe des anliegenden Stadtparks. Die meisten der Jungs kamen in dem Flügel in der Nähe des Parks unter, jedoch landeten Ten, Jaemin, Jeno und Johnny zusammen mit mir in dem benachbarten rechten Flügel. Natürlich stand die Zimmeraufteilung schnell fest, die beiden Älteren -, sowie die beiden Jüngeren teilten sich eins der beiden jeweiligen Doppelzimmer. Ich blieb allein. „Amélia!" Rief plötzlich jemand und ich drehte mich in der gold-glänzenden Empfangshalle um. Zwei der Dreams, ich glaubte es waren Chenle und Renjun, kamen zusammen mit Doyoung auf mich zu und schauten hoffend in mein Gesicht. Worauf hofften sie? „Das Gepäck von uns dreien scheint nicht angekommen zu sein. Wir haben keine Klamotten." Erklärte mir der Ältere und ich drückte mit meinen Fingern meine Augenbrauen zusammen. Es war klar, dass etwas schief ging, wieso konnte es nicht einfach mal glatt laufen? Ich hasste diesen Teil meines Jobs. Ich hasste ihn wirklich.

Es dauerte eine Weile bis ich durchkam in der Leitung und bis ich zum Management durchgestellt wurde. Jedoch gab es eine kleine Verwechslung der Hotels und morgen Früh sollte sich alles wieder gelegt haben. Dieser Tumult, um das verschwundene Gepäck. Jedenfalls stand ich nun, frierend, mitten in der Kälte, mitten im Dunkeln, in mitten eines leeren Parkhauses, auf dessen Dach-Etage. Ich sah meinen Atem wenn ich ausatmete, wenn ich gähnte oder wenn ich durch die kalte Luft gedämpft hustete. Nur die Scheinwerfer auf Jungwoo spendeten uns allein Licht, damit meinte ich, mir und dem Rest des Stuffs. „Das reicht!" Meinte der Kameramann und der Hellblau/Türkis gefärbte stützte sich ausatmend auf seine Oberschenkel ab. Auch er war erledigt. Ich schmunzelte. „Nein! Noch eine Endaufnahme!" Fiel ich ihm in seine Entscheidung, doch keiner des Stuffs hinterfragte mich und auch der Hauptprotagonist stellte sich wieder aufrecht hin. „Noch eine Nahaufnahme, viel Licht und achte auf deinen Gesichtsausdruck!" Befahl ich emotionslos und die Scheinwerfer leuchteten nur so in seine Augen. „Vielleicht etwas zu viel Licht, er sieht kaum etwas, wir sollten-.."

„Es genau so lassen, oder hab ich mich da verhört?" Lächelte ich Augenbrauen hochziehend zu dem Kameramann hinunter, dieser nickte nur schnell. „Genau richtig, so wie Sie es sagen." Murmelte dieser nervös, ein wenig eingeschüchtert, bevor er seine Augen wieder auf die Linse der Kamera fokussierte und den Asiaten filmte.
Er schien tatsächlich nichts zu sehen, geschweige denn zu erkennen.

Wie gerne ich doch gelacht hätte.

Fortsetzung folgt

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..Fortsetzung folgt..

⁰⁴ FALL DARLING | jungwooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt