2: Spongebob meets Olaf

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✈️ New York

Frieden auf Erden – hoffentlich wird es keinen Zaun mehr geben, von dem man einen Streit brechen kann.

(Heinz Erhardt)

LEXY

Mein Herz schlug mir bis zum Halse, ich verfluchte mich durchgehend selbst und wäre am liebsten im Erdboden versunken. Blamiert bis auf die Knochen hatte ich mich und das auch noch vor meiner sogenannten Familie. Oder viel mehr dem kläglichen Rest, den ich von diesem seltsamen Konstrukt noch hatte. Reintheoretisch gab es da noch eine Großtante in Manchester, von der ich jedoch seit Ewigkeiten nichts mehr gehört hatte. Dort aufzulaufen und um Asyl zu betteln, war also keine Option.
Panisch hatte ich meine Jacke gegriffen, war einfach aus dem Penthouse gestürmt, wie eine dieser hysterischen Hollywood-Schnulzen - Weiber und hatte erst im Fahrstuhl wieder bewusst ein- und ausgeatmet.

"Verdammte Scheiße!" Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Wand und bereute es keine Sekunde später. Schmerzen durchzogen meine Finger und angenehm war eindeutig etwas Anderes.

So langsam aber sicher kotzte mich diese beschissene Talfahrt unfassbar an. Egal, was ich anfasste, es verwandelte sich in absolute Scheiße.

Wütend, enttäuscht, traurig - wie auch immer ich diesen Cocktail an hässlichen Gefühlen definieren sollte, stand ich also da, lehnte gegen die kalte, eiserne Wand und wusste gar nichts mehr. Nicht wo ich hin sollte, nicht, was ich tun sollte, nicht einmal mit wem ich sprechen könnte. Der Blick durch meine Kontaktliste war zwecklos.

Die Türen öffneten sich im Erdgeschoss, doch ich blieb eine Weile stehen. Zumindest solange, bis sich der Portier genervt und extra laut räusperte. Jeden Tag, an welchem ich Jeffrey begegnete, vermisste ich Hermoine mehr. Warum genau diese liebe Frau gekündigt hatte, war mir ein Rätsel. Ein noch größeres jedoch, warum sie gerade diesen hässlichen Kerl als ihren Nachfolger gewählt hatten. Immer und immer wieder fühlte ich mich an iCarly erinnert. Jeffrey war charakterlich mindestens genau so hässlich wie die Warze des Show-Portiers.

"Ist ja gut, ich bin schon weg", zischte ich und zog den Reißverschluss meiner Jacke zu.

Die kalte Februar-Luft schlug mir entgegen und ich vermisste den eigentlich angekündigten frühen Frühlingseinbruch schmerzlich. Noch mehr vermisste ich allerdings meine Kopfhörer, die ich in der Hektik vergessen haben musste. Zurückgehen kam allerdings absolut nicht in Frage, also schob ich mein Handy zurück in die Jackentasche, grub meine Hände dort ein und schaute mich auf der Straße um. Um mich herum herrschte das für New York typische rege Treiben aber es bedeutet nicht, dass ich mich weniger alleine fühlte. Den Blick stur auf den Boden gerichtet, setzte ich einen Fuß vor den nächsten und machte mir gar keine Gedanken, wohin ich eigentlich lief. Auch die Kälte machte mir zunächst nichts aus.

Erst, als mein Magen grummelte, bemerkte ich, dass meine Finger eisig und bläulich waren, meine Lippen sahen sicher nicht anders aus und auch mein Umfeld war dunkler geworden. Auf die Uhr konnte ich nicht schauen, die Kälte schien meinen Akku geradezu eingefroren zu haben. Mein Handy tat absolut gar nichts, egal, welchen Knopf ich drückte. Wenn ich also, zusammen mit meinem Handy Akku auftauen wollte, dann brauchte ich etwas Warmes. Kurz sah ich bewusst auf, musterte nicht nur die Häuser und malte mir Geschichten zu den darin lebenden Menschen aus, sondern versuchte mich ernsthaft zu orientieren. Dass ich vermutlich die ganze Zeit mehr oder minder im Kreis gelaufen war, wurde mir erst jetzt bewusst.

Ich erkannte die kleine Bar, keine vier Blocks von meinem Notfall-Zuhause entfernt, sofort. Es war der einzig brauchbare Pub in ganz New York, denn als einziger der viel zu weit verbreiteten, Möchtegern-Hipster - Schuppen verkaufte er ordentliches Guinness. Nicht zum ersten Mal kam mir dabei die größte 'How I Met Your Mother' - Lüge in den Sinn. Keine Bar innerhalb New Yorks war so sympathisch und heimelig, wie man es uns unfassbar viele Staffeln lang in Form des McLarens vorgaukelte.

New York (K)Nights ✨ NHWo Geschichten leben. Entdecke jetzt