20. Kapitel: Sloan MacKenzie

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Sloan MacKenzie und seine Begleiter ergeben ein eindrucksvolles Bild. 50 Männer in ihren Kilts reiten hoch erhobenen Hauptes durch das Tor des Lagers. Sie reiten zu den Ställen und steigen gemeinsam ab. Aileana starrt die Männer bewundernd an und kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als sie die Gesichter der anderen Frauen sieht. Manche starren die Krieger mit offenen Mündern an, andere wenden ihr Gesicht ab und laufen tief rot an, wieder andere ziehen ihren Mieder noch ein Stück runter und entblößen ihren Brustansatz.

Aus dem Augenwinkel sieht sie, wie Gordan ihr einen bösen Blick zuwirft und dann böse schauend wegläuft. Was ist denn jetzt sein Problem? Nur weil sie anderen Männern hinterher schaut? Sie wurde gestern nicht von ihrem Verflossenen angeschrien und als Hurenbock bezeichnet.

Gordan stampft auf Sloan zu und verzieht finster das Gesicht. Er sollte der Einzige sein, der von Aileana angestarrt wird. Sie soll ihn anhimmeln und ihren Mieder für ihn ausziehen, sodass er sein Gesicht in ihre Brüste drücken und den süßen Duft ihrer Haut einatmen kann.
Er schüttelt seinen Kopf und verdreht innerlich die Augen. Er hat jetzt wichtigeres zu tun und muss einen Kampf organisieren, verdammt nochmal! Er läuft direkt auf Sloan zu und begrüßt ihn mit einem Handschlag: "Wie geht es dir? Hattet ihr einen guten Ritt?" Sloan nickt und grinst ihn an: "Es ist gut, dich zu sehen. Wir müssen miteinander sprechen und einiges planen." Zusammen gehen sie auf Gordans Hütte zu, als Sloan plötzlich stehen bleibt. "Aye, wer ist die da?" Grinsend schaut er auf Aileana, die am Feuer sitzt und sich mit Ronna unterhält. Er starrt sie an und leckt sich die Lippen. Gordan knurrt leise und stößt ihn leicht in Richtung seiner Hütte: "Schau sie nicht an, sie gehört mir!". Sloan fängt an, zu grinsend und läuft weiter: "Junge, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben, ist ja einiges passiert! Wer ist sie?" Gordan schüttelt leicht den Kopf und wirft ihm einen mörderischen Blick zu: "Lass gut sein. Sie ist niemand." Sloan lacht leise und geht dann schweigend hinter ihm her. Wenn ihn nicht alles täuscht, würde es bald eine Hochzeit geben. Vielleicht sogar früher, wenn er Gordan in die richtige Richtung stößt.

Aileana sieht den Männern hinterher und Tränen steigen ihr in die Augen. Wie konnte sie nur so dumm sein und denken, dass sie Gordan mehr bedeutet? Sie war niemand für ihn. Ihr Herz zieht sich zusammen und sie fühlt sich, als ob sie keine Luft mehr bekommen. Eine Träne löst sich und läuft ihr über die Wange. Schnell senkt sie den Kopf, weil sie nicht will, dass Ronna sieht, wie ihr grade das Herz gebrochen wurde. Ronna plappert fröhlich weiter und wirft den Männern bewundernde Blicke zu. Einige waren mit in Gordans Hütte gegangen, aber der Rest stand nur rum. Aileana streicht sich die Träne weg und atmet tief durch. Sie war selber Schuld, dass Gordan nichts von ihr wollte. Sie war quasi verwitwet, war von seinem Cousin entführt und fast geschändet worden und hat ihm bis jetzt nur Ärger bereitet. Kein Wunder hat er kein Interesse an ihr.
Aber sie muss einen Ausweg finden. Sie kann nicht ihr ganzes Leben unverheiratet bleiben und am Ende als die ewige Jungfer sterben, die von ihren Brüdern auf deren Hof nur geduldet wird. Die Männer, die heute angekommen sind, kennen ihre Geschichte nicht. Vielleicht wird sich einer von ihnen erbarmen und sie zur Frau nehmen. Sie hatte schon bei Callum nicht die Hoffnung auf die große Liebe und jetzt bei Gordan auch nicht. Damit muss sie sich abfinden.

Gordan schaut sich in dem Raum um. Er hat seine Männer um sich versammlt, die, denen er am meisten vertraut. Craig, obwohl er manchmal kindisch und unreif war, war er ein großer Krieger. Iain, der der beste Stratege von ihnen war. Greg, der immer vernünftig und nie hitzköpfig war. Und dann noch Acair, der sein Alter durch seine Erfahrung wettmacht.

Sloan hat drei Männer mitgebracht, die zu seinen engsten Vertrauten gehören. Zwei von ihnen kennt Gordan, aber der kleinste und zierlichste von ihnen steht ein Stück von ihm weg. Er hat eine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und noch keinen Ton gesprochen.
Die Männer betrachten sich gegenseitig und wägen die Stärken des jeweils anderen ab. Aber sie waren jetzt eine Gruppe und sie müssen den gemeinsamen Feind besiegen. Griffyth darf nicht länger wüten und willkürlich Menschen töten. Ab heute würde sich die Geschichte der MacKays wenden.

Aileana sitzt immer noch am Feuer und hilft Ronna, Rüben zu schälen. Ein paar Frauen haben sich zu ihnen gesellt und tauschen den neusten Klatsch aus. Erst hört Aileana nicht richtig zu und hängt ihren eigenen Gedanken nach, aber als der Name Isla fällt, wird sie aufmerksam. Eine der älteren Frauen verzieht das Gesicht und grinst dann böse: "Das kleine Flittchen dachte halt echt, sie sei was besseres als wir. Aber Aye, ich sage euch, die war immer nur das Betthässchen für Gordan, er hat gleich gewusst, dass die Alte einen an der Klatsche hat. Und sowas will unsere Lady werden." Die anderen Frauen stimmen ihr murmelnd zu und Ronna erhebt die Stimme: "Wie die sich anstellt. Liegt den ganzen Tag im Bett und bewegt sich nicht, weil sie "Kopfschmerzen" hat. Der gehört gehörig der Kopf gewaschen!" Aileana betrachtet die Frauen und fängt an zu lächeln. Das erinnert sie an die Arbeit bei ihr zuhause, wenn sie zusammen mit den Frauen gearbeitet hat und man die neusten Informationen ausgetauscht hat. Und am Ende des Tages wusste man, dass heute was für die Gemeinschaft getan hat. Das war es, was sie immer am glücklichsten gemacht hat. Zu wissen, dass auch nach dem Tod ihrer Mutter, Menschen für sie und ihre Geschwister da waren.

Isla bewegt sich lautlos zu der Hütte von Gordan. Wenn sie ihn nicht haben konnte, sollte niemand ihn haben. Besser, er wäre Tod, als dass irgendeine Schlampe ihren Platz einnimmt. Sie war von hinten an die Hütte herangerobbt, sodass sie niemand gesehen hat. Diese Huren auf dem Dorfplatz werden noch sehen, was sie davon haben, dass sie über sie lästern. Sie hatte alles gehört und jeder würde für das Unrecht, dass ihr Gordan angetan hat, bezahlen- vor allem diese Schlampe Aileana. Sie hat ihren Mann gar nicht verdient und würde bluten müssen. Dafür würde sie sorgen und sie wusste auch schon wie.
Die Fensterläden von Gordans Hütte waren geöffnet und sie setzt sich direkt darunter. Sie verstand jedes Wort, dass in der Hütte gesprochen wurde.

Highlands: Schrei nach FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt