Maybe more than friends| Jikook

Chaos

„Bitte leg nicht gleich wieder auf" hörte ich Jimins schnelle Stimme.
„Ich befürchte, dass du mich schon jetzt nicht mehr hörst. Aber wenn doch, dann geb mir bitte nur kurz Zeit. Ich rufe extra aus einer Telefonzelle an, damit du mir vielleicht doch zuhörst und du wirst es nicht bereuen mich anzuhören. Versprochen."
Jimin klang irgendwie verzweifelt und ich entschied mich doch tatsächlich ihm zu zuhören. Ich hab ja nichts zu verlieren. Also legte ich mich auf mein Bett, während mir Jimins Stimme, wie schon so oft, ins Ohr tönte.
„Also ich wollte mich für mein Verhalten von heute und von neulich und von da davor entschuldigen. Ich weis es ist nicht mein Recht zurück zu dir zu kommen und davon auszugehen, dass du mir sofort verzeihst, doch das hab ich irgendwie davor immer gedacht. Und das war dumm von mir. Ich dachte wenn ich dich wieder sehe und dir alles erkläre, könnten wir wieder so sein wie davor. Ich hab aber nicht mal daran gedacht, dass du in der Zwischenzeit mit einem Anderen... naja das du einen neuen Freund hast. Ich hab mich so scheiße verhalten, weil ich damit wirklich nicht gerechnet habe und irgendwie ist bei mir etwas kaputt gegangen als ich dich in seiner Wohnung... so unbekleidet gesehen habe. Aber ich darf dich und ihn deswegen nicht so behandeln und ich habe es trotzdem getan, deswegen tut es mir leid. Es ist nur..."
Auf einmal hörte die Nachricht auf, doch wenige Sekunden später öffnete sich die nächste und ich hörte Jimin erneut zu.
„Ich hab wohl zu lange geredet, obwohl ich noch nicht mal gesagt habe, was ich eigentlich wollte. Also... ich wollte sagen, dass es mich für dich freut. Es freut mich für dich, dass du jemanden gefunden hast, der für dich so da sein kann wie du es verdienst. Ich konnte das ja nicht. Ich hoffe ihr werdet glücklich miteinander, so wie ich es mir immer für uns gewünscht habe."
Da liegst du sowas von falsch Jimin.
Er hörte auf einmal auf zu reden und zog sich die Nase hoch. Seine Stimme klang schon die ganze Zeit so brüchig, doch ich merkte erst jetzt dass er weinte.
„Ich will nur noch dass du weist, dass es mir leid tut dass ich dich enttäuscht habe. Das wollte ich nie. Du wirst mir wahrscheinlich nicht glauben, aber für mich bist du immer noch der Einzige. Das ich dir begegnet bin hat mein Leben, meine Ziele und meine Träume verändert. Jungkook, das schlimmste ist, ich kann tun und sagen was auch immer ich will, aber trotzdem kannst du nicht in mich reinblicken. Du kannst nie erfahren wie meine wahren Gefühle für dich aussehen und du wirst denken ich lüge dich nur an. Ich kann dir nicht beweisen wie ich fühle. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie..."
Wieder brach die Nachricht ab und es dauerte etwas bis die nächst abspielte.
„Schon wieder abgebrochen. War wahrscheinlich auch besser so. Hörst du überhaupt noch zu?"
Ich nickte, auch wenn er es nicht mitbekam.
„Sorry, dass ich dich hier so belästige. Ich weis auch gar nicht mehr was ich noch sagen will. Es ist zu viel, also nur noch eine Sache: Du willst dich ja nicht mit mir unterhalten, ich weis, aber du und ich wir wissen beide, dass wir uns wieder begegnen werden. Wir haben die gleichen Freunde. Und die gleiche Bushaltestelle. Also wollte ich dich fragen, ob wir vielleicht einfach so tun könnten als wären wir zumindest noch Freunde? Ich wäre wirklich gerne dein Freund... also ich wäre wirklich gerne mit dir befreundet, so meinte ich das. Wenn du das nicht willst, ist es auch okay... irgendwie.
Du kannst mich ja dann auf KakaoTalk entblocken, wenn du willst. Ich hab das schon getan. Ja das wars eigentlich... Ach ja, wenn du nochmal Hilfe brauchst um deine Schwimmnoten zu verbessern, dann melde dich. Ich hab zwar viel zu tun, wegen der Meisterschaft und so, aber... für dich finde ich schon Zeit. Ja. Also... viel... viel ähm Glück mit deinem neuen Freund. Ihr seht wirklich gut zusammen aus."
Dann hörte Jimin auf zu reden und ich wollte schon weg klicken, als ich sah, dass sie noch ein paar Sekunden dauern würde.
„Nur Bitte..." brach Jimins Stimme ein letztes Mal die Stille „vergiss mich nicht. Vergesse uns nicht und alles was wir zusammen erlebt haben. Ohne dich fehlt mir etwas. Ohne dich fühle ich mich leer."
Ich drückte das Handy weiterhin an mein Ohr, obwohl ich nur ein nervendes Piepen vernahm. Ich hatte die Hoffnung, dass er nochmal etwas sagen würde, doch die Computerstimme nahm mir diese und trieb mich so zum auflegen. Mein Arm klappte mit samt dem Handy über den Bettrand und lies es dabei mit einem Poltern auf den Boden fallen. Ich wagte es nicht zu atmen, da ich sonst meinen nun versteinerten Körper wecken könnte. Ich blickte nur an die Decke und fühlte mich leer. Genauso leer wie es Jimin von sich behauptet hatte. Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann ihm doch nicht einfach so alles glauben, auch wenn er sich nach dem Jimin anhörte, den ich mal liebte.
Der Gedanke an den alten Jimin, brachte wieder leben in meinen Körper. Ich spürte mein Herz wieder wie verrückt gegen meine Brust schlagen und gleichzeitig konnte ich es in meinem Ohr hören. Meine Lippen, die ich ableckte schmeckten salzig.
Ich war wütend auf mich selbst und ich wusste nicht mal auf welchen Teil von mir. Der Teil, der mich zurückhielt mit Jimin zu reden oder der Teil, der Jimin vergeben wollte, egal was er mir für Gründe seines Verschwindens erzählen würde.
Warum ist er jetzt auch auf einmal so nett? Wäre er weiterhin ein Arsch geblieben, könnte ich ihn leichter ignorieren. Doch nein, er musste doch tatsächlich einem Nachricht auf mein Handy quatschen, in der er sich für mich freut einen Neuen gefunden zu haben. Er hätte sagen sollen dass ich der dümmste Mensch auf der Welt bin, da ich mit Seojoon zusammen bin und dass er nicht aufhören wird mich zu nerven, bis ich ihm endlich zuhöre. Aber nein, er leert mit sein Herz aus und das schlimmste ist, ich habe tatsächlich Mitleid mit ihm. So weit darf es doch nicht kommen. Es hat sich nur alles so echt angehört. Besonders das Ende.
Ich soll ihn nicht vergessen. Wie sollte ich ihn denn auch je vergessen? Ich habe es ja versucht, aber er wird immer ein Teil von mir bleiben, egal wie sehr ich ihn hasse.