3 - Von älteren Frauen und nicht mehr schmackhaften Bagels

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Kapitel 3

„Noch eine Erdbeere gefällig?“, fragt Jaden in die Runde. Gemeinsam mit Tamie sitzen wir im Schlosspark und picknicken bei Sonnenschein.

„Ja!“, kommt es von Tamie und mir wie aus einem Mund. Genüsslich naschen Tam und ich unsere Erdbeeren.

„Sagmal, ich hab jetzt schon echt darüber nachgedacht, ob ich dich nicht einfach mit zu dem Jubiläum, begleiten soll? Das wäre echt geil. Was meinst du?“, sagt Jaden und blickt mich erwartungsvoll an.

„Klar, kannst du machen, wieso auch nicht.“, antworte ich ihm und grinse. Na wenigstens etwas Spaß war mir also für den Abend garantiert, wenn die Beiden dabei sind. Übermorgen ist es schon soweit und so langsam werde ich sogar fast schon sowas wie aufgeregt. Vielleicht kann da auch mal endlich Tam's Plan aufgehen, dass ich dort endlich einmal wieder einen Kerl abkriege. Aber – moment – wenn Jaden meine Begleitung ist, dann guckt mich doch keiner da mit dem Allerwertesten an, weil sie mich für vergeben halten.

„Jaden, aber wag' es bloß nicht, zu versuchen mit mir einen auf 'serious couple' zu machen, sonst schaut mich ja kein Typ mehr an an dem Tag!“, belehre ich ihn.

„Aye, aye Captain!“, sagt Jaden und salutiert. Dieser Quatschkopf!

„Ach, und zieh' dich bitte halbwegs vernünftig an!“, tönt es von Tam.

„Wie sie wünschen, Ladies.“, stimmt er uns zu.

„Du bist unmöglich!“, lachen Tam und ich.Wenig später sitzen wir drei bei Jaden Zuhause auf der Couch und schütteln uns vor Lachen. Wenn wir drei Eines Lieben, dann ist es zu Lachen, besonders durch Komödien. „Ritter der Kokosnuss“ ist so ein dämlicher Film, aber ich glaube, genau das macht ihn für uns so lustig. Zum Glück haben wir da denselben Humor. In einem kurzen Moment der Ruhe, realisiere ich nochmals, was für tolle Freunde ich doch habe und wie gut sie mir tun. Ich habe Tam, die mich nun seit mittlerweile 15 Jahren kennt und mit mir schon so manches durchgestanden hat. Sei es unsere gemeinsame Emo- und anschliessende Metallerphase oder der erste Liebeskummer oder der ganz normale Schulalttag. Ich bin ihr unendlich dankbar. Jaden und ich verstehen uns trotz des „Vorfalls“ trotzdem wieder hervorragend, welche Freundschaft kann das nach SOWAS noch von sich behaupten? Ich muss mich in deren Anwesenheit einfach null verstellen und das tut mir unendlich gut. Genau das muss ich mal jetzt loswerden.

„Leute?“ „Ja?“ „Ich bin verdammt froh euch zu haben!“,gestehe ich also und ernte eine Gruppenumarmung. „Ach, ich denke das sind wir doch mindestens genauso, oder Jay?“, sagt Tam.

„Na logo, Ladies! Ach was sind wir grade kitschig, ist ja unfassbar. Solche Liebesgeständnisse“, säuselt er gespielt theatralisch und hält sich die Hände ans Herz.

„Idiot“, murmeln wir nur und verdrehen die Augen.

„Hey, dafür liebt ihr mich doch!“, wirft Jaden ein.

„Ja ja ja, na klar!“, antworte ich nur.

Als ich abends aus der Dusche steige und mich im Spiegel betrachte, wird mir mulmig zumute. Meine Schenkel viel zu fett, meine Brüste zu klein, meine Augen ebenso, meine Oberarme vom Handball spielen in meiner Jugend viel zu breit. Gott, fühle ich mich unwohl. Meine blonden Haare machen auch nie das, was ich will und sind viel zu voluminös und krauselig, wie ich finde. Das einzig Schöne an mir sind meine Lippen. Meine Mama sagt immer schmunzelnd:“Kind du hast ja wirklich viel von deinem Vater vererbt, aber die Herzlippen hast du wohl von mir.“ Neben Tam komme ich mir immer so unattraktiv vor, sie ist einen Kopf kleiner als ich und hat dunkle, kurze Haare und dunkle Haut, da sie Halb-Brasilianerin ist. Daher kommt auch unweigerlich ihr Temperament und ihre Euphorie. Tam ist schlank und zierlich und hat eine tolle Oberweite, was sie jedoch nicht so sieht. Irgendwie ist man aber auch nie mit sich selbst zufrieden oder? Seufzend fange ich an meine Haare zu bürsten und zu föhnen. Und als hätte ich es nicht vorhergesehen, machen meine Haare natürlich mal wieder nicht das, was ich will. Mein Pony liegt absolut scheiße und meine Haare sind jetzt, nach dem Föhnen, weder glatt noch lockig. Grrrr. Frustiert verlasse ich schnell das Bad und kuschel mich ins Bett.

Dich wollte ich auch damals schon. PAUSIERT / VORERST FERTIGGESTELLT Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt