26. Kapitel: Zehn kluge Jungfrauen

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Griffyth liegt auf seinem Bett und ruht sich aus. Seine Gedanken schweifen zu Isla und ihrem Verhalten. Sie schmeißt sich an seinen Hals und gibt ihm alles, was er will. Sie hat keinen Stil, aber ist dafür leicht zu haben. Es macht ihm Spaß mit ihr zu spielen, mehr, als mit den ganzen anderen Weibern. Bei ihr hat er die Macht, sie gehorcht ihm. Immer. Sie war so anders, so anders als Aileana. Aileana, dieses sture, starke Mädchen. Wieso muss sie sich ihm widersetzen? Eigentlich sollte sie jetzt neben ihm liegen, sich ihm ergeben, sich ihm hingeben, ihn lieben. Vor seinen Augen erscheint Aileanas Gesicht, dass sich langsam in Fionas verwandelt. Ihre sanften Augen, der geschwungene Mund, selbst ihre süße Nasenspitze. Alles an ihr war perfekt. Ihre Stimme- allein der Klang ihrer Stimme gibt ihm eine Gänsehaut. 

Ein leises Klopfen zerstört das Bild von Fiona und er schreit wütend auf. "Wer wagt es, mich zu stören?" Isla öffnet die Tür und kommt unterwürfig auf ihn zu. Vor ihm kniet sie sich hin und neigt den Kopf: "Entschuldigt meine Störung, mein großer Herr. Aber die Truppen warten auf eure Befehle. Ich bitte euch, mit mir zu kommen!" Griffyth steht wütend auf gibt ihr einen harten Stoß, sodass sie nach hinten fällt. Sie schlägt hart auf und jammert leise: "Halt's Maul!" Er richtet sein Kilt und stürmt aus seinem Raum. 


Gordan versammelt seine Männer um sich und erklärt allen den Plan. Sie mussten ihn auswendig kennen, damit nichts schief geht. Seine ganze Hoffnung ruht auf Fionola, sie ist die einzige, die sie jetzt noch retten kann. Denn den Überraschungsangriff konnten sie ja, dank Isla dieser Verräterin, vergessen. Aber mit einem Mädchen werden sie wohl kaum rechnen. Fionola hat sich schon umgezogen und trägt ein schlichtes Kleid. Unter ihren Rock hat sie zwei lange Messer und in ihrem Ausschnitt eine Phiole mit Gift. In der Frauenkleidung und dem gewaschenen Gesicht sieht sie ganz hübsch aus, zumindest wie eine Frau.n.

Fionola zupft missmutig an ihrem Kleid. War ja klar, dass sie am Ende das Opfer sein darf, dass sich in einem Kleid lächerlich machen muss. Keiner der anderen Männer musste sich so anziehen. Nein sie, dass dumme Mädchen, darf in einem Kleid rumhüpfen. Und die ganzen Männer starren sie an, haben die nichts anderes zu glotzen. Die kleine Phiole mit Gift schlägt gegen ihre Brüste und bringt ihre Gedanken auf den bevorstehenden Angriff. Der Plan war so simpel wie genial- natürlich hatte sie ihn eingebracht. Genervt seufzt sie auf und richtet ihren Mieder. Ihr Blick fällt auf Greg, der sie verhalten anschaut. Schnell wendet er den Blick ab und schaut auf den Boden. Wieso glotzt er sie so an? Hat sie was im Gesicht? Schnell wischt sie sich über die Stirn und zupft wieder an sich rum. Oh Gott, scheiß drauf. Sie zieht das jetzt durch und wird dann wieder in ihre geliebte Hose schlüpfen. Dann fühlt sie sich wenigstens nicht so nackt. Sloan ruft sie zu sich und streicht ihr sanft über ihr Haar: "Pass auf die auf Lassie. Du bist das tapferste Mädchen das ich kenne!" Er bringt sie zum Pferd und hilft ihr in den Damensattel. "So ein Scheiß, wieso kann ich nicht so reiten wie jeder normale Mensch auch." Sloan fängt an zu lachen und drückt ihr Bein: "Du solltest aufhören zu fluchen, sonst kauft dir keiner das arme, verängstigte Mädchen ab!" Sie tritt nach ihm und gibt Gordan ein Zeichen: "Ich bin dann mal weg. Man sieht sich und lasst mich heute Abend nicht zu lange warten!"

Aileana läuft durch das Lager und schaut nach dem rechten. Die Männer hatten die Wachen verstärkt und die Mauer wurde rund um die Uhr bewacht. Die Frauen versuchen, so gut es geht, den Alltag aufrecht zu erhalten. Aber das war gar nicht so einfach, denn die Zeit verging langsamer als sonst. Jede Minute fühlt sich an wie 5, jede Stunde wie ein Tag, denn die Gedanken sind die ganze Zeit bei ihren Kriegern. Wo sind sie, leben sie noch, geht alles so, wie es geplant war? Eine ständige Bedrohung schwebt über ihnen und die Stimmung ist gedrückt. Aileana lächelt den Kindern zu und ihre Gedanken streifen ab zu Gordan. Wo er wohl grade ist? Ob er an sie denkt? Ob er sie vermisst? Er muss wieder kommen, sie ist nicht bereit, ihn jetzt schon wieder herzugeben. Sie kann nicht schon wieder jemanden verlieren. Ihr Vater kommt auf sie zu und reicht ihr einen Becher mit Wasser. "Trink Aila und dann setz dich! Du geisterst schon den ganzen Tag umher und versuchst alle aufzumuntern. Nimm dich ein wenig zurück, dann geht es dir besser." Dankbar lächelt sie ihn an und lässt sich bei der Feuerstelle nieder. Einige Kinder kommen angerannt und setzen sich zu ihr. "Kannst du uns eine Geschichte erzählen? Bitte!" "Soll ich euch meine liebste Geschichte aus der heiligen Schrift erzählen?" "Ja bitte."
"Und Jesus sprach: Das Himmelreich ist wie zehn kluge Jungfrauen. Der Bräutigam soll kommen und sie warten auf ihn. Weil sie klug waren, hatten sie Öl für ihre Lampen dabei. Da waren noch zehn dumme Jungfrauen, sie hatten kein Öl dabei. Sie warteten schon ganz lange, aber der Bräutigam kam einfach nicht. Irgendwann fing die Lichter an zu flackern und die Klugen gaben mehr Öl in ihre Lampen. Die Dummen wollten etwas davon haben, aber es gab nicht genügend Öl für alle. Die dummen Jungfrauen mussten nach Hause gehen und neues holen. Während sie weg waren, kam der Bräutigam und brachte die Klugen zum Hochzeitsfest. Die Tür wurde aber verschlossen und die Dummen kamen nicht mehr rein.

Wisst ihr, was das bedeutet?"

Die Frauen haben sich um sie versammelt und lauschen mit den Kindern. Lächelnd betrachten sie die glänzenden Augen der Kinder und zum ersten Mal seit der Abreise der Männer senkt sich Ruhe und Stille über das Lager. Eins der Kinder streckt vorwitzig die Hand in die Luft und springt auf: "Das wir immer Öl dabei haben sollen?" Die Erwachsenen lachen auf und das Kind setzt sich mit rotem Gesicht wieder hin. Aileana lächelt nachsichtig und schaut nach den anderen: "Hat jemand anderes noch eine Idee?" Eines der Mädchen lächelt und antwortet dann: "Wir sollen warten und vorbereitet sein." Aileana nickt dem Mädchen zu: "Ja genau. Wir müssen bereit sein und warten. Aber jetzt haben wir genug geredet- also hopp, hopp wir müssen weiter machen. In ein paar Tagen kommen die Männer wieder und wir wollen ihnen doch ein schönes Fest bereiten!" 

Acair setzt sich neben seine Tochter und nimmt sie in den Arm: "Du bist eine richtige Lady"

Highlands: Schrei nach FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt