Kapitel 2: Verhängnisvolle Ablehnung

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Zu viert eilen sie zum Haus. Eine gespannte Stille liegt über ihnen, denn sie wissen nicht, was sie erwarten wird, wenn sie am Haus ankommen. Von weitem sehen sie, dass es zehn Männer sind, die auf dem Platz rumlungern. Ihre Pferde haben sie bei der Tränke angebunden und Aileana kommt nicht umhin, die Pferde zu bewundern. So schlecht Griffyth mir seinen Untergebenen umgeht, so gut war er zu seinen Tieren.

Auf einmal atmet Aileana erschrocken auf. John und Dougal rennen über den Hof und bemerken zu spät die fremden Männer die dastehen und sich umschauen. Dafür das sie erst zehn Jahre alt waren, bemerken sie schnell das was nicht stimmt. Bevor die beiden abhauen können, schnappen sich zwei Männer die beiden Jungs und bringen sie zu Griffyth. Aileana kann nicht hören was er zu ihnen sagt, aber sie sieht, wie er Dougal packt und anfängt, ihn zu schütteln, und dann die Hand hebt, um ihn zu Ohrfeigen. Kurz bevor er zuschlägt bemerkt einer der Männer sie und gibt seinem Laird ein Zeichen. Der lässt den Jungen los und stößt ihn zu Boden. Dougal rennt zu John und zusammen verdrücken sie sich in eine Ecke und versuchen unsichtbar zu werden.

Mit einem arroganten Lächeln dreht sich Griffyth zu Aileana um und läuft ihr mit geöffneten Armen entgegen. Als er bei ihr ist lächelt er mit einem süffisanten Lächeln auf sie runter und meint „Aileana, meine Liebe, wie schön dich zu sehen. Ich wünschte die Umstände wären erfreulicher." Aileana versucht zu lächeln und sinkt in einen tiefen Knicks: „Ich weiß leider nicht was Ihr meint, mein Laird. Dennoch bin ich erfreut über euren Besuch." Ihre Stimme zittert und sie weiß, dass ihre Notlüge nicht sehr überzeugend klingt. Griffyth stößt ein höhnisches, hohles Lachen aus und packt sie am Arm und zieht sie zu sich. Leise zischt er ihr ins Ohr: „Lüg mich nicht an du kleine Schlampe, haben wir uns verstanden?" Bevor Aileana etwas erwidern kann, löst ihr Vater Griffyths Griff und sagt mit schneidender Stimme „Ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr eure Finger von meiner Tochter lassen würdet!" Griffyth sieht den Mann erstaunt an. Keiner seiner Untertanen hat sich jemals getraut so mit ihm zu sprechen, geschweigen denn ihn zu berühren. Griffyth sieht Acair, der seiner Tochter schützend einen Arm um die Schulter gelegt hat, an und lächelt dann kalt: „Natürlich. Aber vielleicht sollten wir dieses Gespräch auf nach drinnen verlegen? Ich denke, wir haben einiges zu besprechen." Acair sieht ihn hart an: „Ich wüsste nicht, was. Und alles was ihr uns zu sagen habt, könnt ihr auch hier sagen!". Noch nie hatte es jemand gewagt, so mit Griffyth zu sprechen. Schon als kleiner Junge hatten immer alle das getan, was er von ihnen verlangt hatte, schließlich war er der einzige Sohn seines Vaters und somit der einzig mögliche Erbe.

Das ganze würde anstrengender werden als er erwartet hatte. Griffyth zwingt sich zur Ruhe, den alten Mann konnte er schlecht bestrafen wenn er seine Tochter für sich gewinnen wollte. „Nun ja, dann besprechen wir es halt hier. Ich bin hier, um deine Tochter mitzunehmen. Ich will zu meiner Frau nehmen und sie zur Herrin über Borve Castle machen." Mit einem siegessicheren Lächeln schaut er Acair und seine Tochter an. Aileana macht hilflos den Mund auf und wieder zu. Was zur Hölle sollte sie darauf antworten?

Callum tritt hervor, da er sich die ganze Zeit im Hintergrund gehalten hatte. „Es tut mir sehr leid das sagen zu müssen, mein Laird, aber das geht leider nicht. Ähm Aileana und ich sind verlobt und wir ähm werden bald heiraten...". Unter dem vernichtenden Blick Griffthys wird Callum immer leiser und verstummt dann ganz. Er windet sich unter diesem Blick und weiß nicht, was er noch sagen soll. Auf einmal fängt Griffyth an zu lachen und ruft zu seinen Männern: „Seht ihr diesen mutigen Burschen? Noch keine drei Haare am Sack aber denkt er kann sich mit mir anlegen." Seine Männer stimmen mit ein und Callum verzieht das Gesicht. Niemand redet so mit einem freien Schotten! Er will schon was sagen, aber Aileana legt ihm die Hand auf den Arm. Als die Männer wieder leise sind, lächelt sie Griffyth an und sagt dann: „Ich danke euch für euer großzügiges Angebot, aber ich muss es leider ablehnen. Ich bin schon verlobt und hab kein Interesse daran, Lady MacKay zu werden. Entschuldigt, dass ihr diesen weiten Weg angetreten habt und ich euch unverrichteter Dinge heimschicken muss, aber so ist es nun mal." Griffyth sieht sie ungläubig an. Sie würden diesen dummen Bauernjungen ihm vorziehen? Er mustert Callum genauer. Er ist schmal gebaut, aber sehnig von der vielen Feldarbeit und ungefähr 6 Fuß hoch. Er ist eindeutig kein Krieger und Griffyth würde es leicht mit ihm aufnehmen können.

Mit einem kalten Lächeln sieht er Aileana an. „Meine Liebe, ich denke du hast da was falsch verstanden. Ich hab dich nicht gefragt, sondern dir mitgeteilt, dass du meine Frau wirst." Aileana schnappt nach Luft. Das konnte er nicht machen! Aber als sie den Ausdruck in seinen Augen sieht, wird ihr bewusst, dass sie keine Chance hatte. Sie würde diesen widerlichen Mann heiraten müssen. Callum schreit Griffyth entsetzt an: „ Das könnt ihr nicht machen! Sie darf selbst entscheiden wenn sie heiraten will!" Griffyth mustert ihn: „Und wer soll mich abhalten? Ihr Vater? Pah der ist alt und wird kaum eine Chance haben. Oder etwa du?" Er bricht in schallendes Gelächter aus. Acair steht daneben und weiß nicht, was er machen soll. Natürlich würde er um Aileana kämpfen, aber jemand muss sich um ihre Geschwister kümmern und wenn er stirbt, was er sicher geschehen würde, wer würde sich um die Kinder kümmern? Aileana schaut ihren Vater verzweifelt an, er würde doch nicht zulassen, dass sie mit diesem Ungeheuer mit muss? Aileana ist den Tränen nahe. Callum schaut von Aileana zu Acair und dann zu Griffyth. Dann sagt er leise: „Nur über meine Leiche." Griffyth nimmt ihn ins Visier: „Was war das?"- „Nur über meine Leiche wird ein Widerling wie Ihr Aileana zur Frau bekommen!" - „Das kannst du haben, Bürschchen!" Aileana keucht auf: „Nein, bitte nicht!" Aber Callum wischt ihren Einwand mit einer Handbewegung weg: „Halt dich da raus, das ist eine Sache zwischen uns beiden!"

Highlands: Schrei nach FreiheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt