❝Entweder man hält sein Wort oder seinen Mund.❞
❮ LEXY ❯
Als ich den Vertag vor etwa zwei Tagen unterschrieben hatte, war ich mir absolut sicher genau das Richtige zu tun.
Jetzt sehnte ich mich geradezu nach hässlichen Hüten, missmutigen Kaffeewerfern und einer Maschine, die alles machte, nur nicht das, was ich von ihr wollte. "Gott ey, ich verstehe nur Bahnhof", seufzte ich laut und zu mir selbst, als ich aufstand und aus etwas Entfernung auf den ganzen Bürokratie-Mist schaute, mit dem ich zu kämpfen hatte.
Zwischen Freistellungsaufträgen für irgendwelchen Zins Kram, Unterlagen für die Steuererklärung von 2015 und 2016 lag mein Personalbogen. Schon einmal hatte ich diesen Kram ausgefüllt, doch Scarlett bat mich um ein neues Exemplar für den Fall, es habe sich etwas geändert, meinte sie als sie mir den Wisch in die Hand drückte. Es war fast schon deprimierend, dass dies nicht der Fall war. Schrieb ich nur ein anders Datum auf das Blatt, wäre es noch immer Brandaktuell. Gut, bis auf meinen Wohnsitz vielleicht, dieser war schließlich eher weniger vorhanden.
Da es aber aus meiner Sicht nichts brachte sich darüber den Kopf zu zerbrechen, beschloss ich die übrigen zwei Stunden, die mir bis zum nächsten Meeting noch blieben, als Home-Office zu nutzen.
Noch immer war ich sauer, dass Scarlett mir ernsthaft Niall vor die Nase gesetzt hat, wo sie doch wusste, dass unser Verhältnis - sagen wir - angespannt ist. Ich würde sicher nichts fertigbekommen, weil er sich besserwisserisch in jede Kleinigkeit einmischen würde, also ließ ich meinen alten Laptop hochfahren, kochte mir in der Zwischenzeit eine kleine Kanne Kaffee und machte es mir auf Toms Sofa bequem. Irgendetwas musste ich mir einfallen lassen, um mich bei ihm für das Asyl zu bedanken, doch auch dies musste erst einmal warten.
Zunächst einmal hieß es: Stolz runterschlucken und arbeiten. Gefühlt bestand das gesamte Line Up des ersten Konzerttages aus Nialls Telefonbuch und dieser minimale Fakt nervte mich tierisch. Natürlich brachte Niall deutlich mehr Beziehungen ins Show-Geschäft mit sich und so fragte ich mich insgeheim immer noch, was Scarlett gerade mit mir wollte.
Mehr, als die Songtexte zu Olly Murs' gesamter musikalischer Karriere konnte ich nicht beisteuern. So sehr, wie Ginny mich in Phasen der schlechten Laune mit seinen Songs penetriert hatte, war es keiner Wunder, dass ich sie im Schlaf mitsingen konnte.
Ein letzter Blick auf die Liste und ich begann ein formloses Schreiben aufzusetzen, welches ich einfach nur immer wieder Kopieren und einfügen würde. Mit veränderten Namen versteht sich.
Scarlett wies mich gestern noch an, ich solle mich nicht scheuen alle drei Namen als Absender dazuzuschreiben und als es so weit war, stockte ich schließlich. Es war komisch, absolut komisch, denn ich könnte schwören, über die Hälfte der Empfänger würde sich fragen, wer zum Teufel ich war. Und alle hätten sie recht. Es war absurd, trotzdem tat ich es.
Im Hintergrund dudelte das Radio und ich ertappte mich dabei, wie ich Hailee Steinfelds 'Love Myself' leise mitsang und es hätte nicht ironischer sein können, dass ich in diesem Moment die E-Mail-Adresse ihres Managements in die Empfängerzeile eintippte. Sie war eine der wenigen Sängerinnen, auf die ich mich wirklich freute. Auf Nialls Verflossenen Liste konnte ich getrost verzichten aber leider kam man heutzutage nicht an Katy, Camilla, Selena und Co. vorbei.
»Hab den Montag abgearbeitet.« schrieb ich emotionslos in unsere neu gegründete Gruppe, doch statt einer Antwort, bekam ich eine Einzahlungsmitteilung per Email. Der Käufer meines 1995 Ford Probe hatte die vollen dreitausend Dollar überwiesen und die Freude über solch eine großen Batzen Geld wurde nur durch eine Tatsache gedimmt. Zwei Drittel davon gingen als Mietrückzahlung an meine Schwester und somit konnte ich per Online-Banking zumindest diesen Quatsch gleich hinter mich bringen.
DU LIEST GERADE
New York (K)Nights ✨ NH
Fanfic❮ Manchmal hat es wirklich keinen Sinn die Stirn zu fletschen und die Zähne zu runzeln. ❯ - Heinz Erhardt 🗽 Eigentlich hätte alles gut werden können. Sie hatte einen Job...