20 - Von wahrer Freundschaft und schlüpfrigen SMS

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Kapitel 20

Die Minuten kriechen, es fühlt sich beinahe an, als würde die Zeit stehen. Tam und ich sitzen im Warteraum des Präsidiums und warten. Seit gefühlten Stunden warten wir. Es scheint, als sei alles und jeder wichtiger als Tam. Ungeduldig blicke ich immer wieder in den Gang und schaue nach irgendeinem Zuständigen für uns. Tam ist mittlerweile ganz ruhig neben mir geworden. Ihr Atem geht regelmäßig, während ihr Kopf auf meiner Schulter ruht.

„Tam.. ich muss eines wissen, hat er dich..?“, stelle ich die Frage in die Stille des Raumes.

 „Nein, fast. Als er gemerkt hat, wie wenig ich wollte, hat er mich geohrfeigt und ist gegangen. Ich war schon nackt.“, kommt es mit etwas festerer, aber dennoch leiser Stimme von ihr. Ein riesengroßer Stein fällt mir vom Herzen. Das, das wäre einfach unfassbar gewesen. Schlimm genug, dass dieser widerliche Mistkerl MEINE beste Freundin gedrängt und geohrfeigt hat! Hätte ich Tam vielleicht schon früher von meinen Bedenken erzählen sollen? Hätte ich was verhindern können? Ich bekomme nicht die Chance, den Gedanken weiterzuführen, weil endlich ein Polizist zu uns kommt und wir in ein Sprechzimmer gerufen werden.

Als er fragt, was geschehen ist, möchte ich schon anfangen zu berichten, als ich von Tam zurückgehalten werde. Sanft packt sie mich an der Schulter und schüttelt den Kopf.

„Nein, lass. Ich packe das schon.“, sagt sie leise und wendet sich mit fester Stimme an den Beamten. Wow! Meine starke Tam! Sie hat vor ein paar Stunden so etwas erlebt, und hat sich so schnell gefasst! Jedenfalls jetzt gerade, ich kenne sie, sie wird noch Phasen haben, in denen sie darüber nachdenken wird und ganz bestimmt auch noch die eine oder andere Träne vergießen wird, aber sie wird es packen. Der sanfte Hauch von Erleichterung durchflutet mich. Während Tam berichtet, werden ihre Augen glasig, doch sie bleibt stark. Der Beamte nimmt alles aufmerskam zu Kenntnis und notiert sich alles Wichtige.

„Was für einen Wagen fährt er, sagten sie? Wissen sie das Kennzeichen?“, fragt der Polizist wenig später, da Tam Alec's genauen Nachnamen nicht kennt.

„Einen dunkelblauen Audi, ich glaube das Kennzeichen ist irgendwas mit AG und 315 oder sowas, ich weiß es nicht so genau.“, murmelt sie.

„Ah, hier haben wir ihn! Dieser Mann ist bereits in unserer Kartei. Er ist vorbestraft wegen sexueller Nötigung und Autodiebstahl!“ Hatte dieser Dreckskerl also schon vorher Dreck am stecken gehabt! Elender Hund! Ich werfe einen Blick zu Tam. Sie sitzt mit geschocktem Gesichtsausdruck da und flüstert:“Er … er war schon zu anderen Frauen so? Oh Gott, auf wen hab ich mich da eingelassen?“ Sanft streiche ich ihr üben den Rücken und die Schulter.

„Du konntest das doch nicht ahnen! Es ist jetzt alles vorbei!“, rede ich ihr zu. Der Beamte tippt unterdessen die ganze Zeit auf der Tastatur seines Computers rum. Als es an der Tür klopft, drehen wir überrascht unsere Köpfe und der Beamte hebt seinen Blick.

„Ja?“, ruft er. Die Tür wird geöffnet und ein weiterer Beamter kommt herein.
„Hier ist ein Pärchen, was zu euch will. Ich konnte sie nicht aufhalten.“, sagt er und hinter ihm erblicke ich Linn und Jay. Ungeduldig drücken sie sich an dem Beamten vorbei und eilen auf Tam zu. Heftig und intensiv wird sie von beiden gedrückt und getröstet.

„Wir sind so schnell gekommen, wie es nur ging!“, meint Linn außer Atem.

„Geht es dir gut?“, hakt Jay nach. Tam lacht leise auf.

„Ja, mir geht es schon viel besser.“, murmelt sie und ein Lächeln huscht auf ihre Lippen. Wie heißt es so schön:'Wahre Freunde erkennt man erst in Not.' Und Tam sieht grade verdammt glücklich aus, dass wir alle bei ihr sind. Wir würden sie nie im Stich lassen, und das spürt sie jetzt gerade mehr als je zuvor. Jetzt wo die Beiden da sind, kann ich endlich auf Toilette. Meine Blase droht schon seitdem ich zu ihr gefahren bin, zu platzen, aber ich wollte sie einfach nicht alleine lassen. Leise wende ich mich an Jay:„Du, ich geh mal schnell aufs Klo, ja?“

Dich wollte ich auch damals schon. PAUSIERT / VORERST FERTIGGESTELLT Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt