Blütenduft

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Blütenduft

Als Ash zu sich kam, verspürte er kaum noch Schmerzen. Entweder er war tatsächlich tot, oder hatte mit einem Haufen Glück überlebt. Oder jemand hatte ihn absichtlich wieder zusammengeflickt.

Träge öffnete er seine Augen und schloss sie sofort wieder. Es war so hell. Vorsichtig versuchte Ash sich ein wenig zu bewegen.

,,Nicht! Sonst reist du deine Wunden wieder auf!", forderte eine weiche, klare Stimmer, die der junge Mann nicht kannte. Nur wenig später spürte der schwarzhaarige wie jemand seinen Rücken berührte. Sofort lag ein blumiger Duft in der Luft. Neugierig öffnete er seine Augen ein weiteres Mal und blinzelte ein paar Mal, bis er etwas erkennen konnte.

Ash befand sich in einem Baumhaus, was er daran erkannte, dass er direkt in ein paar Baumkronen blickte. Durch einen Balkon schienen warme Sonnenstrahlen herein und sorgten für Licht. Die Wände waren aus Holz und mit Efeuranken überwachsen. Zahlreiche Regale und Schränke mit allen möglichen Dingen standen verstreut herum und lagen teilweise sogar auf dem Boden. In einem kleinem Kamin brannte ein Feuer, über welchem ein kleiner Kessel hing. Auf dem Boden saß ein Eichhörnchen und einige Vögelchen hatten sich auf dem Geländer des Balkons nieder gelassen. Doch am meisten interessierte den jungen Mann, wer gerade mit seinen Händen auf dem Rücken des schwarzhaarigen herumfummelte.

Also drehte der junge Mann den Kopf ein wenig mehr zur Seite und erkannte seinen Retter. Wenn man es überhaupt so nennen konnte.

Auf einem Stuhl saß tatsächlich eine Fee. Ein Junge. Seine blauschwarzen Haare glänzten in der Sonne und die blasse Haut war teilweise von Efeuranken umschlungen. Dann wandte er sich mit dem Gesicht zu Ash. In den Violetten Augen des Feenjungen, spiegelten sowohl Besorgnis, als auch Neugier wieder und auf dem zarten Gesicht der Fee lag ein sanftes Lächeln. Noch nie hatte Ash jemanden mit so feinen Gesichtszügen gesehen. Nicht einmal die Frauen, die bei ihnen im Königreich hausten, hatten solche Gesichtszüge. Die spitzen Ohren waren mit einigen Silberringen durchstochen und der schmale Hals seines Gegenübers wurde von einem Reif auf Efeu umschlungen. Einfach wunderschön.

Das auffälligste waren jedoch die durchsichtigen Flügel der Fee. Sie sahen aus wie die einer Libelle, nur in der Form wie die Flügel eines Schmetterlings. In der Sonne schimmerten sie in vielen verschiedenen Farben und glitzerten wie ein Münzstück im Licht.

Ash konnte nicht anders als den Feenjungen anzustarren. Er sah überhaupt nicht gefährlich aus. Im Gegenteil. Eher jung und neugierig.

Aber war das nicht gerade das Gefährliche an Feen? Sie täuschten einen mit ihrem Aussehen und erstachen einen dann rücklings.

,,Du hattest Glück, wenn ich dich gefunden hätte, wärst du jetzt tot. Irgendwie sind zwei der Pfeile in deinen Rippenknochen stecken geblieben und haben deshalb keine Organe oder andere Innereien erwischt. Lediglich zwei deiner Rippen sind nun gebrochen, aber das kriege ich wieder hin. Sie heilen schon wieder. In drei bis vier Tagen kannst du dich wieder voll und ganz bewegen. Bis dahin solltest du keine hektischen oder ruckartigen Bewegungen machen. Ansonsten reißen deine Wunden wieder auf. Der letzte Pfeil hat nur deine Seite erwischt. Es ist nichts schlimmes, aber dennoch schmerzhaftes. Trink das, es hilft gegen die Schmerzen. Danach kannst du etwas essen. Du bist sicher hungrig. Dein Körper muss sich erst erholen und wieder zu Kräften kommen. Du hast nämlich sehr viel Blut verloren. Wie schon gesagt, du hattest Glück, dass ich dich gefunden habe.", meinte er und schenkte dem jungen Mann ein weiteres, sanftes Lächeln, während er ihm einen Becher an die Lippen hielt.

,,Was ist das?", krächzte Ash scharf und sah misstrauisch zu dem Jungen auf.

,,Keine Angst, wenn ich ich hätte töten wollen, hätte ich dich auch liegen lassen können. Du könntest dich ruhig etwas mehr dankbar zeigen. Ich habe dir dein Leben gerettet, obwohl du die Grenze übertreten hast. Du wärst dort unten gestorben, wenn ich mich nicht um dich gekümmert hätte. Weißt du eigentlich wie anstrengend es ist, einen so großen Menschen in ein Baumhaus zu bringen? Du bist schwer und für jemanden wie mich bist du gleich doppelt so schwer. Dazu musste ich auch noch aufpassen, dass ich diese Pfeile in deinem Rücken nicht bewege, andererseits, wäre die Spitze abgebrochen und dann hätte ich in deinem Körper herum bohren müssen. Also, trink das!", forderte der blauschwarzhaarige auf und kniff die Augen zusammen.

Blüten im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt