Bruderliebe

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Hallo!
Die kleine Unterbrechung tut mir leid. Ich war letzte Woche sehr damit beschäftigt, mein Terrarium auszustatten und bin nicht oft zum Schreiben gekommen. Ich habe das Kapitel jetzt noch einmal von oben bis unten überarbeitet! Es gibt jetzt einige Änderungen, weshalb das Kapitel noch einmal komplett gelesen werden sollte!

Ich hoffe euch gefällt das Kapitel und ich freue mich sehr über Reviews!


LG. Greta


Bruderliebe



Sofort spannte Frey sich an.
,,Weißt du etwas davon, Frey?", wollte Sage wissen und trat einen Schritt auf seinen kleinen Bruder zu. Dieser schüttelte schnell den Kopf.


Lange hatte er seinen Bruder nicht gesehen, doch dieser hatte sich kaum verändert. Seine dunkelgrünen, bis knapp zur Schulter reichenden Haare, waren ordentlich zurück gekämmt und Sages hellgraue Augen wirkten wie immer auch kalt. Er war recht groß, überragte seinen kleinen Bruder zwei Köpfe, und auch eher muskulös.


,,N..Nein. Wie kommst du darauf, dass ich etwas wissen würde?", unsicher sah der Feenjunge zu Boden. Es fiel ihm wirklich nicht leicht, seinen älteren Bruder anzulügen, doch eine Wahl hätte er nicht. Der Junge konnte froh sein, dass Sage hier vor ihm stand und nicht Rowan.
,,Du lungerst doch immer hier im Grenzwald herum. Und dazu ist die Stelle an der meine Leute das Blut entdeckt haben, nicht sehr weit von hier entfernt. Ich bezweifle, dass der Mensch aufgestanden und weggelaufen ist. Die Menge an Blut, die der Mensch verloren haben muss, hätte ihn getötet, wenn ihm niemand geholfen hätte. Es gibt auch keine Leiche, Frey.", Sage musterte seinen kleinen Bruder scharf.


Er war sich sicher, dass Frey zumindest etwas wusste.
,,Worauf willst du hinaus? Glaubst du ernsthaft, dass ich einen Erwachsenen Mann hier auf getragen haben könnte? "
,,Woher weißt du, dass es ein erwachsener Mann war? Frey, wenn du etwas weißt, dann sag es mir! Du würdest deinen großen Bruder doch nicht anlügen, oder? Ich werde nämlich nicht gerne angelogen!", ein wenig grob packte der Feenmann den kleineren am Arm und zog ihn mit einem Ruck an sich.
,,Ich weiß nicht, ob der Mensch männlich, weiblich oder sonst etwas ist. Ich habe mir nur gedacht, dass keine Frau sich freiwillig nach hier verirrt. Vielleicht hat er oder sie sich ja verletzt! Ich lüge dich nicht an! Und jetzt geh wieder zurück nach Hause! Ich will zumindest hier meine Ruhe haben von Rowan!", fauchte Frey verzweifelt und riss sich los.


,,Du bist ein dummer, kleiner Junge, Frey! Ich will dich doch nur beschützen, zumindest vor den Gefahren hier ihm Grenzwald, wenn ich dich schon nicht vor Rowan beschützen kann. Versteh mich doch, du bist ein kleines Kind in unseren Augen. Vater will dich doch nur in Sicherheit wissen! Vertau mir. Du musst bald nach Hause kommen. Der Winterbeginn steht kurz bevor. Du weißt, was das für uns heißt. Du musst spätestens in sieben Tagen wieder im Schloss sein. Vater will, dass wir alle anwesend sind. Du bist jetzt fast achtzehn, das heißt es ist deine Pflicht während der Zeremonie anwesend zu sein. Vielleicht findest du ja eine hübsche Fee, die dir gefällt.", jetzt grinste Sage sogar ein bisschen.

Alleine schon, wenn Frey an eine Heirat dachte, drehte sich sein Magen um.
,,Du wirst doch niemandem sagen, wo mein Versteck ist, oder? Das hier ist mein einziger Rückzugsort, den ich habe. Versprich es mir, Sage!", forderte der blauschwarzhaarige und sag flehend zu seinem Bruder auf.
,,Wenn du mir versprichst, dass du in spätestens sechs Tagen wieder im Schloss bist."

Bedrückt atmete Frey aus. Was sollte er denn Ash erzählen?! Er konnte ihn nicht mitnehmen. Einen Menschen ins Schloss zu führen wurde mit dem Tod bestraft. Und hier lassen konnte Frey ihn auch nicht. Ash kannte sich doch im Wald nicht aus und irgendwann würde er sich wieder etwas zu essen besorgen müssen.

,,Ich kann dir das nicht versprechen!", die Stimme der jungen Fee war kaum mehr als ein leises Flüstern.

,,Was verbirgst du denn? Du weißt doch, dass du mir alles anvertrauen kannst, Frey! Egal, was es ist! Du kannst mir vertrauen! Warum kannst du denn nicht zurück, Frey? Hast du dich mit Vater gestritten, oder hat Rowan etwas damit zu tun? Egal was es ist, sag es mir!", bettelte Sage regelrecht und setzte sich wieder auf den Stuhl.

,,Ich kann dir das nicht sagen, bitte versteh das doch! Geh jetzt bitte. Ich wäre jetzt gerne alleine.", bat Frey seinen Bruder.
Es tat ihm wirklich weh, ihn anlügen zu müssen, doch wenn er ihm gesagt hätte, dass Ash hier war, dann hätte sich die ganze Situation noch verschlimmert.

,,Was ist denn bitte so schlimm, dass du es mir nicht sagen kannst?! Vertraust du mir nicht?! Wir sind Brüder, Verdammt nochmal! Ich habe doch auch keine Geheimnisse dir gegenüber.", dass Sage nicht locker ließ, machte es dem Feenjungen nicht leicht.

Sage kannte die Schwachstellen seines jüngeren Bruders und eine von diesen war, dass Frey nichts für sich behalten konnte, wenn man ihn unter Druck setzte.

,,Es tut mir leid, Sage, aber es gibt Dinge, die nur mich etwas angehen. Geh jetzt bitte endlich! ", bat der blauschwarzhaarige noch einmal. Dieses Mal mit ein wenig Nachdruck.

,,Wie du willst. Du hast sechs Tage, wenn du bis dahin nicht im Schloss bist, werde ich dich mit Rowan und ein paar von Vaters Soldaten abholen kommen. Bis dahin solltest du gut auf dich aufpassen. Wir sehen uns in spätestens sechs Tagen.", Sage klang verärgert.
Ohne ein weiteres Wort, nur einem Blick zu seinem Bruder, verließ der Feenmann das Baumhaus.

Resigniert ließ der Junge sich auf den Moosteppich vor dem Kamin sinken. Miku, welcher die feenbrüder aufmerksam gemustert hatte, kletterte vorsichtig auf den Schoß der Fee. Abwesend starrte der blauschwarzhaarige in das knisternde Feuer.

Nur kurze Zeit später, erschien Ash wieder.
,,Er ist dein Bruder, oder? Ich weiß, dass diese Frage jetzt unangebracht ist, aber weiß er von mir?", wollte der junge Mann wissen und setzte sich neben die Fee ans Feuer. Als hätte Miku ihn verstanden, sah dieser nun grimmig zu ihm auf.
,,Keine Angst. Er weiß nichts. Zumindest nicht, dass du bei mir bist. Aber ich glaube, dass er Verdacht schöpft. Jetzt aber, haben wir ein ganz anderes Problem. Bald beginnt hier der Winter. Ich muss nach Hause, wo es sicher ist. Ich kann dich nicht alleine zurück lassen, aber mitnehmen, kann ich dich auch nicht. Du solltest zurück zu den Menschen. Das ist das Beste für uns beide. Alle halten dich nun für tot. Du bist also in Sicherheit. Such dir ein Schiff und fahr damit über das Meer. Fang einfach von ganz neu an. Hier kannst du nicht bleiben. ", nachdenklich sah Frey zu Boden.

,,Womit soll ich denn das Schiff bezahlen? Alles was ich noch besitze, ist das was ich trage. Nimm es mir bitte nicht übel, Frey, aber ich kann nicht zurück. Und wenn ich hier bleiben auch nicht kann, dann... Ich weiß doch auch nicht weiter. Ob ich nun hier sterbe oder bei den Menschen, ist doch auch schon egal.", knurrte der Schwarzhaarige und fuhr sich übers Gesicht.

,,Warum!? Weißt du, wenn du mir sagen würdest, was du angestellt hast, dann könnte ich dich doch viel besser verstehen und mich auch besser in deine Lage hinein versetzen. Du weißt doch auch einiges über mich. Alles was ich weiß, ist dein Name, deine Spezies und der Grund, für den Tod deiner Eltern. Warum verschweigst du das denn?", unverständlich sah der Feenjunge zu dem anderen auf.
,,Weil du Angst bekommen würdest.", antwortete Ash bitter und stand auf.
,,Das habe ich doch schon! Ich habe Angst um mich, um Miku, um Bray und um dich! Sag mir doch einfach was du gemacht hast. Ich verspreche dir, dass sich nichts ändern wird. Vertau mir doch! "

,,Da ist es wieder dieses Wort. Vertrauen.Hast du schon mal jemanden getötet? Ich denke nicht. Dort wird ich lebe, heißt es töten, oder getötet werden! Ich wurde genau dazu erzogen. Vertaue niemals jemandem außer dir selbst! Im Krieg tust du alles um zu überleben! An meinen Händen klebt das Blut von vielen Menschen. Mütter, Kinder, Väter, Brüder, Soldaten. Ich habe ohne lange zu überlegen jedem verdammten Befehl ausgeführt. Erzähl du mir nichts von Vertrauen! Du weißt doch sicher nicht einmal, wie man die Worte Krieg, Schmerz oder Hass richtig schreibt.Warum man mich loswerden wollte? Warum mich meine eigenen Verbündeten verraten haben? Um zu überleben! Wenn du nur ein einziges Mal sehen würdest, wie ich lebe, dann wirst du vielleicht endlich mal verstehen, dass die Welt nicht aus Frieden, Schönheit und Freude besteht. Sondern aus Hass, Kummer und Krieg.", fauchte Ash und kniff wütend die Augen zusammen.

Geschockt musterte die Fee den jungen Mann.

,,Du bist ein Mörder?! Wie..ich verstehe ja noch bis zu einem gewissen Grad, wenn du Soldaten töte musst, aber unschuldige Frauen und Kinder?! Wie kannst du nur so etwas tun? Sie haben dir sicher nichts getan!", fassungslos war Frey aufgesprungen und stieß mit einem seiner Finger immer wieder gegen die Brust des älteren.

,,Ich hatte keine Wahl! Du wurdest doch auch dazu erzogen, dich von den Menschen fernzuhalten, oder den Grenzwald nicht zu betreten, oder sonst etwas, was niemand braucht! Ansonsten wärst du auch nicht so leichtgläubig und würdest auch nicht in deiner eigenen kleinen Welt leben, in der alles und jeder Flügelchen und ein perfektes Leben hat! Ich habe mehr leid und Kummer erlebt, als du jemals in deinem unendlichen Leben sehen wirst! Du konntest bei deiner Familie aufwachsen, während ich mich Jahre lang auf der Straße durchschlagen musste damit ich und meine Mutter überhaupt überleben konnten!", brüllte Ash aggressiver als eigentlich gewollt, woraufhin der Feenjunge zusammenzuckte und ein wenig zurück wich.

,,Du bist gar nicht auf einer Burg groß geworden?! Und deine Eltern sind auch nicht durch Feuer gestorben. Hab ich recht? Warum belügst du mich ständig?! Ich bind er letzte, vor dem du dich fürchten musst! Was genau hast du getan?! Sie haben dich verraten, aber warum?", die Fee wirkte nun wirklich verängstigt.

Schuldbewusst wandte der junge Mann seinen Blick ab und ließ sich auf einen Stuhl sinken. Miku hatte sich drohend vor Frey gestellt, um diesen im Notfall auch zu beschützen.


,,Wir hatten vor den König zu ermorden. Ich habe ihnen allen blind vertraut. Angefangen hat alles damit, dass wir alle als kleine Kinder von unseren Eltern, in meinem Fall nur von meiner Mutter, getrennt wurden und zu erbarmungslosen Kriegern ausgebildet wurden.", begann Ash schwer und stützte seine Ellbogen auf den Knien ab.

,,Bis vor fünf Jahren ging das so, dann haben wir begonnen, Fragen zu stellen. Wir hinterfragten Befehle, Aufträge und sogar die Worte der Kommandanten. Oftmals sollten wir kleine Siedlungen niederbrennen und keine überlebenden lassen. Ich habe das alles ohne nachzudenken getan. Letztendlich haben wir uns davon geschlichen und uns ein paar Dieben angeschlossen.", unsicher, was er darauf erwidern sollte, schwieg der blauschwarzhaarige erst und ließ den anderen weiter sprechen.


,,Gemeinsam mit ihnen haben wir den Stadtwachen immer wieder einige Probleme bereitet. Wir haben sie bestohlen, manchmal haben wir sie auch getötet. Es hat uns nicht gereicht. Wir wollten Rache für all das was man uns angetan hat. Also haben wir uns einen Kommandanten nach dem anderen vorgeknüpft. Es hat Jahre gedauert, bis wir sie alle hatten. Sie alle gaben dem König die Schuld. Also haben wir gewartet, geplant und gewartet. Schon da habe ich bemerkt, dass sich die anderen seltsam verhielten. Sie wirkten enttäuscht. Trotzdem haben wir uns auf den Weg gemacht, den Plan in die Tat umzusetzen. Kurz vor den Burgtoren, haben mich meine eigenen Verbündeten hinterrücks überrempelt und zum König gebracht. Sie gaben mir für alles die Schuld und ich habe den Fehler gemacht, es nicht zu leugnen. Ich bin nur da gesessen und habe ihnen allen in die Augen gesehen. Als sie mich hier her brachten habe ich anfangs gedacht, dass sie mich einfach hier aussetzen würden, aber stattdessen haben sie mich vermeintlich getötet. Sie waren wie eine Familie für mich, verstehst du. Sie waren alles was ich noch hatte. Ohne dich, wäre ich wirklich verreckt. Auch wenn das hier nicht wirklich besser ist. Ich kann weder bleiben, noch gehen. Trotzdem danke ich dir nochmal. Ich weiß, dass du es gut gemeint hast, du wusstet ja auch nicht, dass ich ein Mörder bin.", die letzten Worte, sprach der Mensch nur sehr leise aus. Es fiel ihm wirklich schwer darüber zu sprechen. Vor allem gegenüber jemanden, der das alles nicht im geringsten verstand, egal, wie klar und deutlich Ash es erklären würde.

Fey schluckte schwer.

,,Bereust du wenigstens, dass du diese ganzen Menschen getötet hast?", wollte der Junge leise wissen, doch Ash schüttelte den Kopf.

,,Nein. Viele von ihnen haben den Tod verdient. Die Frauen und Kinder, wären sowieso früher oder später verhungert. Da haben wir ihnen einen Gefallen getan, als wir sie getötet haben."

,,Du hast so viele Menschenleben ausgelöscht und hast jetzt nicht einmal Schuldgefühle?! Wie kann man nur so sein!? Ich hatte ja schon riesengroße Schuldgefühle, als ich dich dort im Gras liegen gesehen habe! Und du? Hast du denn überhaupt Gefühle?!"

,,Uns wurden jegliche Emotionen und Gefühle so gut es ging ausgetrieben! Wir sollten nichts fühlen, nichts hinterfragen. Nur Befehle ausführen!", fauchte der schwarzhaarige wütend und machte ein paar Schritte auf den kleineren zu.

Sichtlich verängstigt wich Frey zurück.

,,Soviel also zu Ich verspreche, dass sich nichts zwischen uns ändern wird!", knurrte der Mensch, eher bedrückt, als wütend.

Blüten im WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt