7. Kapitel: Reite schneller als der Wind

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Aileana schaut Aigneis erstaunt an. „Was? Wieso solltest du mir helfen?" „Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich nicht wollen, dass sie so einen groben Mann bekommt. Außerdem sollte jeder die Chance auf die wahre Liebe haben, oder?" Mit einem verschmitzten Lächeln steht sie auf und läuft aus dem Zimmer. „Leg dich schlafen, ich bereite alles vor und wenn die Männer betrunken genug sind, hol ich dich." Schnell läuft Aigeneis aus dem Zimmer und die Treppe runter. Sie kennt die Konsequenzen, die sie erwarten könnten, aber das war ihr egal. Wenn jemand wie der Laird nicht die Rechte seiner Untertanen beachtet, hatte er ihren Respekt verwirkt. Und dieses arme Mädchen braucht ihre Hilfe. Sie eilt in den Schankraum, wo sie schon freudig von den Männern erwartet wird. Schnell holt sie zwei Fässer Ale und zwei Fässer Whisky aus dem Lager. Aus der Küche holt sie ihre berühmte Baldrianessenz. Jeder, der schnell einschlafen wollte, benutze diese im Dorf. Und den Männern draußen würde sie auch gut tun. Schnell schüttet sie die Essenz in die Fässer mit Whisky und Ale und bringt sie zu den Männern, die diese sehnsuchtsvoll erwarten. Griffyth greift sich seinen Krug und füllt ihn mit so viel Ale, das es über den Rand läuft. „Männer, schon bald wird es eine neue Lady MacKay geben. Und wenn sie im Bett nur halb so wild ist wie jetzt, werde ich drei Tage mein Gemach nicht verlassen, sondern permanent in ihr sein!" Grölend stimmen die Männer im zu und jubeln, während er den Krug mit einem Zug runterstützt. „Ihr seid die besten Männer, die man haben kann. Treu und kampferprobt. Und jetzt sauft, morgen sind wir schon wieder in unserem zuhause und dann macht die Kleine endlich die Beine für mich breit!"

Aigneis verzieht das Gesicht bei den Worten ihres Laird. Wie kann er nur so respektlos von seiner zukünftigen Gemahlin sprechen? Sie würde Aileana da raushelfen. Jetzt verstand sie auch die Gerüchte darum, dass seine zweite Frau sich das Leben genommen haben soll. Wie soll eine Frau so einen Mann aushalten?
Aigneis betrachtet die Männer, die immer betrunkener wurden. Sie muss sich jetzt beeilen, da Aileana sonst keinen Vorsprung aufbauen konnte. Schnell läuft sie in die Küche und holt einen Ledersack, den sie mit Brot, gepökeltem Fleisch und ein paar Äpfeln füllt. Das sollte für die nächsten Tage reichen, zumindest solange, bis sie wieder bei ihrer Familie war. Schnell füllt sie noch zwei Trinkschläuche mit Wasser und packt ihr einige Kräuter ein, falls ihr unterwegs etwas geschehen sollte.

Aigneis eilt dann in die Kammer ihres jüngsten Sohnes. Normalerweise tragen die Männer Kilts, aber die jüngeren ziehen Hosen an. Sie schnappt sich Hose, Hemd und nach kurzem Überlegen noch eine Mütze.

Sie schaut nochmal nach den Männern, die vollgesoffen auf den Tischen hängen. Jetzt war der richtige Moment für Aileana zu fliehen. Schnell rennt Aigneis in Aileanas Zimmer und weckt sie. „Hier, zieh dir die Hose an und bind dir die Haare hoch. Ich hab dir Essen und Trinken eingepackt. Die Männer sind besoffen unten." Aileana reißt sich ihr vor Dreck strotzendes Kleid vom Körper und schlüpft in die Hose und das Hemd. Die Kleidung war ihr viel zu groß, aber sie konnte die Hose hochkrempeln. Dann nimmt sie ein Band von Aigneis und bindet ihr langes Haar so, dass sie die Mütze drüber ziehen kann.

Schnell zieht sie noch ihren schwarzen, bodenlangen Mantel an und zieht sich die Kapuze tief ins Gesicht. Aigeneis packt den Beutel mit dem Essen und scheucht sie aus dem Zimmer.

„Du musst immer Richtung Süden reiten, dann kommst du wieder zu deinem Dorf. Reite schnell und pass auf, dass dich niemand sieht. Du kannst niemanden trauen!" Aileana fällt Aigneis um den Hals. „Ich danke dir. Ohne dich müsste ich dieses Monster heiraten." „Komm gut zuhause an, Liebes. Wenn Gott es will sehen wir uns wieder. Aber jetzt rasch, du musst an den Männern vorbei." Aileana schleicht die Treppe runter und schaut nach den Männern im Schankraum. Die liegen Kreuz und Quer auf dem Boden verteilt und schnarchen vor sich hin. Aileanas Augen suchen direkt nach Griffyth, aber er liegt nicht im Zimmer. Panik ergreift sie und sie schaut Aigenis hilfesuchend an. „Schnell, in die Küche!" Aileana sprintet zur Küche und bleibt schwer atmend stehen? „Wo ist Griffyth?" „Ich weiß es nicht, ich werde nach ihm schauen. Bleib hier und mach keinen Mucks!" Aigeneis hastet nach draußen. Sie läuft in Richtung Stall und hört auf ein Mal ein lautes Stöhnen aus dem Wald. Sie läuft leise dahin und sieht eine vollbusige Frau auf allen vieren vor ihm. Ihr Mieder ist aufgeschnürt und ihre Brüste wiegen bei jedem Stoß. Aigneis kann einen Blick auf ihr Gesicht erhaschen und bemerkt den äußerst gelangweilten Blick, obwohl sie laut vor sich stöhnt. Griffyth stößt hart in sie und mit einem Aufschrei ergießt er sich in ihr. Dann steht er auf, wirft er ihr eine Münze zu und nimmt den Krug mit Ale, der neben der Dirne steht, stürzt den Rest runter und läuft schwankend in Richtung Wirtshaus. Er stürzt zu Boden und bleibt liegen. Die Dirne steht auf, nimmt die Münze und steigt über ihn drüber. Als sie Aigneis sieht lächelt sie und stopft sich ihre Brüste zurück in den Mieder: „Aye pack den ins Haus bevor er sich den Arsch abfriert. Obwohl das nicht das Schlechteste wäre. So grob wie der war." Verächtlich spuckt sie Griffyth an und läuft weg. 

Aigneis eilt zurück zu Aileana. „Komm, er schläft jetzt!" Die beiden eilen in den Stall, satteln Aileanas Pferd und Aigenis hilft ihr auf. „Danke für deine Hilfe. Das werde ich nie vergessen!" „Ich werde die Männer morgen so lange es geht aufhalten, Lassie. Und jetzt reite schneller als der Wind und pass auf dich auf!"

Aileana gibt der Stute die Sporen und reitet in den Wald.

Highlands: Schrei nach FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt