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Hustend und gurgelnd Spucke ich einen Schwall Wasser aus . Kurz darauf spüre ich erneut Lippen auf meinen und bemerke wie meine Lunge mit Luft vollgepumpt wird . " Bitte Lia , Atme ! " höre ich Valentins Aufforderung wie durch eine Schallschutzmauer . Wieder spüre ich seine Lippen und sie fühlen sich richtig auf meinen an . Wieder Spucke und huste ich Wasser aus . Dann verliere ich mein Bewusstsein erneut .

Biip....biiip....biiip....biiip

dröhnt es unaufhörlich in meinen Ohren . Kann das mal jemand ausmachen ?? Plötzlich wird mir bewusst , dass es das Gerät ist , dass meinen Herzschlag überprüft . Ich reiße die Augen auf und stöhne auf , weil mich das Licht so sehr blendet . Ich spüre eine kühle Hand auf meiner :" Schätzchen geht es dir gut ? " . " Mum ? " ,krächze ich , und versuche sie durch das helle Licht zu erkennen . " Was tust du hier und was ist passiert ? " frage ich erschöpft und muss Husten . " Dein Vater und ich sind , nachdem wir von deinem Unfall gehört haben , sofort angereist . Ihr seid mit einem kleinen Schiff in ein Unwetter gekommen und gekentert . Der Junge ... Valentin hat dich noch rechtzeitig gerettet , da du wohl gesunken bist . Ohne ihn hätte weiß Gott was passieren können ! " . Plötzlich habe ich die Bilder vom Unfall wieder genaustens vor mir . " Valentin hat dich beatmet , sonst wärest du vermutlich nicht mehr hier " , flüstert sie und mir wird klar , wie Ernst die Lage war und wie sehr ich mein Leben schätzen kann . Bei dem Gedanken an Valentins Lippen auf meinen werde ich rot ." E-e-er hat mich beatmet ? " ,stottere ich verlegen . " Ja , er scheint ein netter Junge zu sein " , beantwortet sie lächelnd meine Frage . " Aber jetzt ruh dich noch ein wenig aus " , schlägt sie vor und streicht mir über die Haare , wie sie es früher immer gemacht hat , als ich nicht schlafen konnte . Nach kurzer Zeit schlafe ich wie ein Stein .

Als ich aus dem Tiefschlaf erwache sitzt mein Vater neben dem Krankenhaus Bett . " Dad " ,flüstere ich lächelnd . Er drückt meine Hand :" Gut geschlafen Prinzessin ? " . " Wie lange habe ich geschlafen ? " . " 2 Stunden " , antwortet er mir . " Nein , ich meine wie lange war ich bewusstlos ? " . " 5 Tage " , sagt er kurz und knapp . " So lange ?! " , frage ich fasungslos . Er nickt und schaut zu Boden . Keiner will das Schweigen brechen und über das was hätte passieren können . Aber ich bin auch froh darüber , denn je länger ich darüber nachdenke , desto stärker brummt mir der Schädel . " Draußen wartet Besuch auf dich , darf er rein kommen ? " . Ich nicke :" Aber Dad gönnt euch mal eine Pause , ihr wart so lange im Krankenhaus , seht euch die Stadt an , mir geht es gut " . Nach langem überreden geht er . Ich habe etwas Angst vor der Begegnung mit Valentin . Wie wird er sich verhalten , nach der ganzen Geschichte mit Mike , will er überhaupt noch Kontakt ? Die Tür geht auf und Valentin steht im Türrahmen . " Hi " begrüßt er mich lächelnd . " Hey " , flüstere ich zurück . Er hält eine Tüte Popkorn und ein paar Filme hoch :" Lust auf ein paar Filme und Popkorn oder willst du erstmal reden ? " . Ich muss über die Idee mit den Filmen schmunzeln , aber mir wird klar , dass wir erst die Barriere aus dem Weg schaffen müssen . " Erst reden " , sage ich Ernst , und setze mich im Schneidersitz auf das Bett . Er setzt sich auch auf das Bett und betrachtet mein Gesicht ausgiebig . " Ich weiß , ich sehe schlimm aus , so frisch aus dem Bett gerollt " , entschuldige ich mich . " Nein , du bist immer schön und ich bin froh , dass es dir besser geht " . Bei seinem Kommentar werde ich rot :" Das habe ich nur dir zu verdanken , vielen Dank , dass du mich gerettet hast , ohne dich würde ich vermutlich am Grund des Meeres schwimmen " . " Nicht der Rede Wert , dass habe ich doch gerne gemacht " . " Aber ein was muss ich noch klarstellen , nicht , dass du mich für einen Gefühlslosen Eisblock hältst oder so , naja vermutlich tust du das schon .... Seit dem Unfall habe ich mich zurückgezogen . Habe jegliche Kontakte angelehnt und die meiste Zeit im Haus verbracht . Meine Freunde habe ich alle total im Stich gelassen . Aber ich habe nicht wie sie aufgehört zu trauern sondern immer weiter getrauert . Deswegen tut es mir Leid , dass ich so ignorant war , aber ich glaube ich kann keinen Kontakt zu anderen Menschen haben ohne ihnen weh zu tun oder verletzt zu werden " . Den letzten Satz flüstere ich nur noch und merke wie mir bei diesem Satz die Tränen an den Wangen hinunter rinnen . Valentin rückt näher und streicht mir die Tränen sanft mit dem Daumen von den Wangen :" Aber Trauer ist doch wichtig und manche brauchen eben länger als andere . Aber deswegen verletzt du doch keine anderen Menschen . Das wird mit der Zeit und irgendwann kannst du anderen wieder vertrauen " . " Ich vertraue dir Valentin . Ich habe seit dem Unfall nie über meine Gefühle geredet , nicht mal mit meinen Eltern " , gestehe ich . Und das stimmt auch , ich vertraue ihm wirklich . Er stutzt :" Wow , wirklich ? " . Ich nicke und frage dann vorsichtig :" Versprichst du mir bitte eines Valentin ? " . Er sieht mich offen an und ich spreche weiter :" Verletz mich nicht , ok ? " . " Ich verspreche es " , flüstert er, und nimmt mich in den Arm . Dann steht er kurz auf und hält sie 2 Filme hoch :" Madagaskar oder Findet Nemo ? " . Ich ziehe die Augenbrauen hoch . Er hebt ergeben die Hände :" Das Krankenhaus hatte keine anderen Deutschen Filme " . Ich grinse und sage :" Na dann Madagaskar " . Er legt den Film ein , und schmeisst sich dann neben mir aufs Bett und hält mir Popkorn hin . Dankend nehme ich mir etwas , und lehne meinen Kopf an seine Schulter . Es ist echt ziemlich eng auf diesem schmalen Krankenhausbett , aber für uns reichts . Nach einer Weile schlafe ich einfach Valentins Schulter ein

Der Wille der ZeitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt